Gesetzliche Hintergründe
„Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe sollen die Bildung von Arbeitsgemeinschaften anstreben, in denen neben ihnen die anerkannten Träger der freien Jugendhilfe sowie die Träger geförderter Maßnahmen vertreten sind. In den Arbeitsgemeinschaften soll darauf hingewirkt werden, dass die geplanten Maßnahmen aufeinander abgestimmt werden, sich gegenseitig ergänzen und in den Lebens- und Wohnbereichen von jungen Menschen und Familien ihren Bedürfnissen, Wünschen und Interessen entsprechend zusammenwirken. Dabei sollen selbstorganisierte Zusammenschlüsse nach § 4a beteiligt werden“ (§ 78 SGB VIII).
Das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG), auch bekannt als SGB VIII-Reform, hat die inklusive Ausrichtung der Jugendhilfe gestärkt. Gleichzeitig wurde damit der Grundstein für die sog. „Inklusive Lösung“ gelegt: die Zusammenführung der Leistungen für junge Menschen mit Behinderung unter dem Dach der Jugendhilfe unabhängig von der Art der Behinderung des Kindes oder des Jugendlichen. Derzeit sind die Leistungen für junge Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung noch dem SGB IX und somit der Eingliederungshilfe zugeordnet.
Konzept der leistungsfeldübergreifenden AG 78
In fünf Leistungsbereichen wurden Unterarbeitsgruppen (UAG) im Fachbereich 4 – Kultur und Bildung gemäß dem o.g. gesetzlichen Auftrag eingerichtet: Kindertagesbetreuung, Ganztag an Schule, offene Kinder und Jugendarbeit, ambulante/ teilstationäre Hilfen zur Erziehung (HzE) sowie stationäre HzE.
Um diese unterschiedlichen Leistungen und ihre Träger miteinander zu vernetzen und eine Abstimmung der Maßnahmen zu ermöglichen, wurde im Jahr 2021 ein neues Konzept für die AG 78 durch die Jugendhilfeplanung entwickelt und mit allen Beteiligten abgestimmt. Das Konzept sieht vor, dass jede UAG zwei Vertretungen in eine gemeinsame Vorbereitungsgruppe entsendet. Dort wird sich zu Trends und Entwicklungen in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern berichtet. Auf dieser Basis wird ein gemeinsames Thema identifiziert zu dem ein beteiligungsorientierter Fachtag durchgeführt wird. Der erste Fachtag fand zur Sozialraumorientierung statt (VO/2023/11911).
Aktuelle Projekte und Planungen
Die Verwaltung des Jugendamtes der Hansestadt Lübeck führt in den Bereichen Schule und Sport (4.401), Familienhilfen – Jugendamt (4.510), städtische Kitas (4.511) und Jugendarbeit – Jugendamt (4.513) sowie in den Stabsstellen Jugendhilfeplanung (4.041.2) verschiedene Projekte und Planungen durch, um junge Menschen mit Behinderung und ihre Eltern besser zu unterstützen. Hierzu gehören u.a.:
- Einführung der Verfahrenslots:innen gem. § 10b SGB VIII,
- Übertragung der Zuständigkeit für die Leistungen für Minderjährige mit Behinderung von vom Bereich Soziale Sicherung 2.500 zum Bereich Familienhilfen 4.510,
- Arbeitsgruppe zur inklusive Weiterentwicklung der offenen Kinder- und Jugendarbeit,
- Verbesserung der Angebote im Ganztag an Schule für Kinder mit Behinderung,
- Begleitung und Unterstützung der Gründungsphase der „Initiative Inklusion“,
- Entwicklung einer inklusiven Jugendhilfeplanung gem. § 80 SGB VIII.
Fachtag der AG 78 „All Inclusive?! Auf dem Weg zur inklusiven Jugendhilfe“
Der Fachtag wurde am 11.10.2023 durchgeführt. Zielgruppe waren Fach- und Führungskräfte aller Leistungsfelder der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Eingliederungshilfe. Mit über 80 Teilnehmenden war der Fachtag ausgebucht. Eltern von Kindern mit Behinderung haben in diesem Jahr die „Initiative Inklusion“ gegründet und wurden als selbstorganisierter Zusammenschluss der Selbstvertretung (§ 4a SGB VIII) am Fachtag beteiligt.
Ein fachlicher Input mit Impulsen zur inklusiven Weiterentwicklung der Jugendhilfe wurde von Frau Annika von Walter (gfa | public GmbH) eingebracht. In sechs Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmenden zu aktuellen Themen rund um Inklusion in der Jugendhilfe. Jede:r Teilnehmer:in hatte die Gelegenheit drei Thementische zu besuchen. Erhaltenswertes, Verbesserungspotentiale und Handlungsansätze wurden für die jeweiligen Themen erarbeitet und dokumentiert. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion mit Senatorin Monika Frank, dem Jugendhilfeausschussvorsitzenden Jörn Puhle, einem Vertreter der freien Träger Lutz Regenberg sowie zwei Eltern von Kindern mit Behinderung, Mascha Benecke-Benbouabdellah und Mandy Schellbach.
Die Dokumentation sowie der fachliche Input werden dem Bericht als Anlage beigefügt.
Weiteres Vorgehen
Wie bereits dargestellt, werden bereits in allen Bereichen der Jugendhilfe Projekte und Planungen zur inklusiven Weiterentwicklung der Leistungen durchgeführt. Die Ergebnisse und Impulse des Fachtages dienen als fachlicher Input für laufende Projekte und Planungen. Darüber hinaus werden die neuen fachlichen Impulse in den UAGs der AG 78 vorgestellt, diskutiert und weiterbearbeitet. Sie bilden darüber hinaus eine wertvolle Grundlage für die Zusammenarbeit der Elterninitiative Inklusion und der Verwaltung.