Mitteilung der Frauenbeauftragten zum Internationalen Frauentag
„Frauen haben seit den Anfängen der Frauenbewegung viel erreicht“, so Elke Sasse, Frauenbeauftragte der Hansestadt Lübeck. „Sie machen heute die besseren Schulabschlüsse und stellen mehr als die Hälfte der Absolvent/innen an Hochschulen. Trotz guter Ausbildung sind Frauen aber immer noch wesentlich seltener in Führungspositionen vertreten. Außerdem erhalten ältere Frauen kleinere Renten und sind daher häufiger von Armut betroffen als Männer.“
Gründe für die Kluft zwischen den guten Bildungsabschlüssen junger Frauen und dem immer noch geringeren Verdienst bzw. niedrigeren Renten älterer Frauen sind laut Elke Sasse über die Jahre dieselben geblieben:
Frauen müssen sich nach wie vor häufiger als Männer um die Betreuung von Kindern und alten Menschen kümmern und dafür Teilzeitarbeit und Minijobs in Kauf nehmen. Außerdem wählen junge Frauen noch immer oft „typische Frauenberufe“, die schlecht bezahlt sind und geringe Aufstiegschancen bieten.
„Mit mangelnder Bildung kann man die schlechtere Bezahlung von Frauen und die Tatsache, dass sie immer noch seltener in Führungspositionen zu finden sind, heute allerdings nicht mehr erklären“, so Sasse.
Je größer ein Unternehmen, desto weniger Frauen seien in den Führungspositionen vertreten, sagt die Frauenbeauftragte. Auch bei der Hansestadt Lübeck selbst sei der Frauenanteil an den Führungskräften zwar in den letzten Jahren durchaus gestiegen – sei mit fast 29% allerdings nach wie vor nicht als besonders hoch zu bewerten.
Frauen in Lübeck sind vor allem bei hoch qualifizierten Stellen, durch Minijobs und geringere Renten benachteiligt
Seit 2008 misst ein bundesweiter Index, der „Gender Index“, Unterschiede zwischen den Geschlechtern und vergleicht Städte und Regionen im Hinblick auf die Gleichstellung von Frauen und Männern. Der Index zeigt, dass junge Frauen in Lübeck die Schule seltener als Jungen ohne Abschluss verlassen und insgesamt häufiger über gute Schulabschlüsse verfügen.
Der Index bestätigt auch für Lübeck die oben beschriebene bundesweite Tendenz: Frauen besetzen in der Hansestadt wesentlich seltener als Männer hoch qualifizierte Stellen, so der Index. Dafür arbeitet etwa jede fünfte Lübeckerin in schlecht bezahlten Minijobs; 300 Euro weniger Rente als Männer erhalten ältere Frauen in Lübeck im Durchschnitt.
Insgesamt schneidet Lübeck im bundesweiten Vergleich des Gender Index jedoch relativ gut ab. Die Hansestadt belegt bundesweit den 66. von 413 Plätzen, in Schleswig-Holstein sogar Platz drei von 15. Die neuesten Zahlen des Index stammen von 2007, veröffentlicht wurden sie im Herbst 2009.
„Gleiche Arbeitschancen und gleiche Entlohnung – das waren 1911 die zentralen Forderungen beim ersten Internationalen Frauentag. Knapp 100 Jahre später sind diese Ziele immer noch nicht erreicht“ stellt Elke Sasse fest.
„Eine ausgewogene Teilhabe von Frauen und Männern am Berufs- und Familienleben zu erreichen, ist ausschlaggebend für die Gleichstellung der Geschlechter. Deshalb müsse es nach wie vor darum gehen, eine aktive Gleichstellungspolitik zu praktizieren. Hierzu gehörten verschiedenste Aktivitäten wie betriebliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ebenso wie die spezielle Förderung von Unternehmerinnen, auf Frauen zugeschnittene Maßnahmen zur Integration in den ersten Arbeitsmarkt, die gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit und die qualitativ und quantitativ ausreichende Kinderbetreuungsangebote."
Auch die 4. Lübecker Armutskonferenz in der vergangenen Woche zum Thema Altersarmut habe deutlich gemacht, dass die wachsende Altersarmut insbesondere weiblich sei und neben einer aktiven Arbeitsmarktpolitik eine aktive Gleichstellungsarbeit nach wie vor angesagt sei. +++