Am Travemünder Skandinavienkai fand am 16. März der erste Spatenstich für den Bau der südlichen Ein- und Ausfahrt durch Bürgermeister Michael Bouteiller und Bausenator Dr. Volker Zahn statt. Der komplette EU-Güterverkehr soll künftig über das neue Gate am Südende des Skandinavienkais erfolgen. Dies entspricht etwa 90 Prozent des gesamten Güterverkehrs am Skandinavienkai.
Der Hintergrund für diese Maßnahme: Das Schengener Abkommen wird in diesem Jahr wirksam. Danach entfallen Kontrollen für Personen aus EU-Ländern, während der Bundesgrenzschutz Personen und Güter aus Drittländern um so mehr kontrollieren muß. Die Abfertigung des kompletten Passagierverkehrs sowie des Frachtverkehrs mit Drittländern wie Rußland oder den baltischen Staaten erfolgt weiterhin am nördlichen Gate.
Die Abfertigung soll damit entzerrt und den Kundenwünschen nach schneller Abwicklung Rechnung getragen werden. "Für den Ortsrand von Travemünde bedeutet diese Maßnahme eine erhebliche Entlastung", so Bausenator Zahn. 90 Prozent des LKW-Verkehrs fahren damit nicht mehr durch das Pommernzentrum. Unmittelbar an der neuen Zufahrt entsteht eine rund vier Hektar große Abstellfläche für LKW, Container und Trailer. Die Umbauarbeiten sollen bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Sie kosten 9,5 Millionen Mark.
Insgesamt wurden 1997 am Skandinavienkai über 450 000 Einheiten rollende Ladung (LKW, LKW mit Anhänger, Container und Rolltrailer) abgefertigt. Hinzu kamen 650 000 Passagiere mit 146 000 Fahrzeugen sowie 51 000 Neu- und Gebraucht-PKW im Im- und Export.
Am Skandinavienkai gibt es pro Woche rund 70 Schiffsanläufe. Es bestehen Linienverbindungen mit den Häfen Trelleborg, Göteborg, Malmö, Helsinki, Turku, Hanko, Klaipeda, Kaliningrad und Riga. Der Gesamtumschlag in Lübeck-Travemünde lag im vergangenen Jahr bei 14,3 Millionen Tonnen. Dies entspricht einem Zuwachs von 13,7 Prozent. Von 1990 bis zum Jahr 2010 sagen die Prognosen eine Verdoppelung der Umschlagsmengen voraus.
Um die Situation an den derzeit noch acht Fähranlegern zu verbessern, werden 1997/98 von Stadt und LHG rund 25 Millionen Mark investiert. Mit den Umbauarbeiten an den 35 Jahre alten Anlegern 1 bis 4 wurde bereits im vergangenen Jahr begonnen. Sie sind jeweils nur rund 140 Meter lang und damit für die heutige Fährgenerationen zu klein und unflexibel. Nun wird die Kaimauer begradigt und bietet dann gleichzeitig Platz für zwei Großfähren. Zwei Pontons dienen zum Be- und Entladen der RoRo-Schiffe.
Die Umbaumaßnahmen werden gemäß des Beschlusses der Bürgerschaft vom 26. September auf der Grundlage der Strukturplanung "Skandinavienkai 2000" realisiert. Sie sieht vor, den Skandinavienkai stufenweise zu erweitern entsprechend den prognostizierten Zuwachsraten für den Güter- und Passagierverkehr. Damit soll der Skandinavienkai, der größte Fährhafen Europas, in seiner Leistungsfähigkeit an die aktuellen Entwicklungen im Ostseeverkehr angepaßt werden. +++