Veröffentlicht am 27.07.1998

Umfangreicheres Auswahlverfahren für leitende Positionen

Umfangreicheres Auswahlverfahren für leitende Positionen

Die Hansestadt Lübeck will neue Wege bei der Personalauswahl für leitende Positionen beschreiten. "Die üblichen kurzen Vorstellungsgespräche reichen oft nicht aus, um einen Menschen angemessen zu beurteilen", erläutert Sieglinde Schüssler vom Zentralen Controlling, Bereich Personalentwicklung. Und auch die besten Zeugnisse sagten nichts darüber aus, ob die Bewerberin oder der Bewerber den tatsächlichen Anforderungen der Stelle entspreche. Um mehr Sicherheit zu bekommen, will man künftig auf das aus der Wirtschaft bekannte Auswahlinstrument Assessment Center (AC) zurückgreifen.

Der Vorteil des AC liege darin, daß die BewerberInnen nicht nur von einer, sondern von mehreren Personen beobachtet und beurteilt werden - und das nicht nur für wenige Minuten, sondern über einen längeren Zeitraum. "Die Wahrscheinlichkeit, daß sich jemand über eine so lange Zeit verstellen kann, ist relativ gering", so Schüssler. Außerdem würden die Bewerber mit Situationen aus dem "realitätstypischen Alltag" konfrontiert, um zu sehen, wie die Probanden damit umgehen.

Schüssler betont, daß potentielle Bewerber, die ein AC durchlaufen müssen, keinesfalls in für sie psychisch schwer belastende Situationen gebracht werden: "Wir wissen, daß eine solche Situation belastend ist. Deshalb sorgen wir dafür, daß alle unnötigen Streßfaktoren vermieden werden." Es gehe nicht darum, einen gläsernen Menschen zu bekommen; der Sinn des umfangreichen Verfahrens sei ausschließlich, keinen Fehlgriff zu landen. "Man soll ja mit der neuen Kollegin beziehungsweise dem neuen Kollegen über viele Jahre zusammenarbeiten".

Einmal wurde das Assessment Center bereits angewandt. Acht Personen aus verschiedenen Bereichen der Verwaltung haben gemeinsam die Beurteilungskriterien erarbeitet und anschließend die Bewerber einen Tag lang nach dem neuen Modell begutachtet. Im Anschluß an die gemeinsame Vorstellung der Kandidaten haben die acht Beobachter ihre Unterlagen gemeinsam ausgewertet - mit erstaunlichem Ergebnis: "Es gab eine ganz hohe Übereinstimmung, welche Person uns am besten geeignet erschien."

Die Bewerber hätten in Nachgesprächen die freundliche und offene Atmosphäre gelobt.

Zur Zeit erarbeitet Sieglinde Schüssler eine Entscheidungsgrundlage unter Kosten-/Nutzengesichtspunkten. Anhand dieser Unterlage soll entschieden werden, ob das neue Auswahlverfahren eingeführt wird. +++