Vorlage - VO/2025/13909-01  

Betreff: Austauschvorlage: Annahme einer privaten Sachspende (Gemälde »Markt mit Rathaus und Marienkirche« von Cornelis Springer) zugunsten des Museums Behnhaus Drägerhaus
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Monika Frank
Federführend:4.041.7 - Lübecker Museen Bearbeiter/-in: Schulenburg, Silke
Beratungsfolge:
Hauptausschuss zur Vorberatung
25.03.2025 
30. Sitzung des Hauptausschusses unverändert beschlossen   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Entscheidung
27.03.2025 
14. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck in der Wahlperiode 2023 - 2028 unverändert beschlossen   

Beschlussvorschlag
Finanzielle Auswirkungen
Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Provenienz_Gemaelde_CSpringer

Beschlussvorschlag


Die dem Museum Behnhaus Drägerhaus angebotene Sachspende im Wert von 350.000 Euro, das Gemälde »Markt mit Rathaus und Marienkirche« von Cornelis Springer (1870), wird angenommen.


 


Verfahren

 

Bereiche/Projektgruppen

Ergebnis

1.201 Haushalt und Steuerung

zustimmend

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beteiligung von Kindern und Jugendlichen

 

Ja

gem. § 47 f GO ist erfolgt:

X

Nein- Begründung:

Die Belange von Kindern und Jugendlichen werden durch die Annahme der Schenkung nicht berührt.

 

 

 

 

 

 

 

Die Maßnahme ist:

 

neu

 

X

freiwillig

 

 

vorgeschrieben durch: 

 

 

 

 

 

 

Finanzielle Auswirkungen:

X

Ja (Anlage 1)

 

 

Nein

 

Auswirkung auf den Klimaschutz:

X

Nein

 

 

Ja Begründung:

 

 

 

 

 

 

Begründung der Nichtöffentlichkeit

gem. § 35 GO:

 

 

 

 


Begründung

 

r die Annahme der privaten Einzelspende über 350.000 Euro ist die Bürgerschaft nach der am 21.03.2013 von ihr beschlossenen Delegationsregelung zuständig.

 

Im Oktober 2024 bot das Auktionshaus Lempertz in seiner Berliner Dependance auf einer Auktion das Gemälde »Markt mit Rathaus und Marienkirche« von Cornelis Springer an (Auktion 1262, Lot 16). Das Gemälde war von 1940 bis 2004 Teil der Sammlung des Museums Behnhaus Drägerhaus, wurde dann an die Erben von Viktor von Ephrussi restituiert und gelangte über eine Auktion bei Sothebys London in eine deutsche Privatsammlung. Diese stand nun zum Verkauf und das Museum Behnhaus Drägerhaus war an einem Rückkauf und damit dauerhaften Verbleib der eindrucksvollen und kulturhistorisch wichtigen Lübeck-Ansicht sehr interessiert. Dankenswerterweise bot ein Mäzen an, das Gemälde auf der Auktion zu erwerben und es anschließend der Hansestadt Lübeck für die Sammlung im Museum Behnhaus Drägerhaus zu schenken. Er konnte Ende Oktober erfolgreich auf das Bild bieten und bot in einem Schreiben vom 12. Dezember 2024 die Schenkung des Gemäldes an. Der Schenkende möchte anonym bleiben.

 

Die Rückkehr dieser bedeutenden Lübecker Stadtansicht ins Museum Behnhaus Drägerhaus wäre ein großer Glücksfall. Zur Wiedereröffnung des sanierten Behnhauses im Sommer 2025 könnte das Gemälde an seinem alten Sammlungsort und zugleich in neuem Kontext präsentiert werden. Alte Stadtansichten Lübecks wie Elias Diebels Holzschnitt von 1552 zeigen in der Regel eine Gesamtansicht der Stadt als Vedute. In der »Moderne« also ab etwa 1800 richten die Künstler ihren Blick mehr und mehr auf Details der Stadt. Nicht mehr die Gesamtansicht mit allen sieben Türmen prägt die Bilder, sondern das Herausgreifen einzelner Bauwerke oder architektonischer Elemente. Diese verweisen im besten Falle auf das Ganze der Stadt. So muss man die Lübeck-Ansichten des 19. und 20. Jahrhunderts danach befragen, welche Idee der Stadt in der jeweiligen Detailansicht dargestellt ist. In der Sammlung des Museums Behnhaus Drägerhaus finden sich neben Lübeck-Ansichten »heimischer«nstler zwei Darstellungen auswertiger Künstler: Lyonel Feiningers Gemälde »beck. Alte Häuser« aus dem Jahr 1931 und Oskar Kokoschkas »Jakobikirche in Lübeck« von 1958. Das dritte Gemälde in dieser kleinen Serie von Lübeck-Bildern auswärtiger Künstler war bis 2004 Cornelis Springes Ansicht des Lübecker Marktes mit Marienkirche von 1870. Das Gemälde war 1940 für Lübeck erworben worden. Es stammte aus der Wiener Sammlung Ephrussi, wo es 1938/39 beschlagnahmt worden war. Als NS-verfolgungsbedingte Beschlagnahme war das Gemälde nach dem Washingtoner Abkommen restitutionspflichtig. Die Hansestadt Lübeck restituierte das Gemälde daher 2004 an die Erben nach Viktor Ephrussi. Seitdem befand sich lediglich das auf den 21. Juni 1868 datierte Aquarell Springers in der Lübecker Sammlung. Bei diesem dürfte es sich um die weitgehend vor Ort entstandene Vorstudie zum Gemälde handeln.

 

Die Bedeutung von Springers Gemälde für die Lübecker Sammlung ist hoch. Auf dem zur Eröffnung des Drägerhauses 1981 erschienenen Katalog »Kunst und Kultur Lübecks im 19. Jahrhundert« schmückte das Bild den Titel. Der damalige Museumsdirektor Wulf Schadendorf schrieb im genannten Katalog zu Springers Lübeck-Ansicht (S. 281): »Die beiden schönsten Lübeck-Ansichten des Jahrhunderts stammen nicht von einheimischen Künstlern.« Neben einem Bild des Berliners August Haun nennt er Springers Bild (S. 282): »Die zweite wichtige Ansicht stammt von dem bedeutendsten niederländischen Architekturmaler des 19. Jahrhunderts. Am 21. Juni 1868 zeichnet und aquarelliert Cornelis Springer auf dem Lübecker Markt die Ansicht des Rathauses mit der dahinter aufragenden Marienkirche, davor das bunte Markttreiben, zwei Jahre später ist das monumentale Bild im Atelier fertiggestellt. Weiß, gelb, grau und rot erheben sich die Architekturen unter einem hellen Himmel, der Vordergrund ist breit ausgedehnt mit Figuren bedeckt, eine Staffage, die zusammengesucht und z. T. nicht einmal lübsch sein mag, die aber nicht hindert, daß wir es mit der würdigsten Darstellung zu tun haben, die dieser großartige Platz jemals gefunden hat.«

 

Mit der Möglichkeit, das Gemälde von Cornelis Springer nun für die Lübecker Sammlung im Museum Behnhaus Drägerhaus zurückzuerhalten, schließt sich ein Bogen: Das Gemälde wurde 1940 zu Unrecht in die Lübecker Sammlung aufgenommen. Als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Werk erhielt es aufgrund seines Motivs dennoch einen wichtigen Platz in der Sammlung des Behnhauses. Die Hansestadt Lübeck stellte sich 2004, als der unrechtmäßige Erwerb des Bildes klar wurde, ihrer Verantwortung und restituierte es an die rechtmäßigen Besitzer. Wenn nun ein rechtmäßiger Erwerb des Gemäldes in Form einer Schenkung möglich wird, ließe sich das Bild dauerhaft für Lübeck sichern. Gemeinsam mit dem Aquarell Springers sowie anderen historischen Lübeck-Ansichten wäre die Serie von Bildern der Hansestadt Lübeck wieder geschlossen.
 


Anlagen

Anlage 1: Provenienz_Gemälde_C.Springer

Anlagen:  
  Nr. Status Name    
Anlage 1 1 öffentlich Provenienz_Gemaelde_CSpringer (236 KB)