990915L 29. November 1999
Mit einem Appell an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, an der ersten direkten Bürgermeisterwahl in der Geschichte der Hansestadt Lübeck teilzunehmen, haben sich Stadtpräsident Peter Oertling und Bürgermeister Michael Bouteiller an die Öffentlichkeit gewandt. Der Aufruf hat folgenden Wortlaut:
Liebe Bürgerinnen und Bürger der Hansestadt Lübeck,
am 5. Dezember haben Sie zum ersten Mal die Möglichkeit, den Leiter/die Leiterin der Stadtverwaltung Lübeck, den Bürgermeister/die Bürgermeisterin, direkt zu wählen. Sie sollten diese Chance nutzen und von Ihrem Wahlrecht Gebrauch machen.
Einige Bürgerinnen und Bürger bedauern, daß der Wahltag im Dezember stattfindet, wenn sehr viele von Ihnen mit den Vorbereitungen zum Advent oder zur Weihnachtsfeier beschäftigt sind. Wir glauben nicht, daß diese vorweihnachtlichen Beschäftigungen, die Sie in Ihrem privaten Bereich haben, von dem Gang zur Wahlurne abhalten werden.
Diejenigen unter Ihnen, die an dem Wahlsonntag dennoch nicht die Zeit haben, den kleinen Gang zum Wahllokal zu unternehmen, sollten unbedingt von der Möglichkeit der Briefwahl Gebrauch machen oder ihre Stimme vorzeitig im zentralen Wahlbüro im Großen Börsensaal des Rathauses, abgeben.
Unser Gemeinwesen zeichnet sich dadurch aus, daß die Menschen die Möglichkeit haben, durch ihre Stimme bestimmten Personen auf Zeit ein Mandat zu geben. Für dieses Recht haben Generationen vor uns schwer kämpfen müssen, viele kamen wegen ihrer Forderungen nach gleichen und geheimen Wahlen in Gefängnisse oder verloren ihre Arbeitsplätze.
Vor zehn Jahren ging ein autoritäres System in Deutschland zu Ende, das den Menschen lediglich die Möglichkeit einräumte, an Scheinwahlen teilzunehmen. Erinnern Sie sich bitte daran, daß in der ehemaligen DDR viele Menschen sich darum bemühten, ihre Vertretungen frei und geheim wählen zu dürfen. Manche von ihnen mußten mit Sanktionen rechnen. Deshalb bitten wir Sie, dieses wichtige demokratische Recht wahrzunehmen und am 5. Dezember, gegebenenfalls auch am 19. Dezember bei einer möglichen Stichwahl, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Peter Oertling, Stadtpräsident Michael Bouteiller, Bürgermeister