Die Antwort erfolgt in Abstimmung mit der Stabsstelle Gesundheitsförderung des Gesundheitsamtes, Fachbereich 2 Wirtschaft und Soziales.
Am 28. Mai 2020 wurde in der Bürgerschaft der Antrag VO/2020/08613 des Jugendhilfeausschusses zur Antragsstellung der Hansestadt Lübeck beim GKV-Bündnis für Gesundheit im Rahmen des Kommunalen Förderprogramms: Zielgruppenspezifische Interventionen befürwortet. Beantragt werden sollte das Präventions- und Anti-Stigmatisierungsprogramm „Verrückt? Na und! – Seelisch fit in der Schule“. „Verrückt? Na und!“ ist ein Präventionsprogramm von Irrsinnig Menschlich e.V. und Modellprojekt für die Umsetzung der nationalen Gesundheitsziele „Gesund aufwachsen“ und „Depressive Erkrankungen verhindern“.
Der Antrag „Förderung der psychischen Gesundheit in Schulen in der Stadt Lübeck“ (PsyGe-SchuL) wurde 2020 federführend durch das Gesundheitsamt, Stabsstelle Gesundheitsförderung, gestellt und durch das GKV-Bündnis bewilligt. Das Projekt konnte im Juni 2021 trotz der Corona-Pandemie mit der Umsetzung starten und wird im Verbund durch die Bereiche Gesundheitsamt sowie Schule und Sport der Hansestadt Lübeck, DIE BRÜCKE Lübeck und Ostholstein und KinderBildung e.V. mit den Lübecker Schulen umgesetzt. Die Förderdauer ist bis Mai 2025 vorgesehen, die Fördermittel betragen 110.000 Euro.
Das Programm „Förderung der psychischen Gesundheit in Schulen in der Stadt Lübeck“ (PsyGe-SchuL) richtet sich an Schüler:innen ab der 8. Klasse und ihre Lehrkräfte. Ziel ist es, ein Bewusstsein für eine möglichst frühzeitige Auseinandersetzung mit der eigenen psychischen Gesundheit zu schaffen, Ängste und Vorurteile zum Thema psychische Krankheiten abzubauen, Zuversicht und Lösungswege in Krisen zu vermitteln und Wohlbefinden und Resilienz zu fördern.
Im Rahmen des Programms wird ein Schultag von einem Tandem aus Fachexpert:innen wie Psycholog:innen, Sozialpädagog:innen oder Psychiater:innen sowie Menschen, die selbst eine psychische Krankheit erfahren und gemeistert haben, gestaltet. Fragen der Schulklasse zur psychischen Gesundheit werden mit kreativen und spielerischen Methoden sowohl in der Kleingruppe als auch im Klassenverband bearbeitet. Typische Themen sind: Leistungsdruck, Mobbing, Trennung der Eltern, Krankheit in der Familie, Süchte, Zukunftssorgen. Den Höhepunkt bildet der Austausch mit den persönlichen Expert:innen. Die Schüler:innen erfahren, wie sich eine Depression oder eine Psychose anfühlen, wo es Hilfe gibt und was sie selbst, Freund:innen, Eltern und Lehrkräfte tun können.
Die Schultage werden in Gesprächen mit Lehrkräften und/oder Schulsozialarbeiter:innen vor- und nachbereitet, dabei wird auf die individuelle Situation der jeweiligen Klasse eingegangen. Bei weitergehendem Unterstützungsbedarf einzelner Jugendlicher im Anschluss an den Schultag, wird eine Teilnahme an einer angeleiteten Gruppe angeboten.
Das Interesse am Projekt „Förderung der psychischen Gesundheit in Schulen in der Stadt Lübeck“ (PsyGeSchuL) seitens der Lübecker Schulen ist sehr groß: 2021 wurden 7 Schultage mit ca. 150 Schüler:innen erfolgreich durchgeführt. Im Anschluss fanden mit einigen Schüler:innen Einzelberatungen statt, die teils zu einer Weitervermittlung in Beratungsstellen führten. Auch die 10 vorgesehenen Schultage im Jahr 2022 sind bereits fast ausgebucht.
Bereits Mitte 2021 wurde zudem ein Bedarf zur psychosozialen Gesundheitsförderung an den Grundschulen festgestellt, nicht zuletzt verstärkt durch die Corona-Pandemie. Aktuell befindet sich der Antrag „Psychische Gesundheit an Lübecker Grundschulen“ des Bereichs Schule und Sport in der Prüfung durch die Krankenkassen über die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein e.V.. Geplant sind 4 Förderjahre mit insgesamt 110.000 Euro Förderung.
Zur Zielgruppe zählen insbesondere Kinder psychisch oder suchtkranker Eltern sowie Kinder, deren Entwicklung beeinträchtigt erscheint oder die sozial isoliert sind. Ziel ist vorrangig die Stärkung der psychosozialen Gesundheit von Kindern und Familien sowie die Prävention psychischer und Suchterkrankungen. Personale und soziale Kompetenzen der Kinder werden gefördert, Resilienzfaktoren durch positive Gemeinschaftserlebnisse gestärkt.
Das Präventionsangebot umfasst 4 Bausteine, die auf verschiedenen Ebenen wirken:
- Gruppenangebot für Grundschüler:innen mit gemeinsamer Freizeitgestaltung und positiver sozialer Interaktion sowie anknüpfend an die Themen der Kinder individuelle Beratung zu familiär belasteten Situationen
- Informations- und Beratungsangebote für Eltern
- Fortbildungen und Fachtage für das multiprofessionelle Team in Schule (Lehrkräfte, Schulsozialarbeit, Schulbegleitung, Ganztag)
- Austausch im Netzwerk psychische Gesundheit in Lübeck
Ein weiteres Ziel ist die Antistigma-Arbeit in Schule, die durch die Beschäftigung mit dem Tabuthema psychische Erkrankung sowohl bei Schüler:innen und Eltern als auch bei in Schule Beschäftigten erreicht wird.
Die Durchführung des Vorhabens ist eingebettet in die Strukturen des Programmvorhabens „Förderung der psychischen Gesundheit in Schulen in der Stadt Lübeck“ (PsyGeSchuL) und erfolgt gemeinsam mit dem Kooperationspartner DIE BRÜCKE Lübeck und Ostholstein gGmbH, KinderBildung e.V. sowie dem Gesundheitsamt der Hansestadt Lübeck.
Der Bereich Schule und Sport rechnet im Frühjahr 2022 mit einer Rückmeldung der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein e.V. bezüglich einer Förderung.