- Voraussichtliche Einnahmeverluste durch kostenfreie Sonntage in den Museen
Für die Berechnung der Eintrittseinnahmen an Sonntagen werden die letzten drei Jahre herangezogen, in denen ein regulärer Betrieb in den Museen stattfinden konnte. Da die Häuser in 2020 und 2022 pandemiebedingt über mehrere Wochen geschlossen waren, sind dies die Jahre 2018, 2019 und 2022.
In diesen Jahren konnten die Museen des Verbundes »LÜBECKER MUSEEN« durchschnittlich 214.410 Besucher:innen jährlich verzeichnen (2018: 243.075; 2019: 226.826; 2022: 173.328). Davon fielen durchschnittlich 19,5 % auf die Sonntage der jeweiligen Jahre (2018: 43.991, 18%; 2019: 44.951, 20%; 2022: 36.545, 21%). Der Sonntag zählt folglich zu den besucherstärkeren und damit den umsatzstärkeren Tagen der Museen.
In den genannten Jahren wurden an den Sonntagen in allen Häusern Eintrittseinnahmen in Höhe von durchschnittlich 140.520 € generiert (2018: 157.065 €; 2019: 155.281 €; 2022: 109.215 €). Das entsprach rund 16 % der jährlichen Eintrittserlöse.
Die Differenz zu dem prozentualen Anteil der Besucher:innen an den Sonntagen resultiert daraus, dass in der Statistik auch die Sonntage berücksichtigt sind, in denen es bereits kostenfreien Eintritt in allen bzw. einzelnen Häusern gibt (z.B. Internationaler Museumstag in allen Häusern, Kinderfest im Günter Grass-Haus, Hansekulturfestival im Museum für Natur und Umwelt etc…, s.a. auch Punkt 2.)
Über die angeführten drei Jahre ergibt sich ein durchschnittlicher Eintrittseinnahmenerlös von 2.730 € für einen Sonntag. Mit dem aktuell gültigen Preissystem der LÜBECKER MUSEEN beliefen sich die voraussichtlichen Verluste durch die Einrichtung eines kostenfreien Museumssonntags im Monat, also 12 kostenfreien Sonntagen p.a., somit auf etwa 32.760 € p.a.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Verluste tatsächlich höher ausfallen würden, da das Angebot auch oder sogar vor allem von Besucher:innen aus Lübeck und Umgebung wahrgenommen würde, die bereits Museumsgänger:innen sind und nun ihren Museumsbesuch gezielt von anderen Wochentagen bzw. kostenpflichtigen Sonntagen auf die kostenfreien Sonntage verlegen. Auch viele der Tourist:innen, deren Lübeck-Besuch zufällig auf bzw. über das Wochenende des kostenfreien Sonntags fällt, werden ihren Besuch voraussichtlich für diesen Tag einplanen. Zusätzlich zu den Einnahmeverlusten sind folglich auch Mindereinnahmen an den anderen Wochentagen zu erwarten, die nicht beziffert werden können.
Übersicht über Besuchszahlen und Eintrittserlöse 2018, 2019 und 2022
| 2022 | 2019 | 2018 | Ø der drei Jahre |
| Anzahl der offenen Sonntage | 50* | 52 | 52 | |
| Besucher:innen insgesamt in den LÜBECKER MUSEEN | 173.328 | 226.826 | 243.075 | 214.410 |
| Besucher:innen an allen offenen Sonntagen in den Museen (Anteil an Zahl der Gesamtbesucher:innen) | 36.454 (21,03 %) | 44.951 (19,82 %) | 43.991 (18,01 %) | 41.799 (19,49 %) |
| Eintrittserlöse an allen Sonntagen in den Museen (Anteil an gesamten Eintrittserlösen) | 109.215 € (15,01 %) | 155.281 € (17,11 %) | 157.065 € (15,81 %) | 140.520 € (16,04 %) |
| Durchschnittlicher Eintritts-erlös an einem Sonntag | 2.184 € | 2.986 € | 3.020 € | 2.730 € |
| | | | | |
* In 2022 fielen der 1. Weihnachtstag sowie Neujahr auf einen Sonntag. An diesen Feiertagen haben die Museen geschlossen.
- Aufstellung: Aktuelle kostenfreie und ermäßigte Angebote
Die LÜBECKER MUSEEN halten in ihrem aktuellen Preistarif einige Angebote vor, die einen kostenfreien bzw. kostengünstigeren Besuch der Museen ermöglichen. Dabei handelt es sich vornehmlich um zielgruppenspezifische Angebote, die z.B. Menschen mit eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten oder Kindern und Jugendlichen den Zugang zu den Museen erleichtern sollen. Darüber hinaus werden anlassbezogen sowohl in einzelnen Häusern als auch häuserübergreifend kostenfreie Besuche angeboten.
Gemäß aktuellem Preistarif wird den folgenden Personengruppen freier Eintritt in alle Museen gewährt:
- Kinder im Alter bis zu 5 Jahren
- Vertreterinnen und Vertreter der Medien gegen Vorlage ihres Presseausweises
- Personen, an deren Besuch die Hansestadt Lübeck oder das Museum ein besonderes Interesse haben
- Im Ausweis des Schwerbehinderten eingetragene Begleitpersonen
- Mitglieder des International Councils of Museums (ICOM), DMB (Deutscher Museumsbund) und des Museumsverbandes Schleswig-Holstein gegen Vorlage der Mitgliedskarte
- Mitglieder der Fördervereine für das jeweilige Museum in Ausübung ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit
- LübeckCard-Inhaber am letzten Freitag eines Monats
- Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre mit der MuseumsCard (kostenfrei erhältlich) von Juni/Juli bis Oktober/November
Einen ermäßigten Eintritt in alle Museen (50 % Ermäßigung auf den Eintrittspreis, Ausnahme: Katharinenkirche) erhalten aktuell folgende Einzelbesucher:innen:
- Inhaber/innen der LübeckCard
- Inhaber/innen der Ehrenamtskarte
- Student/innen
- Schwerbehinderte mit mind. 50 % GdB (Ausnahme: Katharinenkirche).
Darüber hinaus wird allen Besucher:innen ein kostenfreier Besuch aller oder einzelner Häuser zu besonderen Anlässen ermöglicht. Regelmäßig wird dies an den folgenden Tagen eines Jahres angeboten:
- Internationaler Museumstag: kostenfreier Besuch aller Häuser für alle
- Tag des offenen Denkmals: kostenfreier Besuch der Katharinenkirche und ggf. weiterer teilnehmender Museen
- Kinderfest am Wochenende im August: Kostenfreier Besuch des Günter Grass-Hauses am Samstag und Sonntag
- Hansekulturfestival (zweijährig): Kostenfreier Eintritt in die Museen, die sich in dem bespielten Altstadtviertel befinden, über alle drei Tage (2018, Aegidienviertel: MQ St. Annen; 2022, Domviertel: Museum für Natur und Umwelt)
Unregelmäßig sind einzelne Museen zudem ebenfalls an besonderen Tagen kostenfrei zu besuchen. So kann die Geschäftsführung für werbliche und sonstige Aktionen Sonderregelungen für den Eintritt in die Museen treffen. Dies wird z.B. anlässlich der Eröffnung neuer Dauerausstellungen umgesetzt, so geschehen etwa am Sonntag, den 13. März 2022 zum »Tag der offenen Tür« des Museums Behnhaus und des Günter Grass-Hauses, einem gemeinsamen Aktionstag, an dem die beiden Häuser ihre neuen Ausstellungen präsentierten.
Zusätzlich zu diesen tariflich geregelten Angeboten arbeiten die Museen seit einiger Zeit auch mit der Lübecker Kulturtafel zusammen und stellen z.B. für Ausstellungseröffnungen oder Veranstaltungen kostenfrei Karten zur Verfügung, die von der Tafel an Menschen mit geringem Einkommen vermittelt werden.
- Ausweitung der kostenfreien Angebote mit dem neuen Preistarif
Mit der VO/2024/12868 legt die Verwaltung der Bürgerschaft einen neuen Preistarif der LÜBECKER MUSEEN vor, der einige grundlegende Tarifänderungen enthält und sowohl die kostenfreien als auch die ermäßigten Angebote der Museen weiter ausweitet. Als besonders bedeutende Änderungen seien hier in Kürze die folgenden Angebote genannt:
- Kostenfreier Eintritt für Kinder und Jugendliche: Zukünftig sollen alle Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre kostenfreien Zugang zu den Museen erhalten.
- Kostenfreier Eintritt für Schüler:innen allgemeiner und berufsbildender Schulen, Auszubildende und Student:innen: Der bisherige Ermäßigten-Tarif wird durch den kostenfreien Eintritt ersetzt.
- Kostenfreier Eintritt für Inhaber:innen der LübeckCard: Das bisherige Angebot der 50%-Ermäßigung für Inhaber:innen der LübeckCard soll im Sinne der sozialen Gerechtigkeit ebenfalls zu einem generellen freien Eintritt ausgeweitet werden.
- Kostenfreier Eintritt für Inhaber:innen der Ehrenamtskarte: Das bisherige Angebot der 50%-Ermäßigung soll ebenfalls zu einem generellen freien Eintritt ausgeweitet werden.
- Kostenfreier Eintritt für Schwerbehinderte mit mind. 50 % GdB: Die bisherige Ermäßigung wird durch den kostenfreien Eintritt ersetzt.
- Einführung einer Tages- und einer Zweitageskarte: Eine rabattierte Zeitkarte soll das komplizierte aktuelle Rabattsystem (»2. Haus für die Hälfte«) ablösen und insbesondere Tourist:innen zum Besuch mehrerer Museen animieren.
- Preisreduzierung der Jahreskarten: Insbesondere Lübecker:innen soll künftig über eine deutlich günstigere Jahreskarte der Zugang in die Museen noch stärker erleichtert werden: Für 40 Euro erhalten Jahreskarten-Besitzer:innen zukünftig freien Eintritt in alle Häuser.
Für eine ausführlichere Erläuterung der Angebote und der damit verbundenen Zielsetzungen sei hier auf die genannte Vorlage verwiesen.
- Fazit: Bewertung des Vorschlags eines kostenfreien Sonntags pro Monat durch die Verwaltung
Mit dem neuen Preistarif wird vielen Zielgruppen der Zugang in die LÜBECKER MUSEEN noch einmal deutlich erleichtert. So werden sämtliche bisherigen Ermäßigungen für Einzelbesucher:innen durch den kostenfreien Eintritt ersetzt.
Im Vergleich zu den letzten zwei Anpassungen des Preistarifs in den vergangenen 10 Jahren handelt es sich hier um grundsätzliche strukturelle Tarifänderungen, die für die Museen ein großer Schritt sind, da die tatsächlichen Effekte auf das Besucherprofil nur schwer vorherzusehen und auch die wirtschaftlichen Auswirkungen nur prognostiziert werden können.
Mit der Tarifanpassung ist die Zielsetzung verbunden, die Reichweite der Museen bei den sogenannten bisherigen Nicht-Besucher:innen zu erhöhen und die Häuser noch stärker für Kinder und Jugendliche zu öffnen. Aus diesem Grund werden diese Besucher:innengruppen gezielt mit entsprechenden Preisangeboten angesprochen. Zudem beabsichtigen die Museen weiterhin, den freien Eintritt durch entsprechende Vermittlungsangebote zu begleiten. Denn nach wie vor gilt, dass der Eintrittspreis zwar ein wesentlicher Faktor, bei vielen Nicht-Besucher:innen aber nicht die einzige und auch nicht die größte Barriere für den Museumsbesuch ist.
Solange die Effekte dieser neuen Angebote nicht evaluiert sind, raten die Museen daher von der Einführung eines weiteren »pauschalen« kostenfreien Angebotes ab.
Mit der Einführung eines kostenfreien Sonntags im Monat für alle liefe man Gefahr, die gezielte Ansprache der zukünftig begünstigten Zielgruppen ebenso wie das neue Angebot des Tages- oder Zweitageskarte zu konterkarieren. Da das Zeitkartenangebot an dem Wochenende des kostenfreien Sonntags nicht mehr attraktiv wäre, würde man folglich auch auf die Einnahmen durch die touristischen Wochenend-Besucher:innen verzichten.