Umweltsenator Thorsten Geißler und die kommissarische Leiterin des Bereichs Naturschutz, Dr. Ursula Kühn, haben heute bei einem Pressetermin beim Gut Niemark ein neues „grünes Band“ vorgestellt: Die Lübecker Naturschutzbehörde lässt neue Knicks mit eine Gesamtlänge von mehr als 600 Metern auf landwirtschaftlichen Flächen des Gutes Niemark anlegen.
Die Knicks sollen im Rahmen der Neuverpachtung von 27 Hektar Acker- und Grünland mit Zustimmung des Pächters geschaffen werden. Die Maßnahmen vervollständigen eine bereits 2003 begonnene ökologische Verbesserung dieses Landschaftsraumes, der bis dahin durch großflächigen Ackerbau gekennzeichnet war. Die erforderlichen finanziellen Mittel hierfür stammen nicht aus dem städtischen Haushalt, sondern aus sogenannten Ausgleichsgeldern, die für diverse Eingriffe in die Natur beim Bereich Naturschutz „gesammelt“ wurden. Diese Verfahrensweise ermöglicht es, auf städtischen Flächen größere zusammenhängende Maßnahmen durchzuführen.
Geißler hebt die positiven Wirkungen der neuen Knicklandschaft für die Menschen in Lübeck hervor: „Durch die Neuanlage der Knicks wird die Landschaft schöner und erlebnisreicher. Bisher eher eintönige Acker- und Grünlandflächen werden wieder in eine vielfältige und unverwechselbare Kulturlandschaft verwandelt. Die für Schleswig-Holstein typische Knicklandschaft bietet unverzichtbaren Lebensraum für Tiere und Pflanzen und kommt auch der Naherholung zu Gute.“
Knicks haben aber noch weitere nützliche Wirkungen: Sie schützen vor starken Winden, Bodenerosion und Staubverwehung, spenden Schatten und speichern Feuchtigkeit. Damit tragen sie dazu bei, die zukünftig zu erwartenden unerwünschten Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.
Ursula Kühn ergänzt: „Ursprünglich sind derartige Wallhecken als Feldbegrenzungen gepflanzt worden. Man hat einfach junge Schösslinge von diesen Hecken abgeknickt und zum Anwachsen in die Erde gesteckt. Daher rührt die Bezeichnung Knick. Durch das ‚Knicken’ wurde die Hecke für das Vieh undurchdringlich.“
Knicklandschaften bilden ein zusammenhängendes Lebensraumnetz und helfen so vielen seltenen und nützlichen Tieren und Pflanzen, sich in der oft intensiv genutzten und lebensfeindlichen Landschaft zu behaupten und auszubreiten. So können Knicks unglaublich vielen Pflanzen- und Tierarten wertvollen Lebensraum bieten: Bis zu 7.000 Tierarten können in oder an Knicks leben oder Nahrung und Schutz finden. Dazu gehören beispielweise Schmetterlinge und Wildbienen, Käfer, Vögel wie der Neuntöter, Igel oder die seltene Haselmaus.
Geißler bittet um etwas Geduld, verspricht sich aber gute Erfolgsaussichten: „Natürlich wird es etwas dauern, bis wir die Früchte der Biotop-Maßnahme ernten können, denn die Knicks brauchen Zeit, um gut anzuwachsen und sich zu entwickeln. Aber in einigen Jahren werden sie voll funktionsfähige Lebensräume und eine Augenweide für Erholungssuchende sein.“ +++