Vorlage - VO/2024/13125  

Betreff: Fraktion LINKE & GAL: Erforschung und Würdigung des Widerstands von Frauen in und /oder aus Lübeck gegen den Nationalsozialismus
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftstelle LINKE & GAL Bearbeiter/-in: Mentz, Katja
Beratungsfolge:
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck
28.03.2024 
7. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck in der Wahlpriode 2023 - 2028 an Verwaltung / Ausschuss zurück verwiesen   
Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege zur Vorberatung
06.05.2024 
9. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege zurückgestellt   
10.06.2024 
10. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege zurückgestellt   
09.12.2024    15. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege      
Bauausschuss zur Vorberatung
06.05.2024 
14. Sitzung des Bauausschusses zurückgestellt   
17.06.2024 
16. Sitzung des Bauausschusses zurückgestellt   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Entscheidung

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

Der Bürgermeister wird beauftragt, einen öffentlichen Platz zu identifizieren, der gut geeignet ist, Widerstandskämpferinnen gegen den Nationalsozialismus in und/oder aus Lübeck namentlich zu gedenken. Die Verwaltung wird in Verbindung mit den Ergebnissen der im nachfolgenden Absatz erwähnten Untersuchung gebeten, dem Bauausschuss Vorschläge für einen oder mehrere geeignete Plätze zur Beschlussfassung zu unterbreiten.

r den oben genannten Antrag wird darum gebeten, dass der Fachbereich 4 in Zusammenarbeit mit hierfür geeigneten Lübecker Museen sowie am Vorhaben interessierte Lübecker Schulen eine Untersuchung darüber durchführt, welche Frauen in und/oder aus Lübeck gegen den Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben. Dabei soll auch darauf eingegangen werden,

-          welche Formen des Widerstands die Frauen (ggf. auch im Unterschied zu männlichen Widerstandskämpfern) praktizierten,

-          welche Gefahren sowie - bei Realisierung von Gefahren - welche Konsequenzen dies für die Widerstandskämpferinnen hatte und

Empfehlungen für mögliche Formen der öffentlichen Würdigung des weiblichen Widerstandes basierend auf den Untersuchungsergebnissen mit Beschlussfassung in der Bürgerschaft erfolgen (z.B. Erinnerungstafel mit Namen, QR-Codes mit weiterführenden Informationen zu Widerstandskämpferinnen, Dauerausstellung an öffentlichem Ort o.a.).
 


Begründung

Der o.g. Antrag greift den Antrag der Fraktion UVP VO/2024/13113 auf, der sich dem Gedenken der in Lübeck inhaftierten und in Hamburg 1943 ermordeten französischen Widerstandskämpferinnen France Bloch-Sérazin und Suzanne Masson widmet. Unser vorliegender Antrag: „Erforschung und Würdigung des Widerstands von Frauen in und/oder aus Lübeck gegen den Nationalsozialismus“ zielt - weitergehend als der Antrag von UVP - darauf ab, den Widerstand von Frauen in und/oder aus Lübeck gegen den Nationalsozialismus umfassend zu erforschen und grundsätzlich alle Widerstandskämpferinnen in und/oder aus Lübeck angemessen zu würdigen sowie ihre Namen und ihre Geschichten in die öffentliche Erinnerung einzubeziehen.

Die Erforschung des Widerstands von Frauen gegen den Nationalsozialismus in Lübeck ist historisch bedeutsam. Angesichts derzeitiger demokratiegefährdender rechter Strömungen in Deutschland ist es zudem wichtiger denn je, sich der Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Opfer zu erinnern. Die Anerkennung und Würdigung mutiger Menschen, die sich dem NS-Regime entgegengestellt haben, kann eine Wiederholung der Geschichte und ihrer Grausamkeiten verhindern. Indem wir ihre Namen und Geschichten an öffentlichen Orten sichtbar machen, setzen wir ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung, Rassismus und Unterdrückung.

Frauen spielten eine entscheidende Rolle im Widerstand, oft unter geschlechtsbezogen besonderen Bedingungen und mit hohem persönlichen Risiko. Es gilt, den Widerstand von Frauen in und/oder aus Lübeck gegen den Nationalsozialismus und die damit verbundenen Risiken und Opfer im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Die Schaffung eines mahnenden Gedenkens an die Widerstandskämpferinnen aus und/oder in Lübeck schützt unsere Demokratie durch eine lebendige Erinnerungskultur.

Grundsätzlich ist der Widerstand von Frauen im Nationalsozialismus im Vergleich zum Widerstand von Männern in Deutschland bisher wenig erforscht worden. Dies gilt auch für Lübeck. Nach unserem Kenntnisstand gibt es bisher nur eine vor rund 30 Jahren publizierte Arbeit zu dem expliziten Thema Lübecker Frauen im Widerstand gegen die Nationalsozialisten mit der Publikation: „Widerstand Protest Verweigerung von Lübeckerinnen in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945“ von Ina Schmidt (1995), vgl.: https://www.aranat.de/images/pdf/Widerstand-Protest-Verweigerung_InaSchmidt_klein.pdf. Daher ist es besonders dringlich, diesen Teil der Geschichte gründlich(er) zu untersuchen und darüber Frauen des Widerstandes in und/oder aus Lübeck angemessen zu würdigen (z.B. auch in Zusammenarbeit mit der Justizvollzugsanstalt und den Gerichten Lübecks, die ggf. die Möglichkeit haben, ihre Archive zu verurteilten und inhaftierten Frauen in der Zeit des Nationalsozialismus zu öffnen und/oder ggf. auch Lübecker Kirchenarchive, der jüdischen Gemeinde Lübeck und/oder andere bereits vor und während des Nationalsozialismus bestehenden sozialen Initiationen sowie möglicherweise noch lebende Zeitzeuginnen/Zeitzeugen). Hierfür erachten wir die Einbeziehung von Lübecker Museen mit ihren museumspädagogischen Fachkräften und insbesondere der Kinder der Lübecker Schulen und ihrer Lehrkräfte für besonders ziel- und demokratiefördernd. Gleichzeitig wird damit dem so wichtigen Grundsatz der Kinder- und Jugendbeteiligung im Rahmen der Kommunalpolitik Rechnung getragen.
 


Anlagen