990953L 10. Dezember 1999
Der Countdown läuft. In 21 Tagen verabschiedet sich das 20. Jahrhundert und das dritte Jahrtausend beginnt. Wird dieser Beginn mit Pannen starten, uns in Dunkelheit bei ausgefallenen Heizungen frieren lassen? Davon ist nicht auszugehen! Denn seit Anfang 1999 wird der Jahrtausendwechsel und damit vor allem das Jahr-2000-Problem “Y2K” (Year 2 Kilos) in Verbindung mit einem auch ansonsten außergewöhnlichen Jahreswechsel bei der Berufsfeuerwehr Lübeck bearbeitet. Alle Organisationen sind sich darüber einig, daß die Wahrscheinlichkeit von größeren Störungen - sieht man einmal von voraussichtlich deutlich mehr Rettungsdiensteinsätzen ab - relativ gering ist.
Die Koordinationsarbeit für den Jahrtausendwechsel ist einem Sachgebiet der Berufsfeuerwehr Lübeck zugeteilt worden. Innensenatorin Dagmar Pohl-Laukamp und die Chefetage der Berufsfeuerwehr waren sich einig, daß in der Hansestadt Lübeck in puncto Sicherheit nur eine maximale Vorhaltung und Vorbereitung in Frage kommt.
Durch zahlreiche Tests und Nachfragen bei Herstellern wurden Kommunikationsgeräte, Fahrzeugtechnik, Meßgeräte, Brandmeldeanlagen, die Leitstelle der Berufsfeuerwehr Lübeck und vieles mehr auf die Y2K-Tauglichkeit überprüft. Sämtliche Vorbereitungsmaßnahmen wurden in Zusammenarbeit und gegenseitiger Information von Polizei und Bundesgrenzschutz, Bundeswehr, Hilfsorganisationen, Technischem Hilfswerk, Freiwilliger Feuerwehr, Stadtwerken, Firmen und Nachbarkreisen durchgeführt und mündete in einem zweitägigen Seminar an der Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein mit rund 40 Teilnehmern aus allen Bereichen.
Auch wenn alles getan wurde, um den Jahreswechsel so reibungslos wie möglich zu erleben, halten es alle Beteiligten für notwendig, den Personaleinsatz zu erhöhen, um für alle Eventualfälle gerüstet zu sein. In der Hansestadt Lübeck werden am 31. Dezember 1999 folgende Einheiten an ihren Stützpunkten einsatzbereit sein:
Die vier Berufsfeuerwehrwachen sind in voller Schichtstärke (44 Funktionen) besetzt. Ebenso 15 der 23 Freiwilligen Feuerwehren in ihren Gerätehäusern mit insgesamt rund 135 Mann. Der Technische Zug des Technischen Hilfswerks (THW) ist mit rund 25 Einsatzkräften besetzt. Alle vorhandenen Rettungstransport- und Krankentransportwagen der Hansestadt Lübeck werden durch Berufsfeuerwehr und Hilfsorganisationen besetzt. Überlicherweise sind nachts lediglich sechs und tagsüber 14 von ihnen unterwegs. Mindestens vier Notarzteinsatzfahrzeuge, verteilt im gesamten Stadtgebiet, sind im Einsatz. Teile der Schnellen Einsatzgruppe Rettungsdienst - Stärke etwa 50 Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) - sind im Dienst; auch die Betreuungseinheiten von DRK und Malteser-Hilfsdienst (MHD), Stärke rund 20 Helfer.
Besetzt sind außerdem zwei Rettungsboote durch die DRK-Wasserwacht an der Untertrave zur eventuell notwendigen Bergung von Menschen, die in den Fluß fallen. Vorgehalten wird eine Zentralambulanz für Betrunkene und Leichtverletzte (ZAB) im Gebäude der JUH, Bei der Gasanstalt, mit 25-30 Helfern der JUH, des MHD und des ASB.
Ein Leitender Notarzt steht in Bereitschaft, außerdem Leitungspersonal, mindestens vier Feuerwehrbeamte des gehobenen und höheren Dienstes, ein Leitender Notarzt im Führungsstab und nach Bedarf weiteres Leitungspersonal. Das Personal der Leitstelle der Berufsfeuerwehr wird auf fünf Feuerwehrbeamte erhöht - normal ist die Leitstelle mit drei Kräften besetzt. Das Personal der technischen Abteilung der Berufsfeuerwehr wird komplett vorgehalten.
Der Führungsstab im Hause der Berufsfeuerwehr der Hansestadt Lübeck wird alle Einsatzmaßnahmen koordinieren und gegebenenfalls weitere Kräfte heranführen.
Ein mögliches, wenn auch unwahrscheinliches Szenario wäre der Ausfall der Notrufleitungen 110 und 112 sowie des Telefonnetzes. Für diesen Fall hält die Berufsfeuerwehr im Führungsstab eine Übersichtskarte vor, auf der im gesamten Stadtgebiet Notrufmeldepunkte verzeichnet sind. Diesen Meldepunkten sind Fahrzeuge zugeordnet (meistens Freiwillige Feuerwehr und Technisches Hilfswerk). Im Falle von Notruf- und Festnetzausfall werden diese Fahrzeuge über feuerwehreigene Systeme (Funk und digitale Meldeempfänger) alarmiert und fahren die Meldepunkte an. Dort fungieren sie praktisch als “fahrende Telefonzellen” und setzen Notrufmeldungen über Funk direkt an die Feuerwehrleitstelle ab. Nicht besetzte Meldepunkte müssen seitens des Stabes beschickt werden. Es ist geplant, im Einsatzfall auch Fahrzeuge der Stadtwerke mit zu nutzen (Linienbusse). Die Wachen und Gerätehäuser der Feuerwehr sowie Polizeidienststellen und Krankenhäuser dienen ebenfalls als Meldestellen für den Bürger.
Damit der Bürger diese Meldestellen kennt, müssen die Karte und die anhängende Liste (Anlage) einer möglichst breiten Öffentlichkeit bekannt sein. Nur so kann im Bedarfsfall jeder Hilfe suchende Bürger seinen Notruf in adäquater Zeit absetzen.
Die Verteilung erfolgt über die Lübecker Stadtzeitung an jeden erreichbaren Haushalt. Die Liste ist im Internet unter www.luebeck.de zu finden und außerdem im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Breite Str. 62, Lübeck, erhältlich. +++