Die Hansestadt Lübeck wird die "Entwicklungsgemeinschaft Travequerung" mit dem Bau eines Straßentunnels zur Querung der Trave beauftragen. Diese Entscheidung traf die Bürgerschaft mit großer Mehrheit in nichtöffentlicher Sondersitzung am 9. März im Lübecker Rathaus.
Der Konzessionsvertrag, der noch in dieser Woche unterzeichnet wird, sieht vor, daß die Entwicklungsgemeinschaft Travequerung, hinter der die Baukonzerne Hochtief (Essen) und Bilfinger+Berger (Mannheim) stehen, bis zum Jahr 2005 im Zuge der heutigen B 75 einen Tunnel plant, errichtet und betreibt. Er verbindet die nördlichen Stadtteile mit der Innenstadt und ersetzt die noch im Betrieb befindliche "Herrenbrücke". Diese 1964 eingeweihte Brücke weist schwere Baumängel auf und muß abgerissen werden.
Mit dieser Entscheidung für das rund 300 Millionen Mark teure Straßenbauwerk betritt die Hansestadt bundesweit Neuland. Denn der Bund steuert mit rund 175 Millionen Mark nur eine Teilsumme zum Bau bei. Diese entspricht den Kosten für den Neubau einer Brücke. Den Rest finanziert die Entwicklungsgemeinschaft, die dafür das Recht erhält, 30 Jahre lang Maut für die Durchfahrt des Tunnels zu erheben. Die Maut soll laut Beschluß der Bürgerschaft für PKW zwischen 1,00 und 1,20 Mark je Durchfahrt betragen, für Lastwagen mit Anhänger 10 bis 12 Mark. Die genaue Höhe wird allerdings erst nach endgültiger Kenntnis der Gesamtkosten durch eine Maut-Verordnung des Bundesverkehrsministeriums geregelt.
Die Hansestadt Lübeck rechnet mit einem Baubeginn im Frühjahr 2001. Bis dahin müssen alle Planungsarbeiten sowie das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen sein. Die jetzt vorliegenden Pläne der Entwicklungsgemeinschaft sehen den Bau von zwei 9,60 Meter starken Betonröhren im Schildtunnel-Vortrieb vor, die jeweils zwei Fahrspuren aufnehmen können. Die Tunnellänge soll 1030 Meter betragen. Die Gesamtausbaustrecke mit Anfahrtrampen und Maut-Aufstellspuren wird 2022 Meter lang sein. Zur Beförderung der Fußgänger und Radfahrer wird ein kostenloser Buspendelverkehr eingerichtet.
"Mit dem Herrentunnel wird ein Engpaß in unserem Straßennetz ausgeräumt", sagte Bürgermeister Bouteiller im Anschluß an die Entscheidung. Für Lübeck könne mit diesem wichtigen Projekt das 21. Jahrhundert beginnen. +++