Veröffentlicht am 24.11.2022

Jeder Femizid ist einer zu viel

Veranstaltung zum „Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt an Frauen“ am 25. November 2022 in Lübeck

Die Morde an Frauen in Bad Schwartau, Heide und Hamburg durch Partner oder Ex-Partner sorgten in den letzten Wochen erneut für traurige Schlagzeilen. Das Bündnis „Lübeck wird orange“ ist überzeugt: Die Morde zeigen, dass das Thema Gewalt in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und fest in unseren patriarchalen Strukturen verankert ist und auch in unserer direkten Nachbarschaft passieren kann.

Auf das Thema Gewalt gegen Frauen wird weltweit am Freitag, 25. November 2022, dem Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen, aufmerksam gemacht. Der Aktionstag wird bereits seit vielen Jahren auch in der Hansestadt begangen. Seit drei Jahren lädt das Aktionsbündnis „Lübeck wird orange“ dazu zum Holstentor ein.

Dort wird Bürgermeister Jan Lindenau um 17 Uhr in Beisein von Ministerin Aminata Touré (Ministerium für Soziales, Jugen  d, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung in Schleswig-Holstein), Catharina Strutz-Hauch (Koordinatorin KIK-Netzwerk bei häuslicher Gewalt), Katharina Boye (Präsidentin des Zonta Club Lübeck), Silke Ziemann (Präsidentin Soroptimist International Club Lübeck / Bad Schwartau), Elke Sasse (Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Lübeck) und vielen mehr das Holstentor in oranges Licht erstrahlen lassen. Neben dem Holstentor wird auch die Musik- und Kongresshalle in orange erleuchten und so ein weithin sichtbares Zeichen setzen.

„Allerdings werden die Gebäude aufgrund der Energiekrise nicht wie in den letzten Jahren für 14 Tage leuchten, sondern nur für den Tag bzw. den Abend der Aktion. Stattdessen werden neue orangene Fahnen an mehr als 40 Orten in Lübeck – vom UKSH über das Rathaus bis hin zur Vorwerker Diakonie – sichtbar machen: Lübeck sagt NEIN Gewalt an Frauen“, so Elke Sasse, Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Lübeck.

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Jan Lindenau werden dann die Ministeriumsvertreterin sowie Catharina Strutz-Hauch sprechen. Abgerundet wird die Veranstaltung durch eine Tanzperformance der Gruppe „Casa Crew“, sowie dem gemeinsamen Singen eines Liedes auf Deutsch und Farsi und der stummen Performance einer lebenden „Schweigemauer“.

Als Mahnmal stehen 511 Frauenschuhe vor dem Tor, die Soroptimist International aufstellt. Sie symbolisieren die Zahl an Frauen, die 2021 in der Hansestadt Gewalt durch ihre Partner erlitten haben.

Was ist der Internationale Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen?

Die UN-Kampagne „Orange the World“ macht seit 1991 auf Gewalt aufmerksam und hat den 25. November zum Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen erklärt. An dem Tag machen Organisationen weltweit mit Leuchtaktionen auf diese Menschenrechtsverletzung aufmerksam und fordern Politik und Gesellschaft zu entschlossenerem Handeln auf. Denn in Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen, das sind mehr als 12 Millionen Frauen. Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin.

Mehr als nur Statistik

Die Zahlen sind erschreckend. Laut Kriminalstatistik wurden 2020 insgesamt 148.031 Menschen in Deutschland Opfer von Partnergewalt, fast 81% davon waren Frauen. In der Hansestadt gab es 2021 genau 672 Polizeieinsätze wegen des Verdachts auf häusliche Gewalt, 511 der Fälle betrafen Frauen. In Schleswig-Holstein waren im Vorjahr 4.994 Menschen Opfer von Gewalt in der Partnerschaft. Vier von fünf davon waren Frauen. Dies sind nur die polizeilich aufgenommenen Taten, das so genannte Hellfeld. Die Dunkelziffer liegt noch viel höher. Dabei muss klar sein: Wer schlägt, der geht!

In 844 Fällen hat die Polizei in Schleswig-Holstein im Vorjahr Wegweisungen ausgesprochen. 2020 waren es 676. Auch die Zahl der Femizide ist gestiegen. Starben 2019 bundesweit insgesamt 117 Frauen durch die Hand ihres (Ex)- Partners, waren es 2020 schon 139. „Die Opfer von häuslicher Gewalt kommen aus allen sozialen Schichten und der häufigste Tatort ist nach wie vor die eigene Wohnung. Mehr denn je kommt es darauf an, für einen nachhaltigen Schutz von Frauen und Mädchen zu sorgen und häuslicher Gewalt vorzubeugen“, sagt Catharina Strutz-Hauch, Koordinatorin beim KIK-Netzwerk bei häuslicher Gewalt. Hilfe und Unterstützung in einem der 16 Frauenhäuser in Schleswig-Holstein zu suchen, ist für die Frauen und ihre Kinder nicht immer möglich. Die Plätze sind oft voll belegt, so dass viele Frauen abgewiesen werden müssen. Daher fordern die Bündnispartner:innen, dass die Politik mehr tut. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte landesweite Zentrale Koordinierungsstelle zur Umsetzung der Istanbul-Konvention muss endlich wahrnehmbar ihre Arbeit aufnehmen.

Ein Bündnis gegen Gewalt an Frauen

Um das Thema auch in der Hansestadt präsenter zu machen, haben sich vor drei Jahren der Zonta Club Lübeck, der Soroptimist International Club Lübeck / Bad Schwartau, die Koordinationsstelle KIK-Netzwerk bei häuslicher Gewalt gemeinsam mit dem Frauenbüro der Hansestadt, den Frauenfachberatungsstellen und den Frauenhäuser, dem Evangelischen Frauenwerk Lübeck-Lauenburg und anderen zum Aktionsbündnis ‚Lübeck wird orange‘ zusammengetan. „Gemeinsam wollen wir so auf die Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam machen und uns für mehr Schutz und Hilfen einsetzen“, sagt Katharina Boye, Präsidentin des Zonta Club Lübeck.

Dem Aufruf für eine gemeinsame Social Media-Aktion sind erneut zahlreiche Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Ehrenamt und Sport gefolgt. Sie alle melden sich zu Wort, um sich gegen Gewalt auszusprechen. Die Frauenfacheinrichtungen der Hansestadt weisen darüber hinaus auf die lokalen Angebote zu Schutz und Hilfen hin. Ab dem 25. November bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, werden jeden Tag neue Videos und Statements unter www.luebeck-wird-orange.de, www.facebook.com/Luebeckwirdorange und www.instagram.com/luebeck_wird_orange  gepostet und bleiben danach auch weiterhin sichtbar.

Alle Veranstaltungen zum und um den 25.11.2022 herum sind hier zu finden: www.luebeck-wird-orange.de  

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