Für das Lübecker "Konzept der naturnahen Waldnutzung" bekommt der Bereich Stadtwald am Mittwoch, 6. Mai, in Bonn einen Umweltpreis von Angelika Merkel, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Bereichsleiter Dr. Lutz Fähser wird ihn entgegennehmen.
"Natur braucht Zukunft - Zukunft braucht Natur" lautete das Motto, dieses ersten Naturschutzwettbewerbes des Bundes und der Länder. Schirmherr ist Bundespräsident Roman Herzog. Insgesamt 16 Wettbewerbsbeiträge werden ausgezeichnet.
1996 bekam der Bereich Stadtwald - damals noch Stadtforstamt - bereits den internationalen Umweltpreis für Umweltmanagement in Wien von der europäischen Papierindustrie für das Lübecker Waldkonzept. Dieses beinhaltet im wesentlichen, daß Eingriffe in die Wälder minimiert werden. "Beispielsweise pflanzen wir kaum noch Bäume an, sondern verlassen uns auf die natürliche Ansamung", so Fähser. 40 Jahre werde die junge Waldfläche sich selbst überlassen. Denn ohne die Pflege durch Menschenhand würden nur die gesündesten Bäume groß. Das sei kostensparend und "ökologisch und ökonomisch richtig". Weder Gift noch Kahlschlag gebe es mehr im 4500 Hektar großen Lübecker Stadtwald. Das erhalte die Vielfalt von Pflanzen- und Tierwelt.
1995 wurde das Konzept einstimmig von der Bürgerschaft verabschiedet. 1996 wurden Umweltverbände wie "Friends of the Earth", "World Wide Fund for Nature", "Robin Wood" und "Greenpeace" auf das Lübecker Konzept aufmerksam. Sie übernahmen diese Art der Waldwirtschaft, das die Ökologie noch vor die Ökonomie stellt, für eine internationale Waldkampagne. Damit war der Durchbruch geschafft: Waldwirtschaft und Naturschutz, bis dahin einander eher feindlich eingestellt, wurden nun Verbündete.
Um einen Anreiz auch für andere Forsten zu schaffen, naturnahe Waldwirtschaft zu betreiben, werden seit 1997 Zertifikate vergeben. Diese sichern den Käufern zu, Holz aus einem Betrieb erstanden zu haben, der keinen Kahlschlag betreibt, keine Pestizide verwendet und die anderen Regeln dieses behutsamen Waldkonzepts beachtet. Damit, so Fähser, erreiche man eine zusätzliche Käuferschicht und könne mehr Geld für die Produkte erzielen.
Da Holz- und Papierproduzenten daran interessiert sind, ihr gesellschaftliches Image zu verbessern, ist das Konzept inzwischen auch dort akzeptiert: Die deutsche Papierindustrie hat im vergangenen Oktober angekündigt, daß sie ab Oktober 2000 nur noch ökologisch zertifiziertes Holz kaufen werde. +++