Vorlage - 4/12874-01-01-01  

Betreff: Bericht zum Antrag von AM Friederike Grabitz (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN): Völkerkundliche und archäologische Sammlungen dauerhaft in Ausstellungen präsentieren (VO/2024/12874-01-01)
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Monika FrankBezüglich:
2024/12874-01-01
Federführend:4.041.7 - Lübecker Museen Bearbeiter/-in: Schulenburg, Silke
Beratungsfolge:
Senat
Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege
11.03.2024 
8. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

Stellungnahme zum Antrag von AM Friederike Grabitz (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN): Völkerkundliche und archäologische Sammlungen dauerhaft in Ausstellungen präsentieren (VO/2024/12874-01-01)
 

Da sich die Anfrage von AM Friederike Grabitz (VO/2024/12874-01-01) sowohl auf die ethnologische Sammlung als auch auf die archäologische Sammlung bezieht, wurde die Beantwortung von den beiden jeweils zuständigen Bereichen 4.041.7 LÜBECKER MUSEEN und 4.491 Archäologie und Denkmalpflege bearbeitet und im Folgenden zusammengeführt:


 


Begründung

Zusammenfassung der Ausgangslage und der aktuellen Situation

Am 29.11.2018 hat die Bürgerschaft entschieden, die Eröffnung eines Museums zu veranlassen, das die ethnologischen Bestände in Lübeck mit neuer Konzeption der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich macht (VO/2018/06754). Bestandteil des Beschlusses war die Gründung einer interfraktionellen Arbeitsgruppe, die Eckpunkte zur Eröffnung des Museums erarbeiten und den Umsetzungsprozess kontinuierlich begleiten sollte. Die Eckpunkte sollten gemäßrgerschaftsbeschluss Aussagen treffen zur Aufgabenstellung, zu inhaltlichen Grundsätzen der Präsentation, zur wissenschaftlichen Positionierung, zu den Ausstellungsmitteln und zur Namensgebung sowie die räumlichen Voraussetzungen definieren, mögliche Standorte bewerten und erste Kostenschätzungen abgeben.

In vier Treffen von Dezember 2018 bis Mai 2019 haben die Arbeitsgruppe und die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck gemeinsam ein Arbeitspapier erarbeitet, das sich in zwei Abschnitte gliedert (s. Anlage 1: Arbeitspapier_VKS_NeuesMuseum). In dem ersten Abschnitt »Zum inhaltlichen Profil eines neuen ethnologischen Museums in Lübeck« wurden die erstgenannten Eckpunkte behandelt, der zweite Abschnitt »Potentielle Standorte des neuen Museums« beschäftigt sich mit den drei letztgenannten Punkten.

hrend die Fragestellungen des ersten Abschnittes vollumfänglich abgestimmt und konsensual beantwortet wurden (und daraufhin in den Museumsentwicklungsplan integriert wuden), konnte die Arbeitsgruppe eine Bewertung potentieller Museumsstandorte nicht abschließend vornehmen, da hierfür zunächst weitere Prüfungen der Standort-Optionen durch die Verwaltung notwendig waren. Die Arbeitsgruppe hat daraufhin entschieden, zu pausieren bis diese Prüfungen abgeschlossen sind und das erarbeitete Papier erst nach dessen Vervollständigung um die Standortbewertung in den weiteren politischen Entscheidungsprozess einzubringen.

Als Standort-Optionen wurden von der Verwaltung die Bundesbank, das Zeughaus und das Museumsquartier St. Annen zur Diskussion gestellt. Von der Kulturstiftung wurde zunächst die Option der Bundesbank favorisiert. Zur Berücksichtigung bei der Entwicklung erster Nutzungskonzepte für das Gebäude hat die Geschäftsführung der Museen dem Gebäudemanagement im Mai 2020 ein ortsloses Raumprogramm für ein neues Museum mit einem Gesamtraumbedarf von 1.640 m² übermittelt.

Nach dem Beschluss der Bürgerschaft vom 28.9.2023 (VO/2023/12419-02), der eine Nutzung der Bundesbank durch die Musikhochschule priorisiert, ist jedoch davon auszugehen, dass von einer musealen Nutzung des Gebäudes im Sinne einer öffentlichen Einrichtung mit Ausstellungsflächen Abstand genommen werden muss.

Da sich im Jahr 2021 durch die Schenkung einer großen privaten Afrika-Sammlung (s. VO/2020/09560) der 2019 errechnete Flächenbedarf erhöht hat, kommt auch der Standort des Zeughauses für die (Wieder-)Eröffnung eines Museums nicht mehr in Frage zumal auch hier mittel- bzw. langfristig die Nutzung durch andere Bereiche angedacht ist (erweiterte Nutzung durch das GMHL; Erweiterung des Bereichs Archivs; Büro für Erinnerungskultur / »Zeit.Lab«-Lernort gem. Bürgerschaftsbeschluss vom 29.9.2022, VO/2019/07965-01-02).

Neue Optionen könnten sich dagegen im Hinblick auf die Integration der Sammlung in das Museumsquartier St. Annen ergeben. Im Zuge der geplanten Generalssanierung des gesamten Klosterkomplexes werden Raumnutzungen neu gedacht werden müssen, da ein Großteil der bislang als Depot genutzten, für diesen Zweck aber eigentlich gänzlich ungeeigneten Flächen sich auch nach der Sanierung nicht für eine Depot-Nutzung herrichten lassen. Hier könnten Im Erdgeschoss Flächen umgewidmet werden und neue freie Räume entstehen, die dauerhaft als Ausstellungsfläche von der Völkerkundesammlung genutzt werden können.

Da es sich bei der Generalsanierung jedoch um ein längerfristiges Großprojekt handelt, müssten bei dieser Option weiterhin temporäre Lösungen bzw. eine längerfristige Interimslösung für die Völkerkundesammlung gefunden werden.


Das archäologische Museum der Hansestadt Lübeck wurde im Jahr 2011 im Zuge des Baus des Europäischen Hansemuseums geschlossen. Eine der weltweit größten dinglichen Sammlungen zur mittelalterlichen Stadtarchäologie, der Geschichte der Hanse und der Lübecker Besiedlung seit über 20.000 Jahren liegt seitdem nur magaziniert vor. 

 

 

Zu den in der Anfrage gestellten Fragen

Unter welchen Umständen und wo wären Ausstellungen der völkerkundlichen und der archäologischen Sammlungen möglich?

Die räumlichen Voraussetzungen für die Einrichtung eines neuen ethnologischen Museums wurden 2019 mittels eines ortslosen Raumprogramms definiert, das von einem Gesamtraumbedarf von 1.640 m² ausging (inkl. Verwaltungs-, Bibliotheks-, Veranstaltungs- und Depotflächen). Hier sind jedoch wie bereits erwähnt inzwischen neue Berechnungen notwendig.

Wenn Depotfläche an einem anderen Standort gefunden werden würde, könnten zukünftig Ausstellungen der Völkerkunde in einem sanierten St. Annen-Museum realisiert werden.

Als Interimslösung wird die Völkerkundesammlung weiterhin auch mit Sonderausstellungen an wechselnden Standorten, d.h. vor allem in anderen Häusern des Museumsverbundes zu Gast sein, so etwa im Museum für Natur und Umwelt, im Industriemuseum Herrenwyk oder auch im ersten Geschoss des St. Annen-Museums, wie zuletzt mit der Ukraine-Ausstellung im Jahr 2023. Alle diese Ausstellungsmöglichkeiten haben jedoch Nachteile, da die Räume von der Größe und der technischen Ausstattung nicht ausreichen und auch nicht permanent zur Verfügung stehen. Denkbar wären auch einzelnen Interventionen der Völkerkundesammlung im zukünftig sanierten Museum Behnhaus Drägerhaus oder in der St. Annen Kunsthalle. Auch Kooperationen mit dem Europäischen Hansemuseum wären denkbar, denn dort stehen mit den Sonderausstellungsflächen im Burgkloster interessante Räumlichkeiten zur Verfügung.

 

Ein dauerhafter Standort für die Präsentation der archäologischen materiellen Kultur des UNESCO Welterbes der Lübecker Altstadt sowie der bedeutenden Sammlung der vorgeschichtlichen Exponate des Lübecker Landgebietes liegt momentan nach Schließung des archäologischen Museums im Jahr 2011 nicht vor obgleich der Museumsentwicklungsplan die Relevanz dieser Sammlung für die Stadt als unbestritten ausweist (MEP, S. 38). Die weltweit anerkannten und gefragten archäologischen Exponate der Lübecker Bevölkerung als auch den Besucher:innen zu präsentieren, ist ausgesprochenes Ziel des Bereich Archäologie und Denkmalpflege. Hier sind Interimslösungen an verschiedenen Standorten in kleinem Umfang und bezogen auf z.B. nur einen Themenbereich oder Zeitkomplex denkbar. Aus diesem Grund entwickelt der Bereich Archäologie und Denkmalpflege in diesem Jahr ein Konzept, wie und wo gezielt die Archäologie kostenfrei für alle in der Innenstadt präsentiert werden kann auch wenn es sich hierbei immer nur (z.B. aufgrund von konservatorischen Gründen) um temporäre Inszenierungen handeln kann.

 

Welche personellen Ressourcen (kuratorisch, für die Aufsicht und die Räume) sind schon vorhanden und nutzbar, welche müssten ggf. zusätzlich geschaffen werden?

Hier gilt nach wie vor, dass der zukünftige Personalbedarf für eine dauerhafte Ausstellung der ethnologischen Sammlung nur standortbezogen definiert werden kann. An einem neuen, externen Standort würden jedoch in jedem Fall zusätzliche Ressourcen benötigt, um den Museumsbetrieb sicherzustellen und die Nutzung der wissenschaftlichen Infrastrukturen zu gewährleisten (z.B. Kasse, Aufsicht, Reinigung, Bibliothek). Die Völkerkundesammlung wird aktuell von der Museumsleitung verantwortet, der ein wissenschaftliche Volontariat sowie eine Verwaltungsmitarbeiterin (7,8 Std.) zur Seite steht.

 

Es sind darüber hinaus z.Z. für die Ausstellung der archäologischen Sammlung keinerlei personelle Ressourcen vorhanden.

 

Was würde es kosten, die Sammlungen an einem schon bestehenden Ort dauerhaft zugänglich zu machen, bspw. In zwei Sektionen oder mit jeweiligen Themenausstellungen im dreimonatigen Wechsel (mit drei unterschiedlichen Szenarien für Orte und Umfang)?

Auch die Kostenfrage kann nur standortbezogen beantwortet werden, da die Kosten ganz wesentlich von der an dem »bestehenden Ort« vorhandenen Infrastruktur abhängen. Neben den Kosten für den zusätzlichen Personalbedarf (s.o.) fielen auch an bestehenden Orten voraussichtlich Miet- und Nebenkosten sowie Investitionskosten für bauliche Maßnahmen und für die Realisierung der Ausstellung selbst an. Um hier konkretere Prüfungen vorzunehmen, müssten also zunächst die Orte »gefunden« werden, die als neue Standort-Optionen in Frage kommen.
 


Anlagen


 

Stammbaum:
2024/12874-01-01   AM Friederike Grabitz (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN): AT zu VO/2024/12874-01 Völkerkundliche und ethnologische Sammlungen   Geschäftsstelle der Fraktion BÜ90 DIE GRÜNEN   Antrag eines Ausschussmitgliedes
4/12874-01-01-01   Bericht zum Antrag von AM Friederike Grabitz (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN): Völkerkundliche und archäologische Sammlungen dauerhaft in Ausstellungen präsentieren (VO/2024/12874-01-01)   4.041.7 - Lübecker Museen   Bericht öffentlich