Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe und Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer lehnen auf das Schärfste den Beschluss der Kieler Landesregierung ab, die Medizinerausbildung mit dem Wintersemester 2011/2012, also bereits ab dem kommenden Jahr, an der Universität zu Lübeck einzustellen. Das haben beide heute Nachmittag auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Lübecker Rathaus gesagt.
Saxe: „Der Ausstieg aus der Medizinerausbildung ist der Einstieg in die Abwicklung der Universität zu Lübeck. Das hätte fatale Folgen für den Wissenschaftsstandort und die ganze Region. Wachstum und Arbeitsplätze in Zukunftsbranchen werden fahrlässig gefährdet, die Strukturschwäche der Region würde weiter dramatisch verschärft.“
Schopenhauer: „Hier soll einer Universität mit Top-Rankings - insbesondere in der Medizinerausbildung und international anerkannten Leistungen in der Forschung – die Zukunft genommen werden. Ohne die Medizinerausbildung verliert die Universität ihr Herz und ist auf Dauer nicht mehr überlebensfähig. Ohne Universität wird es auch kein Universitätsklinikum geben - ob in öffentlicher oder in privater Hand.“
Saxe und Schopenhauer betonen gemeinsam die große regionalökonomische Bedeutung von Universität und UKSH, gerade auch vor dem Hintergrund der Strukturschwäche der Region mit hoher Arbeitslosigkeit, einer großen Zahl von Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften und ungünstiger demografischer Entwicklung.
Die Universität und der Campus Lübeck des UKSH ist mit rund 5000 Arbeitsplätzen der größte Arbeitgeber in der Region. 30 Prozent der Beschäftigten leben außerhalb von Lübeck. Der Universitätsstandort ist für die regionale Wirtschaft ein wichtiger Auftraggeber. Pro Jahr werden Aufträge in einer Größenordnung von etwa 20 Millionen Euro vergeben, die zukünftig gefährdet wären.
Nach Überzeugung von Saxe wäre die Abwicklung der Universität ein fatales Signal für den Medizintechnikstandort. Rund 50 Prozent aller Medizintechnikunternehmen und Arbeitsplätze Schleswig-Holsteins sind in der Region Lübeck angesiedelt. „Zukünftiges Wachstum findet in Zukunftsbranchen wie Medizintechnik und Biomedizin statt. Mit der Abwicklung der Universität wird die Innovationskraft der Region nachhaltig geschwächt und die Standortattraktivität beschädigt. Dräger hatte sich für Lübeck wegen der Nähe zur Universität entschieden“, betont Saxe.
Die gesamte Stadt und auch die Region werden über Parteigrenzen hinweg für den Erhalt der Universität und des UKSH kämpfen, so die Überzeugung von Saxe und Schopenhauer. Saxe plant in diesem Zusammenhang die Einrichtung eines Krisenstabs, besetzt mit Vertretern der Parteien, Kirchen, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbänden und den Umlandkreisen, um den Widerstand gegen den Beschluss der Landesregierung zu organisieren.
Wie wichtig die Uni für Lübeck ist, machte Saxe während der Pressekonferenz an einem Beispiel deutlich: „Wird die Uni geschlossen, entsteht ein größerer wirtschaftlicher Schaden, als wenn der Hafen geschlossen würde.“ +++