Die Stadtwerke Lübeck reduzieren ihren allgemeinen Stromtarif zum 1. Oktober 1999 auf 22 Pfennig pro Kilowattstunde (kWh) und einen Grundpreis von zehn Mark pro Monat. Lübecks Bürgermeister Michael Bouteiller hat am Freitag, 27. August, in Abstimmung mit den Fraktionsspitzen der Bürgerschaftsfraktion eine entprechende Eilentscheidung unterschrieben. Diese war notwendig, um die Preise zum 1. Oktober deutlich reduzieren zu können. Die neuen Tarife werden bereits an diesem Sonntag, 29. August, in den Lübecker Nachrichten und am Dienstag, 31. August, in der Lübecker Stadtzeitung veröffentlicht.
Die drastische Preisreduzierung ist zugleich eine große finanzielle Anstrengung für die Hansestadt Lübeck. Sie führt zu einem Umsatzrückgang von rund 50 Millionen Mark pro Jahr bei den Stadtwerken. Die geringeren Einnahmen haben auch Auswirkungen auf die bisher praktizierte Quersubventionierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Derzeit gebe es aber noch keine Pläne, die Busfahrpreise anzuheben, doch über neue Tarifmodelle, etwa die Einführung eines Zonentarifs, müsse nachgedacht werden, sagte Bouteiller bei der Pressekonferenz am Freitag im Roten Saal des Rathauses. Auf eine sozial ausgewogene Preisgestaltung der Bustarife werde die Stadt auch zukünftig achten, fügte der Bürgermeister an.
Die Stadtwerke selbst wollen den Umsatzrückgang einerseits durch den günstigeren Einkauf von Strom - die Stadtwerke produzieren Strom nur zu geringen Anteilen selbst - auffangen, ihm andererseits durch eine Reorganisation der Stadtwerke begegnen.
Für den Durchschnittsverbrauch der Lübecker Haushalte, der bei etwa 3000 kWh pro Jahr liegt, führe die 20prozentige Preisreduzierung zu einer Ersparnis von etwa 200 Mark pro Jahr. Verglichen mit den Tarifen eines Mitbewerbers, der derzeit durch gelbe Zeitungsanzeigen auffällt, ist der neue Tarif der Stadtwerke übrigens für den Durchschnittsverbraucher günstiger. Bouteiller bezeichnete die Tarifsenkung denn auch als Maßnahme der Stadtwerke, ihre Kunden an sich zu binden. Der kaufmännische Direktor der Stadtwerke, Dr. Karl-Joachim Henkel, ergänzte, daß sich der erwähnte Mitbewerber bislang noch nicht bei den Stadtwerken gemeldet habe.
Hinweis an die Redaktionen: In der Anlage erhalten Sie die Pressemitteilung der Stadtwerke. +++