Kerndaten 2024 – Die wichtigsten Entwicklungen auf einen Blick
Grundlegende Daten
Die Kerndaten 2024 bilden eine Übersicht zentraler Bildungsdaten. Bevölkerungsdaten stellen dabei eine wichtige Basis für die Bedarfsplanung von Bildungsangeboten dar. Die positive Entwicklung der Bevölkerungszahlen seit 2013 verlangt einen Ausbau der Angebote in verschiedenen Bildungsbereichen. Vor allem in den Jahren 2015/16 und 2022/23 gab es einen deutlichen Bevölkerungszuwachs durch den Zuzug von Geflüchteten. Die Nettozuwanderung gleicht die Einwohner:innenzahlen aus, die durch eine größere Zahl an Sterbefällen im Vergleich zu Geburten ansonsten sinken würden.
Seit 2013 leben mehr Deutsche mit Migrationshintergrund und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in Lübeck (2024: je rund 15%). Die Hansestadt unterstützt Integration in Bildung und Betreuung durch vielfältige Angebote. Der Anteil der unter Achtzehnjährigen mit Migrationshintergrund ist über die Jahre gestiegen (2024: 45%). Durch Ausbau passender Unterstützungsangebote, z.B. gezielter Sprachförderung und interkultureller Kompetenzvermittlung können Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte erfolgreich integriert werden und ihr volles Potenzial entfalten. In den Kindertagesstätten werden zunehmend mehr Kinder mit Migrationshintergrund betreut (2024: U3 30%, Ü3 35%), was sich positiv auf den Spracherwerb und die Schulreife auswirkt. Parallel dazu stieg auch die Zahl der DaZ-Schüler:innen in der Basisstufe (2022/23: 760) an, sie ist in 2023/24 und 2024/25 allerdings wieder rückläufig (2024/25: 496). Nach der Basisstufe wechseln diese Kinder und Jugendlichen in die Regelklassen, so dass der Anteil der Schüler:innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit insgesamt wuchs (19%). Auch wenn der Anteil der Schüler:innen mit Migrationshintergrund an den Gymnasien gewachsen ist 2024: (8%), besuchen auch weiterhin die meisten Schüler:innen mit Migrationshintergrund eine Gemeinschaftsschule (21%) oder ein Förderzentrum (18%). Die VHS unterstützte die Integration Erwachsener durch entsprechende Kurse: Von den erteilten VHS-Unterrichtsstunden in 2024 waren 66 % Deutsch-als-Fremdsprache-Kurse.
Zuwanderung im Bildungssystem birgt ein enormes Potenzial für eine vielfältige und lebendige Lernumgebung. Durch gezielte Maßnahmen, wie z.B. einer intensiven Einbindung der Eltern und eine positive Haltung können Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte erfolgreich integriert werden und einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Unterstützungsangebote wie der Lübecker Bildungsfonds leisten einen großen Beitrag zur Steigerung der Teilhabe im Sozialen wie im Bildungssystem. Das ist wichtig, da Deutschkenntnisse ein wichtiger Indikator für gute Bildungschancen, aber auch die wirtschaftliche Situation der Familien darstellt. Kinder- und Familienarmut ist hingegen ein relevanter Risikofaktor für schlechtere Bildungschancen und auch eine Verschlechterung der ökonomischen Lage. Der Jahresdurchschnitt des Anteils Arbeitsloser an zivilen Erwerbspersonen ist ab 2013 gesunken und nach einer Erhöhung zu Zeiten der Coronavirus-Pandemie stabil bei rund 8%. Auch die Zahl der Asylbewerberleistungsempfänger:innen hat im den letzten Jahr abgenommen (2024: 0,5%).
Präventions-, Beratungs- und Hilfsangebote
Verschiedene Präventions-, Beratungs- und Hilfsangebote unterstützen Familien: Bei den Willkommensbesuchen informieren Hebammen vor oder nach der Geburt über Angebote für Familien. Der Anteil der Familien, die einen Willkommensbesuch erhielten, lag in 2023 deutlich über den Vorjahren. In 2024 ist er niedriger (48%), aber auf dem Niveau der Vorjahre. Es bleibt abzuwarten, ob die von vielen Familien gewünschte Möglichkeit eines Besuchs bereits in der Schwangerschaft die Zahlen langfristig erhöht.
Die Beratungsstellen Frühe Hilfen bieten Unterstützung, Begleitung und Beratung für Familien in Lübeck, besonders bei schwierigen Rahmenbedingungen. Die Zahl der von den Frühen Hilfen betreuten Familien ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen (2024: 855). Zunehmend mehr Familien werden durch die Beratungsstellen und das Netzwerk Frühe Hilfen in der Schwangerschaft oder mit Kindern bis drei Jahren beraten, begleitet und unterstützt.
Das Angebot schulischer Unterstützungsangebote wie Integrationshilfe wurde in den letzten Jahren erhöht. In der Schulsozialarbeit erfolgte eine Anpassung entsprechend der landes- und bundesweit gestiegenen gesellschaftlichen Bedarfe wie psychosoziale Unterstützung.
Auch die Angebote der Jugendhilfe werden häufiger in Anspruch genommen (2024: durchschnittlich 1.622 Fälle pro Monat). Die Fallzahlen steigen sowohl bei den ambulanten wie auch den stationären Hilfen an. Bei der Hälfte der Leistungen der Jugendhilfe handelt es sich um ambulante Hilfen (z.B. Sozialpädagogische Familienhilfe, soziale Gruppe, Erziehungsbeistand). Die andere Hälfte der Leistungen beinhaltet (teil-)stationäre Hilfen (z.B. Heimerziehung, betreutes Wohnen, Vollzeitpflege, Tagesgruppen).
Die Zahl der vom Team Jugendhilfe der Jugendberufsagentur betreuten Jugendlichen liegt auf dem Niveau des Vorjahres (2024: 349 Klient:innen). Dem Auftrag der JBA entsprechend weisen die Klient:innen des Teams Jugendhilfe vor allem keinen oder niedrige Schulabschlüsse auf (Durchschnitt: 67% ohne Abschluss, mit Förderschulabschluss oder ESA). Die Ratsuchenden sind vor allem männlich und aktuell meist zwischen 18 und 25 Jahren.
Non-Formale Bildungsangebote
Steigende Zahlen weisen auch die verschiedenen non-formalen Bildungsangebote, also Angebote ohne verpflichtende Lehrpläne oder Abschlüsse, auf.
Seit 2013 stieg der Anteil der in Tagespflege und Kindertagesstätten betreuten Kinder unter 3 Jahren (2024: 49%). Auch der Anteil der Kinder über 3 Jahren, die eine Kita besuchen, nahm zu (2024: 89%). Der Besuch einer Kita wirkt sich positiv auf die Entwicklung von Kindern und ihre Schulreife aus. Erfreulich ist auch, dass die Zahl der am Projekt Übergang Kita-Schule teilnehmenden Kindergärten (69%) und Schulen (91%) über die Jahre deutlich gewachsen ist. Zunehmend mehr Schulen und Kitas gestalten den Übergang gemeinsam und erleichtern den Kindern so den Start in die Schule.
Die Zahl der Jugendzentren ist über die Jahre konstant. Bis 2022 hatte sich der Personalschlüssel in den Jugendzentren kontinuierlich verbessert. Die Zahlen der regelmäßigen Angebote und der Besucher:innen sind gestiegen.
Die fünf Nachbarschaftsbüros verzeichneten während der Corona-Pandemie einen vorübergehenden Anstieg an Beratungsanfragen, der inzwischen wieder auf Normalniveau gesunken ist.
Die Teilnahmezahlen an VHS-Veranstaltungen sind nach einem Einbruch aufgrund der Coronavirus-Pandemie wieder gestiegen (2024: 8.620 Kursbelegungen). Ab 2022 wurden wieder deutlich mehr Kurse angeboten. Mehr als zwei Drittel der Kurse an der Volkshochschule werden in jedem Jahr von Frauen belegt.
Formale Bildungsangebote
Besonders in der formalen Bildung, also den Bildungsangeboten mit Curricula und Abschlüssen, sind die zunehmenden Bevölkerungszahlen zu spüren:
Die Schüler:innenzahlen an Grundschulen steigen weiterhin. Auch die Zahl der Grundschüler:innen in der Ganztagsbetreuung an Schulen wächst kontinuierlich und deutlich. Der Anteil der betreuten Kinder stieg auf 77%. Vor dem Hintergrund der steigenden Zahlen sowie des kommenden Rechtsanspruchs baut der Schulträger das Angebot aus.
Auch die Schüler:innenzahlen an den weiterführenden Schulen stiegen über die Jahre. In den letzten Jahren verteilten sie sich zu recht konstanten Anteilen auf die Schulformen Gemeinschaftsschule und Gymnasium.
Der Anteil der Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf lag in den letzten Jahren bei rund 8%. Von ihnen wurden in den letzten Jahren zunehmend weniger Kinder integrativ beschult. Diese Entwicklung entspricht dem Bundestrend und ist auf den Elternwunsch zurückzuführen. In diesem Jahr liegt die Quote wieder etwas höher (67%). Der Anteil der am Förderzentrum beschulten Schüler:innen bleibt vor den Bestrebungen zunehmender Inklusion zu beobachten.
Der Anteil der Jugendlichen ohne Abschluss bzw. mit Förderschulabschluss ist im aktuellen Jahr wieder höher. Allgemein ist der Anteil der Jugendlichen ohne oder mit Förderschulabschluss jährlichen Schwankungen unterworfen. Besonders für Jugendliche, die vor kurzem ohne Deutschkenntnisse nach Lübeck kamen, gilt, dass Sprachförderangebote, die auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind, nicht nur die Deutschkenntnisse verbessern, sondern auch ihre allgemeinen Sprachfähigkeiten und damit den Integrationsprozess in die Gesellschaft stärken und den Jugendlichen ermöglichen an den beruflichen Schulen einen Abschluss zu erwerben.
Die Zahl der Schüler:innen an berufsbildenden Schulen ist über die Jahre rückläufig. Gleichzeitig sank der Frauenanteil. Zunehmend mehr Jugendliche wurden im Schulberufs- und Übergangssystem ausgebildet (2024: 29%), dementsprechend sank der Anteil im Dualen System.
Rund 60% der Jugendlichen verlassen jedes Jahr die berufsbildende Schule mit Abschlusszeugnis und schlossen folglich den gewählten Bildungsgang erfolgreich ab. Über die Hälfte der erfolgreichen Absolvent:innen besaß ein Ausbildungsverhältnis. Rund 40% erhalten jährlich ein Abgangszeugnis, weil sie Prüfungen nicht bestanden haben oder aber den Bildungsgang vorzeitig verließen und z.B. in eine Ausbildung wechselten.
Die Studierendenzahlen in Lübeck sanken zuletzt leicht und blieben nun auf ähnlichem Niveau. Dabei steigen die Zahlen an der Universität und der Musikhochschule weiterhin. Die meisten Studierenden besuchen die Universität oder die Technische Hochschule. Der Anteil der Frauen an den Hochschulen ist gestiegen (2024: 46%).
Im Kontext des demografischen Wandels und der Flucht-/Migrationsbewegungen bleibt die Bildungs- und Jugendhilfestruktur leistungsfähig, wie das Monitoring zeigt.