990790L 19. Oktober 1999
Lübecks Leitbildprozeß kommt voran: 120 Handlungsziele für die Entwicklung der Hansestadt Lübeck und 310 Vorschläge für konkrete Maßnahmen liegen jetzt vor. Dies ist das Ergebnis des 3. Agenda-Forums, an dem sich am 8. Oktober mehr rund 100 Repräsentanten der gesellschaftlichen Gruppen und der Einwohner Lübecks beteiligt haben. Der Hauptteil des Handlungsprogrammes zur Lokalen Agenda 21 Lübeck ist somit fertiggestellt.
Nach Ansicht des Forums sind 18 Handlungsziele vorrangig zu bearbeiten. Dies sind:
- Die Vielfalt und Eigenart der Natur Lübecks wird erhalten und gefördert
- Ökologisch verträgliche Landwirtschaft als nachhaltige Nutzungsform fördern
- Natur in die Stadt zur Steigerung der Lebensqualität
- Entwicklung eines nachhaltigen Logistikkonzeptes, auch für den Individualverkehr
- Die Region Lübeck wird Anziehungspunkt durch Vorreiter- /Pionierfunktion im Umsetzen der Agenda 21
- Förderung der von Ausgrenzung Bedrohten (Randgruppen)
- Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in Planungs- und Entscheidungsprozesse und Politik
- Toleranz unter Angehörigen unterschiedlicher Kulturen und Religionen
- Bildungseinrichtungen in Theorie und Praxis zukunftsfähig machen
- Lübeck bietet allen Alleinerziehenden die Möglichkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren
- Gleichberechtigte Partizipation von Frauen in allen Entwicklungs- und Entscheidungsbereichen
- Abbau physischer und psychischer Gewalt gegen Frauen und Mädchen
- Förderung des ehrenamtlichen Engagements
- Gesellschaftliche Anerkennung der Nicht-Erwerbsarbeit
- Globales Lernen (Umweltbildung, Menschenrechtserziehung, Interkulturellen Lernen ...)
- Förderung einer neuen Wohnkultur, die zu einem umwelt- und sozialverträglichen Wohnen führt
- Nutzung lokaler und regionaler regenerativer Ressourcen
- Zunehmende Reduzierung des Flächenverbrauchs für Siedlung, Verkehr und Gewerbe mit dem Ziel der Begrenzung
In sechs Arbeitsgruppen wurden die in den Leitbild-Arbeitsgruppen und den ersten beiden Agenda-Foren erarbeiteten Handlungsziele diskutiert und bei Bedarf ergänzt. Bei der Veranstaltung wurde deutlich, daß die Aufbruchstimmung, die bereits in den beiden vorangegangenen Agenda-Foren (Open-Space-Konferenzen) zu spüren war, weiterhin anhält. “Wir haben eine von konstruktivem Dialog zwischen allen gesellschaftlichen Gruppen geprägte Veranstaltung erlebt”, faßte Frank-Dieter Lammert, Leiter des Lübecker Agenda-Teams, die positive Erfahrung zusammen. “Es war überraschend, wie unproblematisch es war, über alle Gruppeninteressen hinweg Konsens über die Handlungsziele der Lübecker Agenda 21 zu erreichen.”
Lediglich bei einigen wenigen der rund 120 Handlungsziele bestehe noch Klärungsbedarf. Erforderlich seien nunmehr nur noch einige redaktionelle Überarbeitungen durch das Agenda-Kernteam sowie vertiefende Arbeiten auf der Ebene der Maßnahmen und Projekte. Außerdem müsse der Begriff “Nachhaltigkeit” noch konkretisiert werden. Die Leitbildformulierungen aus dem Leitbild-Prozess sollen nach Möglichkeit in das Handlungsprogramm integriert werden. Auf diese Weise könne das Leitbild bis hin zur Maßnahme konkretisiert werden.
Lammert weist darauf hin, daß das Handlungsprogramm nie vollständig sein könne. Es stelle zunächst lediglich einen ergänzungsfähigen Grundstock, der noch aktualisiert und weiter verbessert werden könne. “Voraussetzung für eine Erfolgskontrolle sind sogenannte Indikatoren, die jetzt erarbeitet werden sollen”, so Lammert weiter. Anhand dieser Indikatoren solle später überprüft werden, inwieweit mit den ergriffenen Maßnahmen tatsächlich die Handlungsziele erreicht würden.
Ein beschlußfähiger Entwurf eines Handlungsprogrammes mit Handlungszielen, Maßnahmenkatalog und Indikatoren soll Anfang des nächsten Jahres fertig sein. Der Entwurf des Handlungsprogrammes soll Ende Februar 2000 von einer Agenda 21 - EinwohnerInnenversammlung diskutiert und beschlossen werden. +++