Vorlage - VO/2019/08096  

Betreff: Sanierung des Sportbads St. Lorenz - SPORTBAD PLUS
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Kathrin Weiher
Federführend:4.525 - Lübecker Schwimmbäder Bearbeiter/-in: Hoppe, Björn
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Schul- und Sportausschuss zur Kenntnisnahme
19.09.2019 
Sitzung des Schul- und Sportausschusses (als gemeinsame Sitzung mit dem Jugendhilfeausschuss) zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
12.11.2019 
23. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

Bericht über das Sanierungserfordernis des Sportbads St. Lorenz.


Begründung

Das Sportbad St. Lorenz, Ziegelstraße 152, ist mit einer Wasserfläche von 1.215 m² das größte Schwimmbad der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung Lübecker Schwimmbäder (LSB). Das Bad wurde im Jahre 1974 errichtet und bietet seinen Besuchern ein wettkampftaugliches 50-Meter-Becken mit 8 Bahnen, eine Sprungturmanlage mit zwei 3-Meter- und 2 1-Meter-Sprungbrettern. Zur Ergänzung verfügt das Bad über ein Nichtschwimmerbecken. Im Untergeschoss beheimatet das Sportbad eine Saunaanlage.

 

Durch eine Schwimmbrücke lässt sich das 50-Meter-Becken in zwei 25-Meter-Becken teilen. Mit dieser Teilung stehen 16 25-Meter-Bahnen für den Schwimmsport zur Verfügung. Der Vergleich zu der Gesamtzahl der 25-Meter-Bahnen, die mit den Schwimmbädern in Kücknitz (4 Bahnen) und auf dem Zentralbad (6 Bahnen) vorgehalten werden, zeigt, dass das Sportbad in St. Lorenz für den Schul- und Vereinssport und für die Öffentlichkeit eine unverzichtbare Funktion erfüllt.

 

Strukturdaten 2018

 

Gäste/Besucher

Erwachsene         46.404

Ermäßigte          5.999

Kinder         12.965

Familientag          4.232

Lübeck-Card Erwachsene        2.406

Lübeck-Card Kinder         1.184

Schwerbehinderte         4.189

Sonstige          2.501

Summe Öffentlichkeit                 79.880

 

Schüler        47.210

 

Vereine        10.269

Vereine, die durch die Stadt gefördert werden   37.514 

Sport-Veranstaltungen (bei 20 Veranstaltungstagen)    6.133

Leistungsschwimmer         1.152

Summe Vereine       55.068

 

Gesamt Gäste/Besucher              182.158

 

Der Kostendeckungsbeitrag liegt bei     30 %

Der durchschnittliche Zuschuss pro Gast beträgt   7,96 €

 

Saunabesucher         3.378

Hinweis: Seit dem 01.07.2019 ist die Saunaanlage aus technischen Gründen geschlossen.

 

 

Das Sportbad St. Lorenz ist sanierungsbedürftig. Diese Sanierungsbedürftigkeit wurde bereits im Jahre 2015 durch die damalige Werkleitung festgestellt. Das Architektenbüro "geising + böker gmbh", Hamburg (Experten im Bäderbau) hat bereits im Jahr 2015 eine diesbezügliche Kostenschätzung durchgeführt. Im Jahre 2015 wurde aus diesem Paket lediglich die Fassadensanierung vorgezogen. Die Kernsanierung wurde seinerzeit nicht weiter verfolgt. Mit Wechsel der Werkleitung im Jahre 2017 wurden die Aktivitäten mit dem Ziel einer planmäßigen Sanierung des Sportbads wieder aufgenommen. Ein Beteiligungsverfahren (Gäste/ Nichtgäste/ Schulen/ Vereine/ Mitarbeiter/ Kommunale Selbstverwaltung) zur Sportbadsanierung unter dem Arbeitstitel "Sportbad PLUS" wurde im September 2018 abgeschlossen und im Werkausschuss präsentiert. Neu aufgenommen als Basis weiterer Überlegungen ist der Kleinkinderbereich, der im Wesentlichen durch Familien mit Kindern nachgefragt wird und als Angebot an die jüngsten Gäste gilt, verbunden mit der Hoffnung, dass aus den kleinen Gästen Dauerkunden von morgen erwachsen. Vor diesem Hintergrund wurde die Kostenschätzung des Jahres 2015 überarbeitet und aktualisiert.

 

Neben den zu erwartenden Baukosten sind Planungskosten (Architekt, TGA-Planer, Statiker) sowie Honoraraufwendungen für einen Projektsteuerer zu erwarten.

 

Wie schon öfters festgestellt, besteht dringender Handlungsbedarf. Eine technische Havarie - mit dem Ausfall von Schulschwimmunterricht und allen Vereinsaktivitäten - kann nicht ausgeschlossen werden. Für einen ungeplanten Ausfall des Sportbads gibt es keine kurzfristigen Lösungen, um einen Wegfall von 16 25-Meter-Bahnen für den Schul- und Vereinssport zufriedenstellend zu kompensieren.

 

Die Finanzierung der Maßnahmen wird unter Einwerbung von Fördermitteln in noch nicht bekannter Größe erfolgen. Bei genehmigter Aufnahme der Fremdmittel durch die LSB kann die Kreditlinie der Hansestadt Lübeck geschont werden. Die Finanzierung der Gesamtmaßnahme sollte durch die LSB in enger Abstimmung mit dem Bereich 1.201 – Haushalt und Steuerung geplant werden.

 

Ein Zeitplan für die Sanierung steht noch nicht. Nach ersten Einschätzungen ist mit einer Planungs- und Vorbereitungszeit ab Grundsatzbeschlussfassung von mindestens 12 Monaten sowie einer Bauzeit von mindestens 9 Monaten zu rechnen. Für die Bauzeit ist die Schließung der Halle für alle Nutzergruppen unumgänglich.

 

Für den Zeitraum der Sanierungstätigkeiten ist noch zu klären, in wie weit eine Umverteilung der verbleibenden Wasserflächen auf die Vereine/Schulen, während der Schließungszeit möglich ist. Die entsprechenden Benutzergruppen werden frühzeitig hinsichtlich der zu erwartenden Entwicklungen und Folgen beteiligt.

 

Vor dem Hintergrund des Beteiligungsverfahrens der Jahre 2017/2018, dessen Ergebnis in der Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport am 20.09.2018 vorgestellt wurde, soll an der grundsätzlichen Ausrichtung des Sportbads als Wettkampfstätte für den Schwimmsport, unter Beibehaltung des 50-m-Beckens unbedingt festgehalten werden. Unerlässlich für alle Nutzer-gruppen sind für den Betrieb eine verlässliche Technik, die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften (Brandschutz, Sportstätten VO, DIN, etc.), ein engagiertes Mitarbeiterteam und eine zukunftsorientierte Betriebsausrichtung.

 

Kurzfassung der aus dem Beteiligungsverfahren gesammelten Erkenntnisse:

 

- Das SPORTBAD PLUS soll ein Sportschwimmbad bleiben. Dabei stellt der Kern-bereich die Erhaltung des 50-Meter-Beckens als wettkampfgerechte Sporteinrichtung für Schulen und Vereine dar.

- Das SPORTBAD PLUS soll technisch so aktualisiert werden, dass ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung lokaler Klimaziele erreicht wird und die Realisierung von Einsparpotential möglich ist.

- Das SPORTBAD PLUS erhält ergänzend ein zusätzliches, räumlich getrenntes Kursbecken, wenn möglich, mit Hubboden sowie einen Kleinkindbereich.

- Bei der Planung sind zukunftsorientierte Nutzungsmöglichkeiten auf Machbarkeit zu prüfen, die die gesamte Vielfalt und Trends des Themas "Bewegung im Wasser" unter dem Nachhaltigkeitsaspekt unterschiedlicher Alters- und Interessengruppen berücksichtigen.

- Bei allen Planungen werden die Belange von Menschen mit Behinderungen (Einschränkungen) stärker berücksichtigt.

 

Weitere Prüfungsfelder:

- Überprüfung der Möglichkeit einer Neukonzeption eines Saunaangebots im Außenbereich.

 

Die Berücksichtigung aller oben genannten Erkenntnisse ist realisierbar. Die verschiedenen Gästegruppen werden sich im SPORTBAD PLUS mit ihren spezifischen Interessen wiederfinden.

 

Mit der Kernsanierung im Sportbad wird der Schwimmstandort im Stadtteil St. Lorenz nachhaltig und langfristig gefestigt. Neben dieser Standortsicherung und einer Steigerung bei den Besucherzahlen verspricht die Sanierung eine bessere Wirtschaftlichkeit, insbesondere deshalb, da durch die Investitionen im Bereich der Technik deutliche Verbesserungen im Energieverbrauch zu erwarten sind, die unter anderem auch dazu beitragen, die lokalen Klimaschutzziele (CO2-Reduzierung) der Hansestadt Lübeck zu erreichen.

 

Mit dieser Investition wird eine nachhaltige Ausrichtung der ersten "Lübecker Schwimmhalle" angestrebt. Einen Kleinkindbereich gibt es bisher in keinem der drei Hallenbäder Lübecks. Das Zentralbad Schmiedestraße und das Hallenbad Kücknitz werden in einem mittelfristigen Zeitraum folgen müssen. Ziel ist es, mit den umfassenden Kernsanierungsmaßnahmen in allen Bädern auch die inhaltliche Profilierung des Angebotes öffentlicher Schwimmbäder in Lübeck neu zu definieren und zu strukturieren.

 

Die bauliche Zukunftssicherung wird durch eine Weiterentwicklung des Kursangebotes flankiert. Für die Generierung von weiteren, altersübergreifenden Besuchergruppen könnte ein zusätzlicher Nutzenwert in Form von Fitness-, Sport- und Gesundheitsleistungen angeboten werden.

 

Ausblickend auf die Zeit nach der Sanierung ist mit der Wiederinbetriebnahme der Preistarif strukturell anzupassen; dies nicht zuletzt auch, um mit einer Anpassung der Entgelte eine aufkommensgerechte Beteiligung der Nutzergruppen an den Sanierungskosten zu erreichen.

 

Die LSB begeben sich im Ergebnis mit dem Projekt SPORTBAD PLUS auf den Weg in eine zukunftsorientierte Entwicklung der Lübecker Schwimmbadstruktur und das im Interesse aller Lübecker Bürger. Mit dem SPORTBAD PLUS wird ein marktgerechtes Wasserflächenangebot für alle Bevölkerungsschichten (Öffentlichkeit, Schüler, Vereine) entwickelt und langfristig vorgehalten. Neben der Daseinsvorsorge, die im Wesentlichen dazu dient, die Schwimmfähigkeit der Bevölkerung zu sichern sowie einen Beitrag zu Gesunderhaltung der Menschen zu leisten, kommen immer mehr auch andere Ziele wie Freude im Wasser, Entspannung, die Pflege sozialer Kontakte und Begegnung im Allgemeinen ins Blickfeld des Handelns eines Schwimmbadbetreibers. Neben den bereits ausführlich angemerkten Punkten Sanierung und Kosteneinsparung nehmen die LSB so auch gleichzeitig die ökologischen Verantwortung deutlicher wahr und integrieren die Attraktivierung unter dem begrifflichen Arbeitstitel: SPORTBAD PLUS

 

Die jetzige Saunaanlage bleibt bis auf Weiteres geschlossen.

 

Mit Blick auf die Weiterentwicklung der Bäderbranche in Europa zeigt sich, dass eine Neuausrichtung mit Attraktivierung, unter Beibehaltung der Schwimmsportmöglichkeit, andernorts bereits gelungen und erfolgreich umgesetzt worden ist. Die auch zukünftige gesetzte Wettkampftauglichkeit direkt neben dem Thema Barrierefreiheit und der Weiterentwicklung des Kursangebots stehen also nicht im Widerspruch zu einer Steigerung der Aufenthaltsqualität sowohl für Kleinkinder und deren Eltern als auch für die älteren Gäste. Mit einer Entwicklung zum SPORTBAD PLUS werden alle Gästeinteressen berücksichtigt und eine nachhaltige Schwimmbadkonzeption verfolgt.

 

Die Werkleitung der LSB empfiehlt den städtischen Gremien, wie im Bericht zu verfahren.

 

 


Anlagen

keine