Die Entwicklung der Nördlichen Wallhalbinsel, der Erweiterungsbau der Lindeschen Villa sowie der Umbau einer Gaststätte in Travemünde thematisierte der Welterbe- und Gestaltungsbeirat der Hansestadt Lübeck unter anderem im Rahmen seiner öffentlichen Sitzung Mitte November 2022. Das Interesse war groß und die Bedeutung der Projekte zeigte sich in der außerordentlich gut besuchten Sitzung in den Media Docks.
Nördliche Wallhalbinsel
Eröffnet wurde die Diskussion, indem Varianten für die Giebelfassade des geplanten Hotels vorgestellt wurden. Beiratsmitglied Karin Schmid begrüßte diesen Ansatz. Die in der letzten Beiratssitzung geforderte „Erdung“ der Giebelfassade gelingt nun durch eine geschlossene Holzfassade auf einem massiven Betonsturz über der verglasten Erdgeschossfront.
Anschließend standen die Hafenschuppen im Fokus. Auf Anregung des Beirats in der vorangegangenen Sitzung haben sich die unterschiedlichen Architekt:innen und Bauherr:innen in einem Workshop zusammengetan und wesentliche Gestaltungsmerkmale für die Schuppen A, B und F herausgearbeitet. Der Beiratsvorsitzende Per Pedersen hob eingangs nochmals die einzigartige Lage und Ausstrahlung dieser Projekte hervor, die eine besonders umsichtige Befassung erfordern. Die vorgestellten Lösungen fanden überwiegend die Zustimmung des Beirates. Es gab Empfehlungen, mit den prägenden Merkmalen von Dächern, Wänden und Freiräumen behutsamer umzugehen.
Strittig blieb die Ausbildung der Giebelwände. Der Beirat empfiehlt bei den Schuppen A und B auf zusätzliche Fensterelemente zu verzichten, um dem Charakter der Schuppen gerecht zu werden und die prägenden Giebelwände in ihrer Geschlossenheit zu erhalten. Die angeregte Überarbeitung der Giebelwände würde jedoch Änderungen an den Grundrissen bedeuten und wird durch die Architekt:innen als schwierig umsetzbar bewertet. Der Beirat unterbreitete das Angebot, in einem separaten Workshop mit den Archkitekt:innen Grundrisslösungen zu erarbeiten, die den Erhalt der Giebelwände ermöglichen. Bausenatorin Joanna Hagen wies auf den bereits fortgeschrittenen Planungsprozess hin und stellte dar, dass die Stadt auf Grundlage der Ergebnisse der Sitzung zeitnah eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen herbeiführen wird.
Gaststätte Travemünde
Die Planung zur Erweiterung einer Gaststätte an der Vorderreihe 22a/23a in prominenter Lage zum Travemünder Markt und zur Trave wurde mit Hinblick auf das bestehende Gebäude positiv bewertet. Markus Tubbesing, der seit Anfang des Jahres Mitglied des Beirates ist, lobte die behutsame Vorgehensweise des Entwurfs, der sich mit einem verlängerten Zwerchgiebel zum Traveufer zeigt.
Lindesche Villa
Abschließend wurde die Neuplanung am Standesamt an der Ratzeburger Allee in einer überarbeiteten Fassung vorgestellt, nachdem sie in einer ersten Beratungssitzung durch den Beirat nicht freigegeben wurde. Der Neubau soll das derzeitige sanierungsbedürftige Verwaltungsgebäude aus den 1960er Jahren neben der historischen Lindeschen Villa des berühmten dänischen Architekten Joseph Christian Lilie ersetzen. Der Beirat würdigte auch hier die Bereitschaft, sich auf den Planungsprozess eingelassen zu haben. Der in Holzbauweise geplante Neubau steht nunmehr in einem wünschenswerten Kontrast und Abstand zur Lindeschen Villa. Desgleichen fand, mit einigen Hinweisen versehen, die Gartenplanung die Zustimmung des Beirates. Bausenatorin Joanna Hagen dankte allen Beteiligten für die Mitwirkung an diesem nicht immer einfachen Planungsprozess, der zur jetzigen sehr guten Lösung geführt hat und hält fest: „Mit dem geplanten Neubau erhält unsere Stadt eine weitere ‚echte Perle‘“.
Die nächste Beiratssitzung ist für den 8./9. Februar 2023 geplant. Weitere Informationen dazu werden rechtzeitig über die Internetseite der Hansestadt Lübeck und die Medien veröffentlicht. +++