Die Kontaktbeschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie haben junge Menschen seit 2020 vor besondere Herausforderungen gestellt. Insbesondere das jugendtypische Leben – sich mit Freund:innen treffen, Selbstständigkeit erproben, eigene Wege gehen – wurde dadurch deutlich erschwert. Jugendzentren waren im Land Schleswig-Holstein lange Zeit geschlossen, und der persönliche Kontakt zu Beratungsangeboten erschwert. Die Fachkräfte dieser Angebote haben nichts unversucht gelassen, um mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen und zu bleiben, konnten dabei jedoch kommerzielle Messenger-Apps und Plattformen nur unter Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung nutzen.
Um jungen Menschen in Lübeck und Umgebung einen sicheren digitalen Ort zu bieten, der eng mit ihrem Wohn- und Lebensort verbunden ist, hat der Jugendhilfeausschuss im Dezember 2020 entschieden, dass die Hansestadt eine eigene Jugendapp erhält. Die Lübecker Jugendapp basiert auf einem gemeinnützigen, nicht kommerziellen Programm eines Schweizer Vereins. Der Verein bietet ein Grundgerüst an Modulen, die für Informationen und Kommunikation individuell für die Kommunen befüll- und aktualisierbar sind.
Die Anpassung der App für Lübeck wurde durch die Verwaltung der Hansestadt Lübeck zusammen mit der TraveKom umgesetzt. Dank der Unterstützung der Lübecker Jugendzentren sowie der Beauftragten für Kinder- und Jugendbeteiligung konnten junge Menschen ihre Interessen, Wünsche und Bedürfnisse bei der Gestaltung einbringen.
Datenschutzkonforme Kommunikation
Ab Mittwoch, 7. Dezember 2023, wird die Lübecker Jugendapp in gängigen App-Stores zum Download zur Verfügung stehen. Begleitet wird dies von einer Eröffnungsfeier im Rathaus und vielen Aktionen in Jugendzentren und Schulen unter dem Motto „GoLive“. Es besteht auch die Möglichkeit, die App vor Ort auf bereitgestellten Geräten auszuprobieren. Interessierte Gäste sind herzlich willkommen! Senatorin Monika Frank wird am Vormittag vor der interessierten Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung den Startschuss für die Freigabe in Echtzeit geben. Anlässlich der „GoLive“-Aktionen erklärt sie: „Ich freue mich sehr, dass nach langer und intensiver Vorbereitung nun diese Lösung für junge Menschen in Lübeck bereitsteht. Damit stellt die Hansestadt Lübeck eine rechtskonforme Gestaltung zeitgemäßer Kommunikation unter Berücksichtigung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung sicher, was kommerzielle Messenger und Plattformen nicht leisten. Eine „legale“ Nutzung durch die Fachkräfte war und ist daher nicht möglich. Mit der TraveKom steht uns für die technische Umsetzung der Jugendapp das Unternehmen zur Seite, welches auch die Digitalisierung der Lübecker Schulen beispielgebend vorantreibt. Das eröffnet Zugänge und Schnittstellen, aber wir wollen mit den heute angestoßenen Aktionen bei den jungen Menschen auch ganz analog für die Nutzung und Mitgestaltung dieser auf ihre Bedürfnisse hier vor Ort zugeschnittenen App werben. Ich wünsche mir, dass es mit dieser App nicht zuletzt gelingt, die Jugendbeteiligung auf lokaler Ebene voranzubringen. Vielleicht finden die jungen Menschen ja auch noch einen coolen Namen für das neue digitale Angebot.“
Graffiti-Aktion vor den Jugendzentren und auf Schulhöfen
Ganz analog wird die Bereichsleiterin der Jugendarbeit, Birgit Reichel, nach der Freischaltung die Farbdose in die Hand nehmen, um eine Sprühaktion einzuleiten, die über den gesamten Tag in Schulen und Jugendzentren der Stadt auf den Start der Jugendapp hinweist. Mit Schablonen und Kreidesprühfarbe wird das Logo der App von Kindern und Jugendlichen, unterstützt durch die Mitarbeitenden, auf Gehwegen vor den Jugendzentren und auf Schulhöfen platziert. Das Design der Schablonen hat eigens für die Aktion der Graffiti-Künstler Stephan Jäschke entworfen.
Download und Nutzung sind kostenlos
Die Jugendapp kann in allen gängigen App-Stores heruntergeladen werden. Download und Nutzung sind kostenfrei. Ein qualifizierter Daten- und Jugendschutz ist gewährleistet. Die Lübecker Jugendapp bietet aktuelle Jugend-Events in Lübeck, Informationen zu Ausbildung und Praktikum, Hilfe- und Beratungsmöglichkeiten in der Stadt sowie die Möglichkeit, anonym mit Mitarbeitenden der Jugendzentren zu chatten. Unter der Rubrik „Misch Dich ein“ gibt es für die jungen Menschen die Möglichkeit, Anregungen, Ideen und Vorschläge für das Leben in Lübeck einzubringen. Die Inhalte der App werden sich künftig den Wünschen und Bedarfen der Nutzer:innen entsprechend laufend anpassen.
Digitalisierung der Jugendarbeit
Neben der Jugendapp hat die Hansestadt Lübeck infolge eines Bürgerschaftsbeschlusses, mit dem ein Finanzvolumen von 200.000 Euro zur Verfügung gestellt wurde, weitere Schritte in Richtung Digitalisierung der Jugendarbeit bereits umgesetzt. Hierzu gehören unter anderem die Ausstattung der Jugendzentren mit iPads und Notebooks für die Jugend und Mitarbeitenden, der Ausbau von Medienbildung durch Schulungen und die Möglichkeit, Videokonferenzräume zu nutzen.
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