Noch bis zum 15. Juni 2024 kann die Ausstellung „Ausgewiesen! Berlin, 28. Oktober 1938. Die Geschichte der ‚Polenaktion‘ “ in der Stadtbibliothek Lübeck, Hundestraße 5-17, während der Öffnungszeiten kostenlos besichtigt werden. Die Wanderausstellung zeigt als erste Ausstellung in Deutschland die Geschichte der ersten zentralen Ausweisungsaktion des Nationalsozialismus, die bereits Grundzüge der späteren Deportationen trug.
Die Ausweisung von etwa 17.000 Jüdinnen und Juden polnischer Staatsangehörigkeit Ende Oktober 1938 ist wesentlich für das Verständnis der Geschichte der Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden. Hier lässt sich erkennen, wie die Idee der Deportation bei den deutschen Tätern entstand, dass die Durchführung der oftmals brutalen, gewalttätigen Aktion auf kaum Widerstand aus der nichtjüdischen Mehrheitsbevölkerung stieß, wenngleich sie „vor aller Augen“ stattfand. Zudem lässt sich aufzeigen, wie das Konzept Deportation durch den Verfolgungsapparat „eingeübt“ wurde, bei der Verhaftung, Beschlagnahmung von Wohnungen und Besitz ebenso wie beim koordinierten Transport an die polnische Grenze. Es war das erste Mal, dass die Deutsche Reichsbahn zu diesem Zweck Sonderzüge einsetzte. Wenngleich die Geschichte der ‚Polenaktion‘ zentral innerhalb des Verfolgungs- und Vernichtungsprozesses war, ist die Geschichte bis heute nur unzureichend aufgearbeitet. Biografische Tafeln erzählen Lebenswege und Schicksale von Ausgewiesenen aus verschiedenen Städten und Orten in Deutschland, Kontexttafeln erläutern die Hintergründe.
Zum 30-jährigen Namensjubiläum der Geschwister-Prenski-Schule und die Betroffenheit der Familie Prenski, die ebenfalls im Zug zur polnischen Grenze geschickt wurde, entstand in Kooperation mit der Schülerschaft der Geschwister-Prenski-Schule, dem Stadtarchiv und der Sparkassenstiftung ein weiterer Aufsteller zur Geschichte der Familien Prenski und Strawczinski.
Besuchende der Ausstellung können ihre Gedanken und Eindrücke in einem extra dafür bereitgestellten Gästebuch verschriftlichen.
Die Ausstellung wird vom Das Aktive Museum Faschismus und Widerstand e. V. bereitgestellt und ist im Anschluss noch vom 17. Juni bis 19. Juli 2024 in der Gedenkstätte Lutherkirche, Moislinger Allee 96 zu sehen. +++