LMG: Kompromiß der Tarifparteien macht Hoffnung
Nach zehnstündigen intensiven Verhandlungen über die Bedingungen für eine Fortführung der Lübecker Maschinenbau Gesellschaft mbH (LMG) sind die Verhandlungspartner unter der Leitung des Moderators Bürgermeister Bernd Saxe am gestrigen Sonntagabend zu einer von beiden Seiten getragenen Kompromißlösung gekommen: Diese beinhaltet eine Vereinbarung, die den Rahmen für einen Interessenausgleich und Sanierungstarifvertrag festschreibt.
Saxe: „Wir haben mit diesem Kompromiß einen ersten wichtigen Grundstein für den Neustart der LMG gelegt. Die Vereinbarung ist notwendig, um das Fünkchen Hoffnung auf eine Fortführung der LMG zu erhalten. Entwarnung aber kann noch nicht gegeben werden; die Rettung der LMG bleibt eine Zitterpartie. Nach dem Kompromiß zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Gesellschaftern und Gewerkschaft liegt der Schlüssel zum Erhalt von 150 Arbeitsplätzen der LMG nun bei der Landesregierung und den Banken.“
Kern der gestern getroffenen Vereinbarung sind die Gründung einer Transfergesellschaft und die Eckpunkte eines noch abzuschließenden Sanierungstarifvertrages. Arbeitgeber und Arbeitnehmer einigten sich damit auf ein tiefgreifendes Restrukturierungsprogramm, das nach Auffassung beider Seiten die Grundlagen für einen Neustart der LMG schafft.
Die Eckdaten dafür sind:
- Der Neustart der LMG wird mit einem Mitarbeiterstamm von 150 Beschäftigten erfolgen.
- Die Verhandlungspartner vereinbaren die Überleitung von 150 Beschäftigten der LMG in eine Transfergesellschaft ab 1. August 2003, deren Betreiber nach dem Willen beider Tarifparteien die Agentur für Struktur- und Personalentwicklung GmbH (AgS) sein soll.
- Der noch abzuschließende Sanierungstarifvertrag führt zu einer Absenkung der Personalkosten um 15 Prozent für die verbleibenden Mitarbeiter. Dies wird unter anderem mit folgenden Maßnahmen erreicht:
- die tariflichen monatlichen Leistungszulagen werden in einem Volumen der betrieblichen Sonderzahlungen gekürzt.
- der Abschluß eines Beschäftigungssicherungstarifvertrages mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 33 Stunden ohne Lohnausgleich.
In den Folgejahren sind weitere Maßnahmen zur Begrenzung der Personalkosten erforderlich, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens dauerhaft zu sichern. Darum vereinbaren beide Seiten, auch zukünftig gemeinsam daran zu arbeiten, daß der Personalkostenanteil an der Betriebsleistung in den folgenden Jahren ein Drittel nicht übersteigt.
Sofern alle Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden, sind die Parteien überzeugt, in Abhängigkeit von der Auftragslage schon im dritten Geschäftsjahr nach dem Neustart des Unternehmens den Mitarbeiterbestand auf 173 Beschäftigte erhöhen zu können.
Beide Seiten betonen, daß alle Beschäftigten der LMG einen Beitrag zur Sanierung des Unternehmens leisten müssen. Darum wird die Geschäftsleitung geeignete Maßnahmen veranlassen, um die Leitenden und die außertariflichen Angestellten in gleichem Umfang an den Lasten der Sanierung zu beteiligen.
Nach fast zehn Stunden Verhandlungen kommen beide Parteien übereinstimmend zu dem Fazit: Es ist kein Wunschergebnis erzielt worden. Es bedeutet für alle Seiten harte Einschnitte. Aber der Kompromiß ist ein Weg, um die kleine Chance auf einen Neustart der LMG zu erhalten und den ausscheidenden Beschäftigten mit der Transfergesellschaft eine faire Zukunftsperspektive bieten zu können. Jedem der beiden Parteien ist klar, daß die eigentliche harte Arbeit der Sanierung noch bevorsteht.
Eine sofortige Insolvenz, die beim Scheitern der Verhandlungen hätte angemeldet werden müssen, wäre nach Ansicht beider Seiten die schlechtere Alternative für alle Beschäftigten gewesen.
Die Verhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite wurden notwendig, um zu einem Interessenausgleich und Sanierungstarifvertrag als Grundlage für einen Neustart der LMG zu kommen. Beide Tarifparteien sowie die Landesregierung hatten in letzter Minute ihre Entschlossenheit bekundet, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Fortführung der LMG zu ermöglichen. Vorangegangen war die Einsetzung eines Liquidators durch den Gesellschafter NordGB auf Grund einer drohenden Insolvenz.
Der nächste Meilenstein für die Zukunft der LMG ist ein Bankengespräch in dieser Woche. „Der Kompromiß ist eine wichtige Voraussetzung für das Bankengespräch und damit für die Zukunft der LMG und der Beschäftigten,“ sagte Bürgermeister Bernd Saxe abschließend. +++