Die Eisenbahnbrücke über die B 75 Lübeck-Kücknitz wird im Auftrag der DB Netz AG und der Lübeck Port Authority aktuell komplett saniert, um das Bauwerk auch für die nächsten 50 bis 60 Jahre erhalten zu können und damit den Schienenverkehr als klimafreundliche Transportmöglichkeit zu fördern.
Die Brücke wurde 1974 auf Grundlage einer Vereinbarung zwischen dem Bund als Straßenbaulastträger für die damals neu gebaute B 75, der damaligen Deutschen Bundesbahn und der Hansestadt Lübeck gebaut. Sie gehört der Hansestadt Lübeck und der DB Netz AG jeweils zur ideellen Hälfte. Sie überführt das Streckengleis der Lübeck Port Authority (LPA) Richtung Bahnhof Lübeck-Skandinavienkai und das Streckengleis der DB Netz AG Richtung Lübeck-Travemünde Strand. Die Gleise gehören dem jeweiligen Betreiber. Die Sanierungskosten tragen je zur Hälfte die DB Netz und die LPA.
Die Eisenbahnüberführung stellt damit wichtige Verbindungen, unter anderem zum wichtigsten Lübecker Hafenterminal, für den Schienengüter- sowie den Schienenpersonennahverkehr sicher. Mit der frühzeitigen Sanierung wird das Bauwerk gezielt instandgesetzt. Gleichzeitig wird damit zum einen der Schienenverkehr in Lübeck als klimafreundlicher Verkehrsträger gestärkt, zum anderen durch die rechtzeitige Instandhaltung ressourcenschonend gearbeitet.
Die Stabbogenbrücke hat einen Überbau und begehbare Widerlager. Der Oberbau besteht aus mit fest auf dem Fahrbahnblech der Brücke verschweißten Schienen. Insbesondere das Fahrbahnblech der Brücke zeigte starke Korrosion aufgrund einer schlechten Entwässerung. Bei der Nachrechnung gemäß den aktuellen Bemessungskriterien der Brücke ergab sich zudem, dass das Quertragsystem verstärkt werden muss. Da auf dem Hafenbahngleis der LPA schwerere Züge verkehren als auf dem DB-Gleis, war der Oberbau auf der LPA-Seite ebenfalls stärker von Korrosion betroffen.
2017 verständigten sich LPA und die DB Netz AG auf eine Komplettsanierung der Brücke. Die Überführung erhält nun eine umfassende neue Beschichtung aus einem 3-schichtigen Beschichtungssystem ohne Bleimennige. Die Schienenstützpunkte werden vollstänig erneuert, ebenso die Schienen inklusive Fang- und Führungsschienen, die Schienenauszüge sowie die Schwellen vor und hinter der Brücke. Im weiteren Verlauf ist zudem noch die Sanierung der Widerlager geplant (Verpressung von Rissen).
Um die Erreichbarkeit von Travemünde durchgängig zu sichern, wurde zunächst eine Bauweiche in das DB-Gleis und anschließend eine Bauweiche in das LPA-Gleis auf der Travemünder Seite eingebaut. Hierzu mussten Anpassungen an Signalen, Kabelanlagen und am Stellwerk vorgenommen werden, außerdem wurde die Oberleitung angepasst. Die Bauweichen werden im Oktober 2022 wieder ausgebaut und bei der DB Netz AG und der LPA an anderer Stelle bedarfsgerecht weiterverwendet.
Im Zuge der Baumaßnahme wurde die aus Stahl errichtete Brücke im Ganzen eingerüstet und halbseitig eingehaust. 300 Tonnen Gerüst wurden zu Spitzenzeiten für die laufenden Arbeiten verbaut. Die Einhausung, das heißt das Verkleiden des Gerüstes mit Planen, darf wegen des zu berücksichtigen Windes immer nur eine Hälfte der Brücke betreffen.
Das Projekt begann Ende 2017 mit Beauftragung der Planung und Nachrechnung der Brücke. Der Baubeginn mit Einbau der Bauweiche und Entfernung der alten Schienenstützpunkte erfolgte im Frühjahr 2019. Die Korrosionsschutzarbeiten am Überbau werden noch bis mindestens Ende Dezember 2022 andauern, witterungsbedingt eventuell auch etwas länger.
Die Wiederherstellung der Zweigleisigkeit auf der Brücke ist für den 11. Oktober 2022 ab 5 Uhr vorgesehen. Die Arbeiten dafür beginnen am Sonntag, 2. Oktober 2022, ab 22 Uhr. Während der Umstellung ist kein Zugverkehr von und zum Skandinavienkai und Travemünde möglich. Ein Schienenersatzverkehr wird eingerichtet. Die Information dazu erfolgt rechtzeitig durch die DB AG unter https://bauinfos.deutschebahn.com/norden.
Im Anschluss gehen die Arbeiten an der Unterseite der Brücke weiter. Es erfolgt unter anderem die Instandsetzung der Widerlager. +++