Bernd Saxe steht der Hanse als Vormann weiter zur Verfügung
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Es gilt das gesprochene Wort!
Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe, 45 (SPD), will auch weiterhin der Hanse als Vormann zur Verfügung stehen. Dies geht aus seiner Rede vor den Delegierten des 20. Hansetages der Neuzeit hervor, die er am 27. Mai im holländischen Zwolle hielt. Der Hansetag, den Saxe am Donnerstag feierlich eröffnete, geht am Sonntagabend mit der Flaggenübergabe an Riga, der nächsten ausrichtenden Hansestadt, zu Ende.
Wir dokumentieren die Rede des Lübecker Bürgermeisters nachstehend im Wortlaut:
“Liebe Hanseatinnen und Hanseaten,
es ist mir eine große Freude und ein Vergnügen, noch im ersten Monat nach meinem Amtsantritt als Bürgermeister der Hansestadt Lübeck zugleich meines Amtes als Vormann der Hanse walten zu können und einen Hansetag - den 20. in der neuzeitlichen Geschichte unseres gemeinsamen Städtebundes - eröffnen zu können.
Es ist mir zugleich ein Anliegen, meinem Vorgänger in diesen beiden Ämtern für seine Leistungen und Verdienste herzlich zu danken. Er hat als Vormann den Städtebund deutlich nach vorn gebracht, hat auf seine unnachahmliche Weise Kraft und Energie, aber auch Seele und Geist in dieses Amt eingebracht und der Hanse damit zu neuer Dynamik im Innern und zugleich zu neuem Ansehen nach außen verholfen. Dafür will ich ihm - zugleich in Ihrer aller Namen - herzlichen Dank sagen.
Gerne überbringe ich Ihnen heute die herzlichen Grüße von Michael Bouteiller, der mich gebeten hat, Ihnen allen persönlich alles Gute und dem 20. Hansetag der Neuzeit ein gutes Gelingen zu wünschen. Er bleibt dem Hansegedanken weiter verbunden.
Liebe Hanseatinnen und Hanseaten, wir stehen am Anfang eines neuen Jahrtausends und blicken zurück auf eine wechselvolle Geschichte. Die Hanse war in ihrer Blütezeit eine mächtige, eine prächtige Organisation, in der Städte sich zusammenfanden, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten, um den Handel gemeinsam zu entwickeln, um die Märkte der damaligen Welt zu erschließen zum Wohle der Städte und der Menschen, die in ihnen lebten.
Vor ziemlich genau 351 Jahren trat dieser erste Hansebund zum letzten Mal zusammen und es ist in diesen Tagen genau 20 Jahre her, daß der Hansebund der Neuzeit zum ersten Mal zusammentrat - hier in Zwolle und auf Initiative der damaligen Stadtväter von Zwolle. Zu nennen ist hier insbesondere Fred Pfeiffer, dem wir im Laufe der Sitzung gesondert gedenken wollen. Wir sind heute - 20 Jahre danach - gern hier zusammengekommen, auch um erneut Dank zu sagen für die damalige Initiative!
“Building bridges to the future” - das Motto dieses Hansetages - ist die Aufforderung, den Blick nach vorn zu richten: Die Welt, in der wir leben, ändert sich in einem bisher nicht gekannten Ausmaß, wandelt sich in einer bislang nicht für möglich gehaltenen Geschwindigkeit. Nichts ist mehr wie es einmal war, nichts wird in Zukunft so sein, wie es heute ist. Kaum ist die Transformation von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft halbwegs abgeschlossen, schon sind wir auf dem Weg in die Wissensgesellschaft. Zugleich schreitet die Globalisierung zügig voran. Teil dieser Entwicklung ist der schleichende Bedeutungsverlust des Nationalstaats als dominierende und identitätsstiftende Gestalt. Dies führt bei vielen Menschen zu einer wachsenden Ungewissheit und Verunsicherung über ihren Ort in der Gesellschaft und über ihre zukünftigen Perspektiven.
Je mehr aber der Nationalstaat an Bedeutung verliert, desto mehr treten an seine Stelle die Städte und Regionen als Orte der Identität, der kulturellen Zugehörigkeit, der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Sie - die Städte und Regionen - sind es, die die Menschen als Heimat empfinden.
Unserem Städtebund, der Hanse, fällt die Aufgabe zu, über Grenzen hinweg Brücken zu bauen, Trennendes zu überwinden, Menschen zusammenzubringen. Der Austausch von Wissen und Kenntnissen, die Vermittlung von Erfahrungen und Einsichten, die Auseinandersetzungn mit der kulturellen Identität des Anderen, dies alles trägt dazu bei, das Zusammenwachsen in Europa zu befördern, den europäischen Gedanken zu stärken, Weltoffenheit und Toleranz als prägende Grundelemente unserer Gesellschaftsordnung zu unterstützen.
Wir wollen unseren Städtebund in diesem Sinne weiterentwickeln, wollen ihn stärken und im Geiste unserer gemeinsamen Werte und Ziele zu neuer Blüte führen.
Mit einer Satzung - ein Novum in der vielhundertjährigen Geschichte unseres Städtebundes - wollen wir die innere Struktur der Hanse weiterentwickeln, wollen die Zusammenarbeit zwischen den jährlichen Hansetagen intensivieren und die Einbindung von mehr Mitgliedsstädten in das “Tagesgeschäft” ermöglichen.
Die neuen Regelungen zum Vormann bzw. Präsidenten der Hanse stellen ein Stück formale Demokratiesierung dar. Aber um Mißverständnissen vorzubeugen: Der Bürgermeister der Hansestadt Luebeck steht - wenn Sie es wollen - auch weiterhin gern zur Verfügung, Lübeck ist auch weiterhin bereit, seine Ideen und Konzepte für die Weiterentwicklung der Hanse einzubringen, seine Kapazitäten für die organisatorische und inhaltliche Vorbereitung und Durchführung der Aufgaben der Hanse zur Verfügung zu stellen. Lassen Sie uns jetzt mit der Arbeit beginnen, lassen Sie uns die Hanse fitmachen für die Zukunft, lassen Sie uns die kommenden Herausforderungen gemeinsam annehmen !” +++