Veröffentlicht am 29.01.1999

Schiffsschraube als neues maritimes Monument

Schiffsschraube als neues maritimes Monument

Eine monumentale, viereinhalb Meter hohe Schiffsschraube ziert seit heute die Frei-fläche vor dem Lübecker Burgtorterminal. Der Propeller soll als dauerhaftes symbo-lisches Monument auf die große Schiffsbau- und Hafentradition der Hansestadt hinweisen.

Aufgestellt wurde das imposante Schiffsbaudenkmal am Freitag, 29. Januar. Stifter der Schiffsschraube ist die Possehl-Stiftung, deren Vorsitzender Dr. Robert Knüppel der Übergabe an die Hansestadt - vertreten durch Kultursenator Ulrich Meyenborg beiwohnte. "Der Hafen und die Schiffahrt sind nach wie vor eine der Hauptschlagadern im Leben Lübecks und damit eine lebenswichtige Grundlage der Stadt. Darauf symbolisch mit der Aufstellung einer monumentalen Schiffsschraube hinzuweisen, ist eine sehr sinnvolle Maßnahme", erklärte Dr. Knüppel den Hintergrund der neuen Attraktion am Burgtorterminal.

Das neue Monument hat eine interessante Geschichte, die bis in die Zeit der ehemaligen DDR zurückreicht. Denn Ende der 70er Jahre wurde der 8,5 Tonnen schwere Schiffspro-peller im Auftrag des VEB Dieselmotorenwerk Rostock beim VEB Propellerbau in Waren/Müritz oder Wismar gegossen. Sie besteht aus Mangan-Bronze und ist für eine Antriebsleistung von 9000 PS ausgelegt.

Das 150 Meter lange DDR-Frachtschiff "Pritzwalk", gebaut 1979 beim Rostocker VEB Schiffswerft Neptun, durchpflügte vermutlich mit dieser Schraube als Hauptantrieb die Meere. Ende 1994 lieferte die Rostocker Reederei F. Laeisz den Propeller als Muster nach Lübeck. Denn die "Pritzwalk", die F. Laeisz inzwischen von der Deutschen See Reederei (DSR) Rostock übernommen hatte, sollte mit einer besseren Schraube aus Nickel-Aluminium-Bronze ausgerüstet werden.

Die traditionsreiche Lübecker Propellerbau-Firma "Schaffran Propeller Lehne & Co", eine weltweit führende Spezialgießerei, die seit 1911 mehr als 35 000 Schiffsschrauben aller Art produziert hat, fertigte und lieferte die neue Schraube und kaufte der Reederei F. Laeisz die nicht mehr benötigte alte Schraube ab. Sie sollte vermutlich eingeschmolzen und verarbeitet werden. Aber dazu kam es aufgrund des Konkurses der Firma "Schaffran Propeller Lehne & Co" im Jahr 1995 nicht mehr. Seit 1996 gibt es eine Nachfolgefirma, die "Schaffran Propeller Service GmbH". Sie wurde von ehemaligen Mitarbeitern der "Schaffran Propeller Lehne & Co" gegründet, die den Namen und das Know-how gekauft hatten.

Daß die Schraube nunmehr überhaupt die Funktion eines Wahrzeichens übernehmen kann, ist Kapitän Rüdiger Pfaff, Vorsitzender der Schiffergesellschaft zu Lübeck, zu ver-danken. Von ihm kam der Hinweis, die Possehl-Stiftung solle die Schiffsschraube aus der Konkursmasse aufkaufen und sie der Stadt als weithin sichtbares Wahrzeichen anbieten. Die Possehl-Stiftung folgte der Anregung, erwarb die Schiffsschraube zusammen mit einem Stahlgestell und fand in Zusammenarbeit mit der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) den Standplatz am Burgtorterminal. "Wir haben diesen Platz sehr gern zur Verfügung gestellt", sagte Manfred Evers, Vorsitzender der LHG-Geschäftsführung. "Dieser neue maritime Blickfang zeigt einmal mehr die Verbundenheit Lübecks mit Schiffahrt und Hafen." +++