Vorlage - VO/2019/07242-01
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Begründung
Der Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege hat sich in seiner Sitzung vom 13.05.2019 mit folgendem Antrag befasst:
Antrag des Ausschussmitglieds Friederike Grabitz (BÜNDNIS 90 /
DIE GRÜNEN: Panzersperrschächte als Mahnmale gegen Krieg unter
Schutz stellen
Antrag:
Der Kulturausschuss beauftragt die Obere Denkmalschutzbehörde, die
Panzersperrschächte bzw. Sprengtrichter an vier Altstadtbrücken als Zeugen der
Geschichte und Mahnmale gegen Krieg zu erhalten.
Außerdem wird die Bevölkerung darüber informiert, was sie bedeuten.
- Sie werden unter Denkmalschutz gestellt
- Am Burgtor wird neben dem Fußgängerweg beidseitig je eine
Informationstafel aus Metall aufgestellt, die auf ihre ambivalente Geschichte
hinweist.
Begründung:
Von den Wehranlagen sind an der Burgtor- und Rehderbrücke, am Hüxterdamm und
an der Wallstraße Doppelreihen von Gullis erhalten. Nach kontroversen
Diskussionen in den 1950er und 1960er Jahren wurden darunter vom
Verteidigungsministerium Trichter als Wehranlagen eingebaut. Darin hätten im
Kriegsfall Panzersperren oder Sprengsätze eingesetzt werden können, um zu
verhindern, dass im Kriegsfall sowjetische Truppen die Brücken passieren konnten.
Ihr Einsatz hätte die Brücken dauerhaft beschädigt (Nutzung als Panzersperre) oder
zerstört (Sprengtrichter).
Lübeck hatte als Grenzstadt im Kalten Krieg eine prekäre geografische Lage.
Dadurch gab es hier in besonderem Maße ein Klima der Angst, in dem eine ganze
Generation heranwuchs. Die Panzersperren gehören zu den wenigen materiellen
Zeugnissen dieses Krieges, der eine reale und existentielle Gefahr darstellte. Dass
auch heute Frieden nicht selbstverständlich ist, zeigt der Ausstieg der USA und
Russlands aus dem INF-Vertrag.
Werden die Wehranlagen nicht unter Schutz gestellt, so ist es sehr wahrscheinlich,
dass die vier noch vorhandenen Schächte bei künftigen Brückenreparaturen
überbaut oder deinstalliert werden. Im Zuge einer Renovierung wurde bspw. die
Panzersperre an der Holstentorbrücke aufwändig entfernt.
Die Panzersperrschächte/ Sprengtrichter sollen als anschauliche Mahnmale für den
Frieden historische Bildungsarbeit bereichern. Dazu könnte auch gehören, sie als
Station in thematische Stadtführungen aufzunehmen oder in Zusammenarbeit mit
dem Stadtarchiv und dem Grenzlandmuseum Schlutup ein Informationsblatt für
Geschichtslehrer über sie zu erstellen.
Brücken mit Panzersperrschächten/ Sprengtrichtern:
- Burgtor: Drei Doppelreihen, diese Anlagen sind am Besten erhalten und
stehen im örtlichen Zusammenhang mit der historischen Burganlage
- Hüxterdamm und Rehderbrücke: stadtauswärts, auf einer Fußgänger- bzw.
einer Straßenseite teilweise abgebaut oder überbaut
- Wallstraße/Mühlenstraße: Einzige Anlage auf der Stadtseite der Brücke
Der Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege hat zu dem Antrag in seiner Sitzung am 13.05.2019 folgende Empfehlung ausgesprochen:
Auszug aus der Niederschrift des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege am 13.05.2019:
Herr Dr. Rieger stellt anhand einer Powerpoint-Präsentation die bestehende Prüfung und Dokumentation der Panzersperrschächte dar.
Die Powerpoint-Präsentation ist der Niederschrift als Anlage beigefügt.
Es diskutieren Herr Dr. Junghans, Herr Petereit, Frau Grabitz, Herr Steffen, Herr Sellerbeck, Herr Leber, Herr Neskovic, Herr Dr. Lokers, Fr. Dr. Hunecke und Frau Senatorin Weiher.
Da die Panzersperrschächte bereits als Kulturdenkmal erkannt wurden, bittet Herr Neskovic die Ausschussmitglieder über die Abstimmung des zweiten Teil des Antrages, der Aufstellung von Informationstafeln am Burgtor.
Abstimmungsergebnis:
Die Ausschussmitglieder stimmen der Aufstellung von Informationstafeln bei 12 – Jastimmen, 1 – Neinstimme und 0 Stimmenenthaltungen mehrheitlich zu.
Der Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege empfiehlt der Bürgerschaft mehrheitlich, am Burgtor neben den Fußgängerwegen jeweils eine Informationstafel aus Metall aufzustellen, um auf die ambivalente Geschichte der Panzersperrschächte hinzuweisen.
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