Am Donnerstag, 27. April 2023, eröffnet im Lübecker Industriemuseum Herrenwyk eine neue Sonderausstellung mit dem Titel „Ohne Mitarbeiter ist alles nichts! – 100 Jahre betriebliche Mitbestimmung in Lübeck“. Darin zeigt das Museum bis Sonntag, 25. Juni, schlaglichtartig die Geschichte der betrieblichen Mitbestimmung in der Hansestadt am Beispiel eines der ältesten und größten Lübecker Industriebetriebe, der Firma Dräger. Der Gesamtbetriebsrat Dräger, die IG Metall und die Historiker Neumann & Kamp aus München haben die Ausstellung zum 100jährigen Jubiläum des Betriebsverfassungsgesetzes gemeinsam konzipiert. Sie wurde am 16. November 2021, am 130. Geburtstag des Lübecker SPD-Politikers und Widerstandskämpfers Julius Leber, betriebsintern im Drägerwerk eröffnet und ist nun erstmals in der außerbetrieblichen Öffentlichkeit zu sehen. Zehn große Bild- und Texttafeln erzählen die deutsche betriebliche Mitbestimmungsgeschichte allgemein sowie die von Dräger im Speziellen.
Bereits anlässlich der ersten Sitzung des am 31. März 1920 bei Dräger gegründeten Betriebsrates wünschte sich Dr. Bernhard Dräger ein „erspriessliches Zusammenarbeiten, was nur im beiderseitigen Interesse und im Gesamtinteresse des Werkes liegen dürfte.“ Im Fokus stehen sowohl die großen Ereignisse als auch die kleinen Geschichten: von den Anfängen der Arbeiterausschüsse 1904 über das erste Betriebsrätegesetz 1920, der Zerschlagung jeglicher Mitbestimmung nach 1933 über den Neuanfang nach 1945 mit der Verabschiedung des neuen Betriebsverfassungsgesetzes 1952 bis hin zu den Strukturen und der alltäglichen Arbeit des Betriebsrates in der heutigen Zeit.
Dr. Reiner Piske, Vorstand Personal und Vertrieb der Drägerwerk Verwaltungs AG, erklärt: „Wir schätzen es sehr, dass wir immer wieder in konstruktiver Auseinandersetzung, auf Dräger zugeschnittene Lösungen finden, welche – wie schon seit vielen Jahren – darauf abzielen, die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit des Unternehmens und die Belange unserer Mitarbeiter in eine gesunde Balance zu bringen.“
Die Geschichte der Mitbestimmung bei Dräger ist auch ein Zeugnis von Auseinandersetzungen um Arbeitszeit und Entgelt. Die Entwicklung ging von sehr harten Arbeits- und Lebensbedingungen in einer 60-Stunden-Woche bis hin zur 35-Stunden-Woche und einem umfangreichen Gesundheitsschutz für die Beschäftigten. Sie ist auch ein Zeugnis von Interessenskonflikten und gefundenen Lösungen für gute Arbeit. Texte, Fotos und historische Exponate aus dem Unternehmensarchiv machen über 100 Jahre der Mitbestimmung lebendig. „Ohne Mitarbeiter ist alles nichts! – 100 Jahre betriebliche Mitbestimmung in Lübeck“ ist eine gemeinschaftliche Ausstellung des Industriemuseums Herrenwyk, der IG Metall und dem Gesamtbetriebsrat Dräger.
Vernissage
Die Ausstellung wird am Donnerstag, 27. April, um 18.30 Uhr im Industriemuseum Herrenwyk eröffnet. Nach einer Begrüßung durch den Museumsleiter Christian Rathmer und dem ehemaligen Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats Dräger Siegfried Kasang beginnt um 19.30 Uhr eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Mitbestimmung – eine Erfolgsgeschichte?“. Mit dabei sind Christian Fischer, Vorsitzender Gesamtbetriebsrat Dräger, Jennifer Gude, ehem. JAV – Dräger und Ortsjugendausschuss IG Metall Lübeck Wismar, Dr. Reiner Piske, Vorstand Vertrieb und Personal, Dräger, Henning Groskreutz, Geschäftsführer IG Metall Lübeck Wismar sowie Dr. Michael Kamp, Historiker - Neumann & Kamp Historische Projekte GbR. Moderiert wird die Diskussion von Thomas Rickers der IG Metall Küste. Im Anschluss bietet sich die Gelegenheit für weitere Gespräche und einen Gang durch die Ausstellung. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Begleitprogramm
Die IG Metall begleitet die Ausstellung mit drei Veranstaltungen mit den Titeln „Betriebliche Mitbestimmung und die Gestaltung von Arbeitszeit für die Beschäftigten“ (u. a. mit Andrea Görndt, freigestellte Betriebsrätin Dräger), „Streikrecht und Tarifverträge bilden die Eckpfeiler der betrieblichen Mitbestimmung“ (u. a. mit Henning Groskreutz, IG Metall) sowie „Historische Bedeutung der betrieblichen Mitbestimmung“ mit Prof. Dr. Michael Kittner. Die Veranstaltungen werden gesondert beworben und sind in Kürze auf der Website des Museums abzurufen.
Weitere Informationen unter https://geschichtswerkstatt-herrenwyk.de/ +++
Quelle: Die Lübecker Museen