Bürgermeister Saxe leitet Sitzung der Hanse in Turku
Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe, Vormann der Hanse, leitet am kommenden Wochenende die internationale Herbstkommissionssitzung der Hanse, die in Turku ausgerichtet wird. Die Hansestadt Turku, älteste Stadt Finnlands, wird im kommenden Jahr 775 Jahre alt und richtet den 24. Hansetag der Neuzeit aus. Die Kommission wird sich von Freitag bis Sonnabend, 14. und 15. November 2003, über die bisherigen Vorbereitungen des 24. Internationalen Hansetages in Turku vom 17. bis 20. Juni 2004 informieren. Ferner steht auf der Tagesordnung: Die Einrichtung einer Hanse-Gilde, die Vorstellung eines Konzeptes für einen „Tag der Hanse“ und die Entwicklungen der Internet-Seite des Städtebundes „DIE HANSE“, das HanseWeb (zu erreichen unter www.hanse.org). Während der Herbstkommissionssitzung der Hanse will sich Saxe auch dafür einsetzen, dass beim nächsten Hansetag die Hochschulen und Wirtschaftsverbände stärker als bisher in dieses internationale Treffen eingebunden werden.
Der Lübecker Delegation gehören neben Bürgermeister Saxe noch Jan Lindenau, Vorsitzende der Youth Hansa, sowie Jutta Zachow und Gitte Timmermann vom Lübecker Hansebüro an. Zu den internationalen Teilnehmern gehören Vertreter aus den deutschen Städten Osnabrück, Stade, Rostock, Salzwedel, Frankfurt (Oder), Wesel und Herford, sowie aus dem norwegischen Bergen, Deventer und Zwolle aus den Niederlanden, Kalmar und Visby aus Schweden, der Hansestadt Tartu aus Estland, Riga, Lettland, den polnischen Städten Gdansk und Slubice, Brügge, Belgien, Kaunas, Litauen, sowie Nowgorod in Rußland.
Die Reise von Lübecks Bürgermeister nach Turku beginnt bereits morgen: Am Donnerstag wird Saxe in Bad Honnef auf Einladung des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund einen Vortrag zum Thema „Baukultur als Wirtschaftsfaktor“ halten. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft eines früheren Schleswig-Holsteiners: des Ministerpräsidenten von NRW, Peer Steinbrück.
Von Bad Honnef aus fliegt Saxe dann über Köln/Bonn weiter nach Skandinavien. Die Reise nach Turku will er darüber hinaus dazu nutzen, die Beziehungen zu Turku und Finnland allgemein zu vertiefen. Turku ist ein bedeutender Standort für Medizintechnik und Biotechnologie sowie Informationstechnologien. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sich der Ostseeraum zur führenden Boomregion Europas entwickelt, auch aufgrund des starken Wirtschaftswachstums der skandinavischen Länder, allen voran Finnland.
In wenigen Monaten, ab Mai 2004, gehören 95 Prozent der Länder entlang der Ostseeküste zur Europäischen Union. Die Ostsee wird damit zum EU–Binnenmeer mit knapp 50 Millionen Einwohnern an seinen Gestaden. Bereits heute werden in der Ostseeregion gut 17 Prozent des Welthandels beziehungsweise mehr als 30 Prozent der europäischen Exporte abgewickelt. Prognosen zufolge wird sich das Handelsvolumen in der Ostseeregion in weniger als 20 Jahren verzehnfachen.
Aus diesen genannten Gründen ergeben sich somit „für die Hansestadt Lübeck große Chancen, die es zu nutzen gilt“, wie Bürgermeister Saxe heute im Vorgriff auf seine Finnlandreise sagte. So gewinne die Medizintechnik, die Biotechnologie und die Informatik zunehmend an Bedeutung, beispielhaft ist hierfür das Turku Centre for Computer Science. „Das sind die Zukunftsbereiche, auf die wir auch in Lübeck setzen“, betonte Saxe.
Eng ist die Zusammenarbeit zwischen Finnland und Lübeck bereits jetzt im Logistiksektor: Nach wie vor sind vom Volumen her Forstprodukte das Hauptumschlagsgut Finnlands im Außenhandel mit Deutschland. Das zeigen die Zahlen des RoRo-Umschlags und die Lagerung finnischer Forstprodukte: Waren es 1998 noch fünf Millionen Tonnen, waren es im Jahr 2000 bereits 6,9 Millionen Tonnen, eine Steigerung um 38 Prozent. Lübeck ist dabei der bedeutendste Umschlagshafen für finnische Forstprodukte in Europa. Ein Beleg dafür sind die zahlreichen Fährverbindungen zwischen der Hansestadt und Finnland: Aktuell werden die Destinationen Helsinki, Kotka, Turku, Rauma, Hanko, Oulu und Kemi angesteuert. Der deutsche Heimathafen der finnischen Reederei-Gruppe „Finnlines“ ist Lübeck. Finnland ist zusammen mit Schweden aber auch Technologieführer im Bereich der Telekommunikation, insbesondere der Mobilfunktechnik (Nokia).
Dieser Prozeß des Zusammenwachsens profitiert auch von der Wiederbelebung der alten Handelswege aus den Zeiten der Hanse und ihrer großen geschichtlichen Tradition als Schrittmacher für die damalige wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Ostseeregion. Turku, im Südwesten Finnlands, verkörpert diese große Tradition. Seit dem 13. Jahrhundert ist Turku ein bedeutender Handelsplatz und heute noch immer einer der wichtigsten Umschlagshäfen Finnlands. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum lag zwischen 1995 und 2001 bei jährlich vier Prozent. Die Arbeitslosenquote sank von 15 Prozent im Jahr 1995 auf aktuell 7,7 Prozent.
Erfolgreich ist Finnland auch auf dem Bildungssektor, wie nicht zuletzt das sehr gute Abschneiden bei der PISA-Studie gezeigt hat. Maßgeblich dafür war nach Expertenmeinung insbesondere das gut funktionierende Konzept der finnischen Ganztagsschulen. Daß Bildung in Finnland eine jahrhundertealte Tradition hat, zeigt ein Blick in die Geschichte: In Turku wurde 1640 die erste Universität des Landes gegründet. Heute gehören die Hochschulen Turkus zu den führenden des Landes. Hervorzuheben ist die große Tradition in der Musik, insbesondere im Bereich der Kirchenmusik. +++