Lübeck plant keine Eingemeindungen

Veröffentlicht am 19.01.2000

Lübeck plant keine Eingemeindungen


000043R 2000-01-19

Müssen Lübecks Umlandgemeinden fürchten, demnächst von der Hansestadt geschluckt zu werden? Derartige Ängste hatte jüngst der Städteverband Schleswig-Holstein beispielsweise bei Bad Schwartaus Bürgermeister Jochen Wegener ausgelöst: “Einer Eingemeindung nach Lübeck werden wir uns mit allen Mitteln widersetzen”, wurde er in der Presse zitiert.

Der Verband hatte die Städte und deren Umlandgemeinden aufgefordert, stärker zusammen zu arbeiten. “Nicht in der Konkurrenz, sondern in der Kooperation liegt die Chance für die Zukunft der Städte”, begründetet Harald Rentsch, Geschäftsführer des Verbandes, den Vorstoß. Der Städteverband setzt sich aus Städtetag (er vertritt die vier kreisfreien Städte, darunter Lübeck) und Städtebund (vertritt die 58 kreisangehörigen Städte) zusammen. Allerdings dürfe eine Überprüfung der kommunalen Gebiets- und Verwaltungsstruktur in Schleswig-Holstein nicht ausgeschlossen und weiter als Tabu-Thema behandelt werden, führte Rentsch weiter aus.

Genau diese Sätze interpretierten die Randgemeinden nun aber als Ankündigung einer neuen Gebietsreform oder gar als Befürwortung gesetzlich erzwungener Eingemeindungen. Daran jedoch denkt weder der Städteverband und schon gar nicht die Hansestadt Lübeck.

So hat beispielsweise Bürgermeister Michael Bouteiller bereits vor Jahren eine regelmäßig tagende “Bürgermeister-Konferenz” mit den Chefs der Nachbargemeinden initiiert. In diesem Gremien besprechen die Bürgermeister gemeinsame kommunale Probleme, um sie einvernehmlich und kooperativ zu lösen. In die gleiche Richtung zielt Lübecks Mitarbeit im Regionalverbund HOLM oder im Regionalbeirat Lübeck. Dieses Gremium aus Vertretern der Hansestadt Lübeck sowie der Landkreise Herzogtum-Lauenburg, Nordwestmecklenburg, Ostholstein, Segeberg und Stormarn verfolgt das Ziel, die gesamte Region konkurrenzfähig zu den anderen Regionen Europas zu machen.

Bad Schwartaus Bürgermeister hat inzwischen seinen heftigen Protest gegen vermeintliche Lübecker Begierden relativiert. Seine Reaktion möge man doch eher als Vorsichtsmaßnahme werten, sagte er. Wenn er auch Lübecks Appetit aufs Umland kenne, so sei sie weniger gegen Lübeck gerichtet als gegen die Landesregierung: “Denen da in Kiel traue ich nicht übern Weg”, so Wegener. Außerdem mache eine Eingemeindung nur dann Sinn, wenn die Städte keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr hätten. Lübeck jedoch habe genügend Flächen und solle erst einmal die nutzen, meinte der Bürgermeister der vermögenden Kleinstadt vor Lübecks Toren. +++