Vorbemerkung:
Wie bereits in der letzten Antwort auf eine Anfrage zu Sammlungsankäufen ausgeführt (VO/2023/12195-01) muss bei dem Erwerb jedes Objektes für eine museale Sammlung neben den zu beachtenden inhaltlichen Kriterien (Entspricht das Objekt dem Sammlungsprofil? Herkunft? Aussagewert? Historischer Wert? Repräsentativität? Erinnerungswert? u.a.) auch die Notwendigkeit von Dokumentation, Bewahrung, Konservierung, ggf. Restaurierung und ggf. Ausstellung berücksichtigt und die entsprechenden Folgekosten sorgsam abgewogen werden. Gerade in der zeitgenössischen Kunst kommt dem Qualitätsmerkmal dabei ein ganz besonderes Gewicht zu, da die Wahrscheinlichkeit einer Fehleinschätzung des dauerhaften Wertes hier am größten ist und Werke gegebenenfalls auf Dauer im Depot verschwinden und Kosten verursachen. Für den Bereich der zeitgenössischen Kunst ist außerdem festzuhalten, dass es nicht Aufgabe der Museen ist, regionale Kunst zu fördern. Hierzu sind in der Regel andere Instrumente sinnvoller.
Darüber hinaus wird die Erweiterung der musealen Sammlungen aufgrund der suboptimalen Depotsituation zurzeit sehr restriktiv betrieben.
1. Wie groß ist der Bestand zeitgenössischer Gemälde / Bilder von regionalen Kunstschaffenden in den städtischen Sammlungen, die in den vergangenen Jahrzehnten angekauft wurden?
Die Kunstsammlungen des Museumsverbundes LÜBECKER MUSEEN gliedern sich wie folgt:
- Sammlung des St. Annen-Museums mit Kunst des 13. bis 18. Jahrhunderts, Kulturgeschichtliche Abteilung (15. bis 20. Jahrhundert) und der Graphischen Sammlung (15. bis 18. Jahrhundert)
- Sammlung des Museums Behnhaus Drägerhaus mit Gemälden, Grafiken, Fotografien und Plastiken des 19. Jahrhunderts und der Klassischen Moderne
- Kunsthalle St. Annen: Gemälde, Plastiken, Zeichnungen und Graphiken von 1945 bis zur Gegenwart
- Günter Grass-Haus: Bildkünstlerischer Nachlass von Günter Grass (Zeichnungen, Druckgrafiken und Aquarelle)
- Sammlung Kulturen der Welt: Objekte aus allen Erdteilen und von der Altsteinzeit bis in das 21. Jahrhundert
Im Hinblick auf die o.a. Sammlungsprofile ist der Bestand zeitgenössischer bildkünstlerischer Werke in den musealen Sammlungen der Hansestadt Lübeck vergleichsweise gering. Zeitgenössische Kunst ist hauptsächlich in der Sammlung der Kunsthalle verortet. Hier werden auch Werke zeitgenössischer Künstler:innen mit lokaler und regionaler Anbindung bewahrt, die oft im direkten Austausch mit den Künstler:innen bzw. aus Ausstellungen erworben wurden. Einen wichtigen lokalen Schwerpunkt im Sammlungsbestand bilden die umfangreichen Werkgruppen des Lübecker Künstlerpaars Hanna und Johannes Jäger.
Bei den folgenden Zahlen handelt es sich aufgrund der schwierigen Erfassungslage in den Depots (unzureichende Verstandortung, Inventarisierung, Datenbank, Zugänglichkeit) um Näherungswerte: Insgesamt befinden sich rund 170 zeitgenössische Werke von 46 regionalen Kunstschaffenden (32 männl. + 14 weibl.) in der Sammlung der Kunsthalle, die in den vergangenen vier Jahrzehnten Eingang in die Sammlung fanden. Hiervon wurden etwa 45 angekauft, bei den übrigen Werken handelt es sich um Schenkungen.
2. Wie viele Gemälde / Bilder sind von Künstlern und wie viele Gemälde / Bilder sind von Künstlerinnen in diesem Zeitraum angekauft worden?
Von den insgesamt ca. 45 für die Kunsthallen-Sammlung angekauften Werken stammen 16 Werke von 6 weiblichen Kunstschaffenden, ca. 30 von 26 männlichen Kunstschaffenden.
3. Wie viele Leihgaben regionaler Künstler:innen und Künstler werden aktuell in laufenden Ausstellungen gezeigt, wie viele von Frauen und wie viele von Männern?
In der Kunsthalle St. Annen werden in der Sonderausstellung aktuell keine Leihgaben regionaler Künstler:innen gezeigt.
In der Dauerausstellung des Günter Grass-Hauses sowie in der aktuellen Ausstellung »Grass Tanzbar« werden zurzeit insgesamt vier Dioramen der Illustratorin und Puppenbauerin Sara-Christin Richter (geb. 1990) gezeigt. Sara-Christian Richter hat an der HAW in Hamburg und Dresden studiert und lebt jetzt in Leipzig, lehrt aber auch an der HAW. Bei den Dioramen handelt es sich allerdings nicht um Leihgaben, sondern um Auftragsarbeiten.
Vom 17.1. – 10.3.2024 wurde im Günter Grass-Haus zudem die Ausstellung WORT der Gemeinschaft Lübecker Künstlerinnen und Künstler in Zusammenarbeit mit dem Günter Grass-Haus gezeigt. Hier präsentierten 10 Künstlerinnen und 4 Künstler ihre Werke.
4. Ist beabsichtigt, zeitgenössische Gemälde / Bilder von regionalen Künstlerinnen und Künstlern, die aktuell als Leihgaben genutzt werden, zu erwerben, sind dazu Förderanträge gestellt worden?
Nein, es sind aktuell keine Ankäufe beabsichtigt.