„Ihr habt in der Schule bestimmt immer viel Thomas Mann gelesen“ – ein typischer Satz, mit dem Lübecker:innen gerne konfrontiert werden. Was aber, wenn es nicht so ist und man einfach keine Ahnung vom Werk des berühmten Literaturnobelpreisträgers der Hansestadt hat? Diesem Problem kann nun Abhilfe geschaffen werden: Der renommierte Germanist Dieter Borchmeyer hat unter dem Titel „Thomas Mann. Werk und Zeit“ die erste umfassende Monografie zu diesem Thema vorgelegt. Auf 1.500 Seiten wird allen Interessierten, egal ob Anfänger oder Profi, das Leben und das dichterische sowie essayistische Werk Thomas Manns gut verständlich und umfassend geschildert. Am Donnerstag, 11. Mai 2023, kommt Dieter Borchmeyer um 19.30 Uhr in das Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung in die Lübecker Königstraße und präsentiert in einem unterhaltsamen Vortrag seinen Bestseller. Veranstalter ist das Buddenbrookhaus; der Abend wird moderiert von Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Präsident der Deutschen Thomas Mann Gesellschaft.
Der 1941 geborene Literaturwissenschaftler Borchmeyer ist bekannt für seine kurzweiligen Werke zu berühmten Deutschen von Goethe bis Wagner. Sein Hauptwerk ist die Monografie „Was ist deutsch?“, in dem er dem Deutschsein auf den Grund geht. Da lag die Auseinandersetzung mit dem weltweit bekannten deutschen Schriftsteller Thomas Mann natürlich nahe, der sich mit der berühmten Aussage „Wo ich bin, ist Deutschland!“ als Autor und Mensch als der deutschen Kultur zugehörig definierte und diese in der Welt zu repräsentieren suchte. Ein halbes Jahrhundert hat sich Borchmeyer mit Thomas Mann beschäftigt, wohingegen er seine große Werkschau „Thomas Mann. Werk und Zeit“, die schon jetzt als neuer Standardtext der Thomas Mann-Forschung gilt, in nur vier Jahren niederschrieb.
In seiner Monografie schildert Borchmeyer nicht nur Thomas Manns Lebensstationen von Lübeck über München und Pacific Palisades bis nach Zürich, sondern beschreibt Manns Werk in seiner Totalität, setzt es in Beziehung zu seiner sozialgeschichtlichen, ästhetischen und weltliterarischen Tradition und ordnet es in die geistige Situation seiner Zeit ein. Selbstverständlich spielen dabei die politischen Wandlungen Thomas Manns eine bedeutende Rolle, die aus seinen Veröffentlichungen klar hervorgehen und ihn zum „politischen Autor par excellence“ machten, zu einem Zeitpunkt, als er sich selbst noch als „unpolitisch“ bezeichnete.
Nach all den Jahrzehnten, in denen das Werk Thomas Manns immer wieder biografisch gelesen und gedeutet, familiäre Abgründe ausgeleuchtet und nach Familienflüchen gesucht wurde, wirkt diese Monografie mit ihrem Fokus auf dem ideengeschichtlichen, zeithistorischen Zusammenhang nun neu und erfrischend, weswegen das Buch aktuell auch auf den Bestsellerlisten zu finden ist und in den Feuilletons gefeiert wird.
Die Teilnahme an der Lesung beträgt 10 Euro, ermäßigt 5 Euro; Tickets sind online unter https://buddenbrookhaus.de/veranstaltung-buchen?vid=8765 oder an der Abendkasse erhältlich.
Weitere Informationen unter https://buddenbrookhaus.de/ +++
Quelle: Die Lübecker Museen