Zu 1. Personelle Situation und Konzeptentwicklung
Wie stellt sich die aktuelle personelle Situation in der Museumspädagogik der Lübecker Museen dar?
Seit dem 1.4.2025 ist die Stelle der Leitung Bildung und Vermittlung nach dreimonatiger Vakanz neu besetzt. Die Vertretungsstelle der Mitarbeiterin Bildung und Vermittlung ist vakant (s.u.). Die Volontariatsstelle wurde wegen der auslaufenden Befristung ausgeschrieben und soll zum 01.08.2025 neu besetzt werden. Damit besteht die Museumspädagogik der LÜBECKER MUSEEN 2025 aus einer neuen Leitung und einem neu besetzten wissenschaftlichen Volontariat.
Ist die Vertretungsstelle für Museumspädagogik bereits ausgeschrieben worden?
Eine Besetzung der Elternzeitvertretung konnte aufgrund des Haushaltsbegleitbeschlusses von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP, demgemäß eine freie Stelle bei den LÜBECKER MUSEEN nicht wiederbesetzt werden soll (VO/2024/13494-01-01), noch nicht erfolgen. Zur Umsetzung dieses Beschlusses hatte die Verwaltung eine Beschlussvorlage eingebracht, in der mitgeteilt wird, dass die Stelle bereits besetzt wurde (VO/2024/13683). Der hierzu wiederum von den Fraktionen eingebrachte und von der Bürgerschaft beschlossene Vorschlag sieht vor, dass die Stelle nicht wieder zu besetzen ist, sollte sie unterjährig frei werden (VO/2024/13683-02). Eine Besetzung ist somit frühestens zum 01.01.2026 möglich. Die Stelle soll im Herbst 2025 ausgeschrieben werden.
Wie viele Honorarkräfte sind derzeit in der Museumspädagogik tätig?
Derzeit werden knapp 80 Personen geführt, die im Auftrag der Bildung und Vermittlung der LÜBECKER MUSEEN als Honorarkräfte arbeiten. Der Pool unterliegt leichten Schwankungen, zuletzt konnten drei neue Vermittlerinnen eingearbeitet werden. Der erbrachte Leistungsumfang innerhalb des Pools variiert erheblich. Der Umfang liegt in der Anzahl der Häuser und Angebotstermine begründet.
Wann ist mit der Vorlage eines neuen museumspädagogischen Konzepts sowie einer Jahresplanung für 2026 zu rechnen?
Ein grundlegendes Konzept zur Bildung und Vermittlung bei den LÜBECKER MUSEEN ist für Herbst 2026 geplant. Durch die Vakanz und Neubesetzung der Leitung befindet sich die mittel- und langfristige Planung erst im Aufbau. Die Jahresplanung für 2026 wird erst zum Jahresende 2025 vorliegen.
Zu 2. Angebote für Familien und Kinder
Welche kulturellen Freizeitangebote für Familien und Kinder bieten die Lübecker Museen aktuell (Stand 2025) an?
Die LÜBECKER MUSEEN bieten zahlreiche Freizeitangebote für Kinder und Familien an. Diese sind spezifisch auf einzelne Häuser ausgerichtet. Neben Kinder- und Familienangeboten bei übergreifenden Veranstaltungen (Internationaler Museumstag, Museumsnacht) haben sich jährlich wiederkehrende Werkstattangebote zu Ostern, Weihnachten sowie Ferienprogramme etabliert. Die größten spezifischen Kinder-Angebote sind das Familienfest im Museumsquartier St. Annen (März 2025) und das Kinderfest des Günter Grass-Hauses. Darüber hinaus ist auch eine erneute Durchführung von „Halloween im Holstentor“ geplant.
Als wiederkehrende öffentliche Kinderangebote hat die Kunsthalle St. Annen die Angebote „Meet Art for Kids“ und „Philosophieren mit Kindern“ mit je mind. 4 Terminen entwickelt.
Alle anderen Programme sind buchbare Angebote. Abgesehen von den Kindergeburtstagen im Holstentor, im Museum für Natur und Umwelt, im Günter Grass-Haus und im Industriemuseum Herrenwyk richten sich die Angebote (Führungen und Workshops) vor allem an Gruppen aus Kitas und Schulen.
Für Kinder und Familien gibt es in mehreren Häusern kostenfreie Entdeckermaterialien, wie Entdeckerhefte in der Kunsthalle St. Annen oder im Günter Grass-Haus. Letzteres hat auch ausgewiesene Spielbereiche für Kinder. Zudem eröffnete das St. Annen-Museum 2025 einen neuen Family Room mit zahlreichen Mitmachangeboten und der Möglichkeit für Rückzug, Entspannung oder Stillen.
Zu 3. Fördermittel
Für welche Projekte der Museumspädagogik wurden in den Jahren 2024/25 Fördermittel beantragt und ggf. bewilligt?
Über den zentralen Antrag auf Förderung des gesamten Jahresprogramms der LÜBECKER MUSEEN wurden bei der Possehl-Stiftung in den Jahren 2024 und 2025 jeweils 10.000 Euro beantragt und bewilligt. Ebenso kommt die infrastrukturelle Förderung des Museumsverbundes durch das Land Schleswig-Holstein anteilig auch der Bildungs- und Vermittlungsarbeit der LÜBECKER MUSEEN zugute. Die von den einzelnen Häusern eigenständig beantragten Fördermittel für Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekte fließen bisweilen ebenfalls anteilig in Bildungs- und Vermittlungsangebote.
Zu 4. Kooperationen mit Bildungseinrichtungen und Stadtteilen
Welche Schwerpunkte setzt das aktuelle Konzept bei der Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten, Schulen und in der Freizeitgestaltung?
Die aktuell gültige Arbeitsgrundlage bildet der Museumsentwicklungsplan von 2020. Dieser benennt einen Schwerpunkt auf der Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen und verweist u.a. auf die Kooperation mit der Michael Haukohl-Stiftung zum Projekt Jugend und Museum.
Der Schwerpunkt Kindertagesstätten und Schulen sollte durch die Besetzung einer weiteren (d.i. die derzeit nicht nachbesetzte) Stelle in der Bildung und Vermittlung gezielt ausgebaut werden. Hier ist ein erheblicher Bedarf an struktureller Zusammenarbeit und langfristiger Kooperation mit möglichst allen Lübecker Schulen und einem wesentlichen Teil der Kindertagesstätten angestrebt. Diese Leistung kann aber erst im Rahmen einer Nachbesetzung in Angriff genommen werden.
Welchen pädagogischen Ansatz und welche Methoden verfolgt die Museumspädagogik der Lübecker Museen in der kulturellen Bildung?
Die genaue Verständigung und Festschreibung dieser Ansätze ist Aufgabe des zu erstellenden Bildungs- und Vermittlungskonzeptes. Gegenwärtig orientiert sich die Bildungs- und Vermittlungsarbeit an den Empfehlungen des Deutschen Museumsbundes: Publikumsorientierung – Objektbezug – Methoden- und Formatvielfalt – Vernetzung – Prozesshaftigkeit. Das Angebot für Bildung und Vermittlung innerhalb der einzelnen Häuser ist sehr unterschiedlich ausgeprägt und reicht von einem grundlegenden Angebotsumfang über diverse Zielgruppenansprachen bis hin zu Partizipationsmöglichkeiten wie dem Kinder- und Jugendbeirat des Museums für Natur und Umwelt (auch für die Kunsthalle St. Annen geplant).
Wie erfolgt die Kommunikation und Zusammenarbeit mit Lübecker Stadtteilen?
Eine strategische Vernetzung mit Lübecker Stadtteilen im Rahmen der Bildungs- und Vermittlungsarbeit wurde noch nicht begonnen, ist aber mittelfristig angestrebt und soll von der Stelleninhaberin für Bildung und Vermittlung bzw. ihrer Elternzeitvertretung vorangetrieben werden. Derzeit gibt es vereinzelte Kooperationen mit innenstadtferneren Stadtteilen im Rahmen von Schulprojekten wie im Falle des Industriemuseums Herrenwyk mit dem Trave-Gymnasium in Kücknitz. Ein weiterer Ausbau auch mit anderen Stadtteilakteur:innen im Rahmen von Outreach-Projekten ist avisiert.
Zu 5. Rückblick auf das Jahr 2024
Welche museumspädagogischen Angebote wurden im Jahr 2024 realisiert?
Aufgrund der Vielzahl der Angebote kann hier keine erschöpfende Sammlung aufgestellt werden. So wurden 2024 rund 100 verschiedene Angebote mit der Zielgruppe Kinder und Familien und Jugendliche (inkl. Kitas und Schulgruppen) umgesetzt. In fast allen Fällen handelt es sich um personale Vermittlungsangebote wie Führungen oder Workshops. Dazu kommen Selbstlernmaterialien wie Rallyes oder Entdeckerheft. Außerdem wurden Sonderformate wie Oster- und Sommerferienprogramme, der Internationale Museumstag, Halloween im Holstentor, Weihnachtsprogramme oder Feste wie das Kinderfest im Günter Grass-Haus oder eigene Angebote zu übergeordneten Veranstaltungen wie der Museumsnacht mit Fokus auf Kinder, Familien und Jugendliche entwickelt.
Neu entwickelte Formate waren insbesondere Workshops für Schulklassen zu Thomas Mann, zur Ausstellung „Extra Time“ in der Kunsthalle St. Annen, ein Mitmachangebot für Kitas im Museum Behnhaus Drägerhaus oder das Projekt „Recreating Herrenwyk“ in Kooperation mit dem Trave-Gymnasium Herrenwyk.
Wie viele Kitas und Schulen haben die museumspädagogischen Projekte genutzt?
Leider lassen sich diese Werte nur bedingt aus dem Buchungssystem generieren. 2024 wurden mindestens 155 Führungen und Workshops für Schulklassen und Kitagruppen verkauft. Der Anteil von Kitas dürfte dabei unter 10% liegen, da nur das Museum für Natur und Umwelt ein größeres Angebot für diese Zielgruppe bereithält.
Wie viele Kinder und Jugendliche haben die Angebote der Museumspädagogik außerhalb des Schulkontextes besucht?
Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen in allen Häusern und über alle Angebote der LÜBECKER MUSEEN außerhalb des Schulkontextes betrug im Jahr 2024 19.218 Personen. Allerdings ist diese Zahl nicht abschließend belastbar, da die Angebote sehr unterschiedlich strukturiert sind und entsprechend die Erfassung je nach Angebot sehr heterogen erfolgt. Bei Veranstaltungen wird zumeist die Gesamtzahl der Besuchenden erfasst und nicht nach Alter differenziert. Ebenso verhält es sich bei anderen „Begleitangeboten“ der Bildung und Vermittlung bei Museumsfesten. Bei manchen Veranstaltungen lässt sich die Teilnehmergruppe differenzieren, wie bei „Halloween im Holstentor“ (insg. 473 Personen, davon 189 Kinder) oder über das ermäßigte Ticket der Museumsnacht. Bei anderen Veranstaltungen, wie dem Internationalen Museumstag liegen nur für einzelne Häuser Altersdifferenzierungen vor (gesamt: 6465, davon Kinder im Museum für Natur und Umwelt: 461).
Nur wenige Angebote, die sich gezielt an Kinder und Jugendliche richten, werden unabhängig vom regulären Museumseintritt erfasst - woraus hervorgehen würde, dass diese Gruppe das spezifische Angebot wahrgenommen hat und nicht lediglich einen allgemeinen Museumsbesuch absolvierte.
Insgesamt besuchten 2024 31.524 Kinder und Jugendliche unsere Häuser und Angebote und machten damit 14,7 Prozent der Gesamtbesucherschaft aus. Ab 01.04.2024 wurde für sie der kostenfreie Eintritt eingeführt. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Gesamtzahl von Kindern und Jugendlichen um 3,3 %.