Die alte Turnhalle des Johanneums wurde 1905 im Zuge der Einrichtung eines Realgymnasiums auf dem Gelände des ehemaligen St.-Johannis-Klosters erbaut und befindet sich vermutlich oberhalb einer früheren Kreuzganganlage (vermutete Kreuzgewölbewand unterhalb der Halle) und einer daran angrenzenden Grabanlage (unterhalb der heutigen Umkleiden). Die Turnhalle steht unter Denkmalschutz. Bodeneingriffe dürfen nur mit Antragstellung bei der Archäologie erfolgen.
In den 60er Jahren wurde der schulhofseitige eingeschossige Anbau in der Höhe verändert und um Sanitäranlagen und Umkleiden ergänzt. Eine Sanierung der äußeren Hülle erfolgte 2003, die Sanierung des Daches 2012 und die Installation einer Hausalarmanlage 2015.
Im März 2017 musste der Hallenbetrieb aufgrund von gravierenden Schäden am Hallenboden stillgelegt werden. Eine Gebäudeinspektion durch das GMHL und den Bereich Schule und Sport ergab irreparable Schäden in der Unterkonstruktion des Schwingbodens sowie einen dringend erforderlichen, umfangreichen Modernisierungsbedarf im Gebäude: völlig veraltete Elektroinstallation und mangelhafte sanitäre Anlagen (Schmutzwasser- und Trinkwassernetz, Warmwasser-Bereitung, Sanitärobjekte, Raumzuordnung), Brandschutzmängel, Sicherheitsmängel in der Sportausstattung (fehlender Prallschutz, Geräteraumtore, Reckanlage). Eine weitere Nutzung ohne tiefgreifende Modernisierung ist ausgeschlossen.
Zielsetzung der Baumaßnahme ist die baldmögliche Wiederinbetriebnahme einer den baulichen und sicherheitsrelevanten Anforderungen entsprechenden Turnhalle für den Schul- und Vereinssport zur Förderung des Sportangebots und zur Deckung des hohen Bedarfs an Hallen- und Trainingszeiten im innerstädtischen Bereich.
Maßnahmenbeschreibung
Es sind im Wesentlichen folgende Maßnahmen vorgesehen:
- Erneuerung des Sporthallenbodens (Universalsportboden für Trainingszwecke) auf der bestehende Sohle, inkl. Reckfundamenten und Abdichtung
- Vierseitig umlaufender Prallschutz an den Wänden der Turnhalle, Höhe ca. 220cm, mit Akustikfunktion
- sichere Geräteausstattung (Steckreckanlage, hochfahrbare Sprossenwand)
- Umrüstung der Geräteraumtore (nicht in den Raum schwenkend)
- Rückbau Holzschwingboden, Wandverschalung, Hängereck
- Schadstoffentsorgung (PAK)
- Modernisierung der Sanitär- und Umkleidebereiche
- Neuordnung dieser Bereiche funktional abgestimmt auf den heutigen Bedarf
- Einbau einer neuen Fensteröffnung zur Turnhalle für Lehreraufenthalt
- Einbau einer Rampe auf der Giebelseite als barrierefreier Zugang
- Sonnenschutz
- Putzmittelraum
- Restauratorische Untersuchung und Umsetzung
- Denkmalgerechte, nachhaltige Materialien
- flexible Nutzungsmöglichkeiten (primär Schul- und Vereinssport, sekundär Schulveranstaltung, Probenraum)
- Raumakustik
Haustechnik
- Umsetzung der Hygienestandards (Spülstation, Schmutzwasser, Trinkwasser, Warmwasser)
- Vollständige Erneuerung der Elektroanlage
- Vollständige Erneuerung der Sanitär- und Lüftungstechnik
- Energieeffiziente, wartungsarme Haustechnik in Rücksprache mit dem Energiemanagement:
- neuer Heizkreisverteiler unter Verwendung der bestehenden Heizflächen
- neue vereinfachte Lüftungsanlage,
- Warmwasser-Bereitung über Durchlauferhitzer,
- neue LED Beleuchtung / Lichtsteuerung
- Flucht- und Rettungswegebeschilderung / SiBe
- Rauchmelder
- Anschlüsse für Medientechnik (Unterrichtszwecke)
- Zentrale Schließfunktion
Denkmalpflege
Bodendenkmal: Die Maßnahme ist mit den Bereichen Denkmalpflege, Archäologie, Schule und Sport und den Nutzern abgestimmt. Eine statische Voruntersuchung (Schürfen) der bestehenden Sohle erfolgte unter Beteiligung der Archäologie. Die Sohle ist ausreichend standsicher für den neuen Aufbau des neuen Sportbodens. Die Bodendenkmäler verbleiben in der Fläche unberührt. Denkmalrechtliche Genehmigungen für gezielte Bodeneingriffe wurden bereits beauflagt erteilt (Grundleitungen) bzw. in Aussicht gestellt (Fundamente Reckanlage).
Farbfassung: Es erfolgten restauratorische Voruntersuchungen zu den ursprünglichen Farbfassungen in Abstimmung mit der Denkmalpflege. Auf dieser Grundlage wurde vom zuständigen Denkmalpfleger ein stufenweise umsetzbares Farbkonzept für den Innenraum empfohlen. Im Zuge der Maßnahme ist geplant, den Prallschutz entsprechend der ursprünglichen Sockelzone farbig zu gestalten. Wünschenswert und technologisch möglich wäre die Freilegung eines Baum-Motivs.
Die Wiederherstellung der ursprüngliche Farbfassung der momentan (nackten) holzsichtigen, bogenförmigen Deckenuntersicht sollte aus Sicht der Denkmalpflege berücksichtigt werden, wenn künftig ein Rückbau der Deckenheizflächen in Betracht käme. Aktuell sind die Deckenheizflächen funktionstüchtig und jüngeren Datums und somit ein Ersatz innerhalb der aktuellen Maßnahme, z.B. als Wandheizflächen, derzeit nicht darstellbar.
Fördermittel:
Förderfähig wäre die vollständige Freilegung des Baum-Motivs. Fördermöglichkeiten (z.B. durch Stiftungen) werden im weiteren Projektablauf geprüft.
Kosten:
Die erstellte EW-Bau wurde dem Bereich Haushalt und Steuerung vorgelegt. Der Leistungsumfang des Gesamtprojektes ist in der vorliegenden EW-Bau zusammengestellt worden und umfasst einen Gesamtbedarf an finanziellen Mitteln i.H.v. 920.000,00 Euro brutto.
Von den Gesamtkosten steht für 2020 ein Urbudget von 301.800,00 Euro zur Verfügung, davon sind bislang 200.000,00 Euro für Planungsleistungen freigegeben.
Der Haushaltsanmeldung 2021 liegt die Kostenberechnung der EW-Bau zugrunde. Es wurden entsprechende Haushaltsmittel für die Umsetzung der Maßnahme in 2021 eingeplant.
Die Maßnahme ist unter dem bestehenden PSK: 217001 122 7851000 geordnet. Fest verbaute Betriebsvorrichtungen sind dem Konto PSK 217001 122 7831000 zugeordnet.
Projektablauf:
Nachdem die Turnhalle im März 2017 wegen der o.g. Mängel außer Betrieb genommen werden musste, wurden durch den Bereich Schule und Sport für 2018 Haushaltsmittel für die Erneuerung des Sportbodens und für Hallenausstattung (Prallwand, Sportgeräte) angemeldet. Aufgrund fehlender Kapazitäten im Gebäudemanagement und der Belegung der Halle durch die Archäologie im Rahmen der Trennentwässerung im Außenbereich konnte die Maßnahme erst im Frühjahr 2019 begonnen werden. Um Planungssicherheit hinsichtlich des Sohlbestands zu gewinnen, wurden Schürfen unter Beteiligung der Archäologie für eine statische Voruntersuchung angelegt. Zudem wurde die Maßnahme um die dringend erforderliche Modernisierung des Sanitärbereichs und der veralteten haustechnischen Anlagen, insbesondere der Elektro-, Sanitär- und Lüftungsinstallationen erweitert. Eine Beauftragung der Planer erfolgte im Herbst 2019. Inzwischen liegt die EW-Bau mit Berücksichtigung der baulichen und nutzungsrelevanten Bedarfe vor.
Der weitere Ablauf ist wie folgt geplant:
2020: Freigabe des Projekts, Bauantragstellung, Ausführungsplanung, Vorbereitung der Vergaben
2021: Ausschreibung und Vergabe, Umsetzung der Maßnahme, Übergabe an Nutzer