Unter dem Motto „Lübeck geht los“ startete im Mai 2020 das Projekt Beckergrube. Nach der erfolgreichen Durchführung eines Verkehrsversuchs führte die Hansestadt Lübeck im letzten Jahr einen freiraumplanerischen Wettbewerb durch. Der prämierte Entwurf sieht einen resilienten und attraktiven Stadtraum inmitten der historischen Altstadt vor, der mit einer Vielzahl an Baumstandorten auf den Klimawandel reagiert und einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge leistet.
Das flexible Konzept des Büros 1:1 landskab reagiert zudem in positiver Weise auf die Belange der ansässigen Gewerbetreibenden mit der Ausweisung von im Schatten befindlichen Freisitzen, bietet Initiativen aus der Stadtgesellschaft und dem Stadttheater Flächen für Aktionen und ermöglicht barrierefreie Haltestellen für den ÖPNV. Zudem sieht das Konzept eine deutlich verbesserte Fahrradinfrastruktur und notwendige Ladezonen für den Anlieferverkehr vor. Die Entwurfsidee besticht durch seine konsequent umgesetzte Haltung, den Raum trotz der Straßenverkehrsfläche von Gebäudekante zu Gebäudekante durch gestalterische Aspekte zu denken.
Nach dem Wettbewerb wurden die Planungen zur Umsetzung der Wettbewerbsidee weiter konkretisiert. Hierbei zeigen sich die für die Lübecker Altstadt typischen Herausforderungen in besonderer Weise: Nicht nur der Straßenraum soll attraktiv gestaltet werden, auch die Leitungen unter der Erde (Wasserkanal, Medienträger und Leitungen) sollen zukunftsfähig gemacht werden. Außerdem müssen die Anfahr- und Durchfahrtmöglichkeiten für die Feuerwehr und die Abfallwirtschaft mit den geplanten Freisitzen für die Gewerbetreibenden untereinander in Einklang gebracht werden. Die Verwaltung hatte hierzu bereits Anfang November im Bauausschuss berichtet.
Trotz dieser Herausforderungen gelingt es den Planern nach aktuellem Stand, 35 Baumstandorte allein im 1. Bauabschnitt zu realisieren. Erste vorbereitende Baumaßnahmen und archäologische Arbeiten haben begonnen, um die vielen Leitungen untertage zu erneuern und nachhaltige Baumgruben zu schaffen. Dabei wird bereits ein ausgeklügeltes Regenwassermanagement mitgedacht, das den neuen Bäumen in der Beckergrube zugutekommt.
Um die vor etwa 40 Jahren in der Beckergrube gepflanzten sieben Weißdorne in die Neugestaltung integrieren zu können, hat die Hansestadt Lübeck eine Zustandserfassung durch einen Gutachter hinsichtlich Vitalität und vorhandener Schäden erstellen lassen. Zwei der sieben Bäume wurden in eine gute, zwei Bäume in eine mittlere und drei Bäume in eine schlechte Vitalitätsstufe eingruppiert. Die Bäume mit guter bis mittlerer Vitalitätsstufe bleiben erhalten und werden in die Neugestaltung integriert. Die Bäume mit schlechter Vitalität werden entnommen, um Raum für nachhaltige Baumstandorte zu schaffen. Diese Bäume werden, soweit möglich, an einen anderen Standort verpflanzt.
Damit gelingt es den Planern, das Konzept von vielen Baumstandorten mit unterschiedlichen Größen und Arten umzusetzen. Die Innenstadt bekommt damit einen Stadtraum mit einer neuen und bisher nicht vorhandenen kleinklimatischen Qualität.
Die effiziente, fachgerechte Dokumentation des Untergrunds ermöglicht außerdem einen nachhaltigen, andauernden Wissenstransfer für künftige Generationen. Die Transformation von einer Hafenstraße zu einem sich den heutigen Anforderungen angepassten Stadtraum soll auf eine besondere Weise vermittelt werden. Die Ergebnisse der umfangreichen archäologischen Untersuchungen werden in einer vor Ort geplanten Ausstellung über das Gesamtprojekt Beckergrube präsentiert.
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