- Einleitung
In Lübeck sind 33 Schulsozialarbeiter*innen auf 25 Stellen für 55 Schulen mit knapp 20.000 Schüler*innen beschäftigt. Derzeit erfolgt die Besetzung von 2,5 Stellen für die Grundschulen gemäß VO/2018/06751. Noch sind 11 Schulstandorte ohne Schulsozialarbeit vor Ort (s. Anlage 2, Übersicht).
Im Schuljahr 2018/2019 werden 19.664 Schüler*innen in Trägerschaft der Hansestadt Lübeck beschult:
Schulart | Schüler*innen im Schuljahr 2018/19 |
Grundschule | 7.154 |
Gemeinschaftsschule, SEK I+ II | 6.731 |
Gymnasium | 5.253 |
Förderzentrum | 437 |
Die Zahl der Schüler*innen an Förderzentren stieg um 5% im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil ausländischer Schüler*innen an Grundschulen liegt bei ca. 11,3% im Jahr 2018/19 im Vergleich zu 6% im Jahr 2014/15 mit weiterhin steigender Tendenz, 389 Schüler*innen besuchen den Unterricht „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ).
24 reine Grundschulen mit 27 Standorten werden ergänzt durch 11 Grund- und Gemeinschaftsschulen, 7 Gymnasien sowie 5 Förderzentren.
Schulsozialarbeit fördert Schüler/innen in ihren persönlichen und sozialen Kompetenzen sowie in ihrer Lern- und Leistungskompetenz mit dem Ziel, eine Schulkultur zu gestalten, die die Potenzialentfaltung von Schüler/innen durch Wertschätzung und gemeinsames Lernen ermöglicht und Bildungsbenachteiligung verhindert.
Die Schulsozialarbeit in Lübeck beruht auf 3 Säulen: Schulsozialarbeiterteams in allen 11 Sozialräumen, Kooperative Erziehungshilfe (KEH) für Einzelfälle im Rahmen von schulischer Erziehungshilfe und Projekte zur gezielten Schwerpunktarbeit über freie Träger (s. Anlage 1 Konzept).
Konzipiert wurde die Schulsozialarbeit vor Ort mit einem sozialräumlichen Ansatz. Die Schulsozialarbeiter*innen der Gemeinschaftsschulen waren Ansprechpartner für weitere Schulstandorte. In den letzten Jahren hat sich nach Auswertung von Fachaustauschen mit Schulamt, Schulleitungen und Familienhilfe gezeigt, dass ein schulbezogenes Konzept mit Präsenz von Schulsozialarbeiter*innen vor Ort erforderlich ist.
Themen wie Inklusion, kulturelle Vielfalt, Absentismus, veränderte Lebenssituationen und steigende emotional-soziale Auffälligkeiten von Schüler*innen erfordern einen höheren Fokus auf Erziehungsaspekte in Schule mit sozialpädagogischer Kompetenz vor Ort wie auch die Fachdiskussion belegt[1].
2. Ziele und Aufgaben von Schulsozialarbeit vor Ort
Schulsozialarbeit ist eine Leistung der Jugendhilfe auf der Grundlage des § 13 SGB VIII mit Gewährleistungspflicht nach §79 SGBVIII[2]. Sie bildet eine Ergänzung zum schulischen Erziehungsauftrag der Lehrkräfte gemäß § 4 Schulgesetz Schleswig-Holstein.
Schulsozialarbeit richtet sich an alle Schüler/innen der Klassen 1-13, an ihre Eltern, Erziehungsberechtigte und Lehrkräfte. Sie fördert junge Menschen in ihrer individuellen, sozialen, schulischen und beruflichen Entwicklung, um Bildungsbenachteiligungen abzubauen.
Schulsozialarbeit ist sowohl im präventiven wie im interventiven Bereich tätig und bedient sich hierzu Methoden der Einzelfallhilfe, Gruppen- und Gemeinwesenarbeit. Dabei berücksichtigt die Schulsozialarbeit Gender- und Cultural Mainstreaming.
Kerntätigkeiten der Schulsozialarbeiter/innen sind
- Beratung von Schüler/innen, Eltern und Lehrkräfte
- Sozialpädagogische Gruppenarbeit mit Klassen oder Kleingruppen (u.a. soziales Kompetenztraining, Gewalt- und Suchtprävention, Mobbingprävention)
- Vermittlung in begleitende Hilfen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern, z.B. Beratungsstellen, Jugendamt
- Vernetzung von Schule mit Institutionen, die das Angebot von Schule ergänzen und erweitern
Die Schwerpunkte von Schulsozialarbeit unterscheiden sich durch unterschiedliche Bedarfe nach Schulform und individuellem Schulstandort:
Der Fokus an den Grundschulstandorten mit Schulsozialarbeit vor Ort liegt vermehrt auf präventiven Angeboten zur Stärkung der personalen und sozialen Kompetenz der Schüler*innen.
In der Sekundarstufe der Gemeinschaftsschulen nimmt der interventive Anteil zugunsten der Einzelberatung zu. Aktuelle Kriseninterventionen bei häufig familiär begründeten Problemen lassen derzeit ein notwendiges präventives Gruppenangebot kaum zu.
In den Förderzentren wird der Fokus verstärkt auf Einzelberatung von Schüler*innen und deren Eltern gerichtet in Abstimmung mit den sonderpädagogischen Lehrkräften.
An den Gymnasien erfolgt ebenfalls vorrangig eine Einzelberatung von Schüler*innen und Familien in engem Austausch mit den Beratungslehrkräften.
Die Aufgaben der Schulsozialarbeit werden im Rahmen der Konzeption in Kooperationsvereinbarungen mit den Schulsozialarbeiter*innen vor Ort, der Koordination Schulsozialarbeit und den Schulleitungen mit erweitertem Schulleitungsteam für den jeweiligen Schulstandort in jährlichen Konferenzen abgestimmt.
3. Personal- und Finanzausstattung Schulsozialarbeit an Schule
Schulsozialarbeit in Lübeck hat bis zum Jahr 2011 an 4 Schulstandorten (den damaligen Gesamtschulen und der Holstentor-Gemeinschaftsschule) mit je einer Stelle stattgefunden, finanziert aus kommunalen Mitteln. 2011 und 2016 stimmte die Lübecker Bürgerschaft einem weiteren Stellenausbau in der Schulsozialarbeit zu. Über §28 Finanzausgleichsgesetz (FAG) des Landes Schleswig-Holstein erhält die Hansestadt Lübeck eine anteilige Refinanzierung, 2019 beträgt der Landesanteil für Lübeck ca. 1,6 Mio. Euro.
Lübeck beschäftigt in der Schulsozialarbeit vor Ort an den allgemein bildenden Schulen auf 25 Vollzeitstellen 33 Mitarbeiter*innen, hierunter 13 Männer mit knapp 50% der Stellenanteile. Zum Schuljahr 2019/20 werden weitere 2,5 Stellen für die Grundschule besetzt. Die Eingruppierung der kommunal beschäftigten Schulsozialarbeiter*innen erfolgt in TvÖD-SuE, EG S12.
Im landesweiten Vergleich belegt Lübeck ab dem Schuljahr 2019/20 mit der Relation Schulsozialarbeit:Schüler*in von 1:715 den letzten Platz im Vergleich der kreisfreien Städte mit Schlüsseln von 1:437 in Flensburg, 1:515 in Neumünster und 1:554 in Kiel (Stand: 2018) [3]. Der kommunale Anteil zur Finanzierung von Schulsozialarbeit ist in Lübeck deutlich geringer als in den übrigen kreisfreien Städten.
4. Bedarf für eine adäquate Bemessung der Schulsozialarbeit an Schule
Vom Bundeskongress Schulsozialarbeit 2015, Kooperationsverbund Schulsozialarbeit, der GEW, Landesarbeitsgemeinschaften, der FH Dortmund, dem paritätischen Gesamtverband wird ein Schlüssel von 1:150 (Schulsozialarbeit zu Schüler*in) gefordert[4].
Der Ausbaubedarf zeigt sich auch bundesweit, derzeit werden zusätzlich zur kommunalen Ebene auf Landesebene in Niedersachsen 100 zusätzliche Stellen in der Schulsozialarbeit an allgemeinbildenden Schulen besetzt[5], in Sachsen werden die Landesmittel für Schulsozialarbeit auf ca. 30 Millionen jährlich verdoppelt[6].
Der Bedarf an Schulsozialarbeit und die Schwerpunktlegung wird im Folgenden abhängig von der Schulform betrachtet:
4.1. Schulsozialarbeit an Grundschulen
Für eine adäquate Versorgung in Lübeck wird eine Bemessung von mindestens einer halben Stelle Schulsozialarbeit je Grundschulstandort ab 130 Schüler*innen empfohlen. Dieser Standard ist in den übrigen kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins bereits umgesetzt.
Abhängig von Schülerzahl, DaZ-Standort und Sozialdaten wird eine zusätzliche Verstärkung empfohlen (s. Anlage 3 Sozialgewichtung).
Die Umsetzung an den Grundschulen würde auf Basis der bisher vorhandenen Stellen insgesamt 3,7 Vollzeitstellen zusätzlich erfordern:
Grundschulen | Aufstockung in Stellenanteilen | Sozialraum |
Bugenhagen-Schule | 0,5 | St. Lorenz-Süd |
Dom-Schule | 0,5 | Innenstadt |
Kahlhorst-Schule | 0,2 | St. Jürgen |
Paul-Gerhardt-Schule | 0,5 | St. Lorenz-Nord-A |
Paul-Klee-Schule | 0,5 | St. Jürgen |
Schule am Koggenweg | 0,3 | Buntekuh |
Schule am Stadtpark | 0,5 | St. Getrud-A |
Schule Grönauer Baum | 0,5 | St. Jürgen |
Stadtschule Travemünde | 0,5 | Kücknitz-Travemünde |
An den Grundschulen sind bislang 5 Schulsozialarbeiter*innen mit Teilzeitstellen an mehreren Standorten präsent, so dass vom Ausbau noch weitere 5 Grundschulstandorte profitieren (s. Anlage 4 Stellenverteilung Schulsozialarbeit).
4.2. Schulsozialarbeit an Gemeinschaftsschulen und Förderzentren
Der Ausbau von Schulsozialarbeit im Schuljahr 2012/13 erfolgte an den damaligen Regional- und Gemeinschaftsschulen mit dem Fokus auf die Sekundarstufe I.
Durch die gestiegenen Schülerzahlen im Vergleich zu 2012, die Zunahme von DaZ-Schüler*innen (Deutsch als Zweitsprache) durch die Zuwanderung und die zunehmende Zahl von Schüler*innen mit emotional sozialen Auffälligkeiten ist ein Ausbau auch für die Sekundarstufe I und II erforderlich.
Zusätzlich muss die Zielgruppe der Grundschüler*innen einbezogen werden, gemäß den aktuellen Fachdiskussionen, möglichst frühzeitig und präventiv soziale und personale Kompetenzen zu entwickeln.
Hieraus ergeben sich je nach Schülerzahl, DaZ-Angebot und Sozialdaten Stellenumfänge von 0,7 bis 2,2 Stellen bzw. 27 bis 85,8 Stunden je Gemeinschaftsschule.
Der Aufstockungsbedarf für die Gemeinschaftsschulen beträgt 2,2 Vollzeitstellen.
Da bereits besonderes Fachpersonal an den Schulen vorhanden ist und eine Besetzung unterhalb einer halben Stelle nicht sinnvoll erscheint, ist in der Planung der Bedarf für die Förderzentren mit eingearbeitet.
Für die Förderzentren ist aufgrund der geringen Schülerzahl und der landesseitigen Ausstattung mit Fachpersonal ein Ausbau um insgesamt eine halbe Stelle auf eine volle Stelle vorgesehen. Alle Förderzentren sind dann jeweils mit 1 Präsenztag je Woche eingebunden.
Gemeinschaftsschulen | Schulen ≤ 140 SuS und Förderzentren mit Präsenzzeiten | Aufstockung in Stellenanteilen | Sozialraum |
Albert-Schweitzer-Schule | Maria-Montessori-Schule | 0,4 | St. Gertrud-B |
Emanuel-Geibel-Schule | Berend-Schröder-Schule | 0,5 | Innenstadt |
Heinrich-Mann-Schule | Astrid-Lindgren-Schule | 0,3 | Moisling |
Holstentor-Schule | GS Groß Steinrade, GS Schönböcken | 0,5 | St. Lorenz-Süd |
Schule am Meer | | 0,2 | Kücknitz-Travemünde |
Schule Tremser Teich | Schule Wilhelmshöhe | 0,8 | St. Lorenz-Nord-A |
4.3. Gymnasien
Derzeit sind 6 der 7 Gymnasien mit jeweils einer halben Stelle Schulsozialarbeit ausgestattet. Am Trave-Gymnasium ist noch ein Ausbau vorzunehmen. Aufgrund der geringeren Schülerzahl in Relation zu den übrigen Gymnasien ist das Förderzentrum Matthias-Leithoff-Schule mit berücksichtigt worden.
Gymnasien | Schulen ≤ 140 mit Präsenzzeiten | geplante Stellen | Sozialraum |
Trave-Gymnasium | Matthias-Leithoff-Schule | 0,5 | Kücknitz-Travemünde |
4.4. Schlüssel
Je nach Schulart ergeben sich unterschiedliche Schlüssel in der Verteilung je Stelle Schulsozialarbeit : Schülerzahl.[7]
Schulart | Schülerzahl inkl. DaZ | Stellen 2019/20 | Schlüssel 1: | Zusätzlich geplante Stellen ab 2020 | Schlüssel 1: |
Grundschulen und Grundschulteil GemS | 7.154 | 11,0 | 650 | 3,2 | 504 |
Gemeinschaftsschulen SEK I+II | 6.731 | 13 | 518 | 2,3 | 440 |
Gymnasien | 5.342 | 3 | 1.781 | 0,5 | 1.526 |
Förderzentren | 437 | 0,5 | 874 | 0,5 | 437 |
gesamt | 19664 | 27,5 | 715 | 7 | 570 |
5. Kooperative Erziehungshilfe (KEH)
Die Kooperative Erziehungshilfe hat sich in Lübeck als Fachstelle für schulische Erziehungshilfe etabliert. Das multiprofessionelle Team besteht aus Sonder- und Sozialpädagog*innen, hierunter 9 Lehrkräfte auf 2 Vollzeitstellen Sonderpädagogik, 4 kommunale Sozialpädagog*innen auf 3,5 Stellen und 2 Sozialpädagog*innen bei Sprungtuch e.V. auf 1,5 Stellen, die über Landesmittel Schulsozialarbeit des Schulamtes finanziert werden.
Die KEH wird bei massiven Schulschwierigkeiten eingeschaltet mit der Möglichkeit sonderpädagogischer Diagnostik bei deutlich vermutetem Förderbedarf in der emotional-sozialen Entwicklung. Die Kooperative Erziehungshilfe arbeitet interventiv und wird in der Regel über einen Meldebogen über Schulleitung und Schulsozialarbeit eingeschaltet.
Die KEH berät Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte und entwickelt eine individuelle Schulperspektive für die Schüler*innen, z.B. durch Hinführung zu besonderen Beschulungsmaßnahmen wie Lerngruppe Erziehungshilfe, Tiger-Klasse und Talent oder die Einrichtung einer kurzzeitigen sozialpädagogischen Intervention (KSI). In den letzten Jahren ist die Begleitung des Übergangs Kita-Schule als neues Tätigkeitsfeld hinzugekommen, die Fallzahlen sind jedoch durch den erfolgten Ausbau an den Grundschulen stabil geblieben.
Auch in den übrigen kreisfreien Städten sind mit der KEH vergleichbare Angebote vorhanden: In Flensburg ist das Zentrum Kooperative Erziehungshilfe (ZKE) mit 12 Mitarbeiter*innen aktiv, das als Anregung für die Einrichtung der KEH in Lübeck diente. In Kiel gibt es seit einigen Jahren die Kooperation Schule-Jugendhilfe (KSJ) mit Mitteln der Jugendhilfe in Kooperation mit dem Schulamt Kiel. In Neumünster wird die Kooperative Erziehungshilfe Neumünster (KEN) angeboten.
Vor dem Hintergrund des geplanten Ausbaus bei der Schulsozialarbeit vor Ort wird wegen der weiterhin hohen Absentismus-Zahlen an Grund- und weiterführenden Schulen die Beibehaltung der jetzigen Konzeption für die Kooperative Erziehungshilfe empfohlen.
6. Projekte an allgemein und berufsbildenden Schulen
Im Jahr 2018 konnten mit einem Projektmitteletat von 480.000 Euro 69 Projekte über freie Träger umgesetzt werden, ca. 5.900 Schüler/innen wurden erreicht.
6.1. Projekte an allgemein bildenden Schulen
Ziel der Projekte ist die fachliche Ergänzung von Schulsozialarbeit vor Ort durch gezielte Angebote freier Träger zur präventiven Förderung von Sozialen und Personalen Kompetenzen. Zielgruppe sind in der Regel Schulklassen. Projektschwerpunkt an den allgemein bildenden Schulen ist das Training sozialer Kompetenzen im Gender Team, Theaterpädagogik, Erlebnispädagogik, Bewegungspädagogik sowie interkulturelle Angebote, Elternkurse und Präventionsangebote gegen sexuelle Gewalt.
Für die Hansestadt Lübeck wird ein Projektmitteletat in Höhe von 170.000 Euro jährlich für Projekte freier Träger an allgemein bildenden Schulen empfohlen. Dies entspricht Kosten in Höhe von ca. 8,60 je Schüler*in und Jahr.
6.2. Schulsozialarbeit an Lübecker Berufsschulen
Seit 2012 finanziert die Hansestadt Lübeck Schulsozialarbeit über die freien Träger BQL GmbH, IN VIA Lübeck e.V., Sprungtuch e.V., WAK S.H. an den fünf Lübecker Berufsschulen Dorothea-Schlözer-Schule, Emil-Possehl-Schule, Friedrich-List-Schule, Gewerbeschule für Nahrung und Gastronomie sowie Hanse-Schule mit einem Etat in Höhe von 250.000 Euro jährlich. Die Mittel werden für Schulsozialarbeiter*innen vor Ort an Schule mit einem Fokus auf Einzelberatung genutzt. Je Schule steht in etwa eine volle Stelle Schulsozialarbeit zur Verfügung.
Ergänzt wird die Schulsozialarbeit an Berufsschulen durch verschiedene Landesprogramme wie Handlungskonzept PLUS oder Geld statt Stellen, die den Berufsschulen eine Ausweitung der Schulsozialarbeit-Teams ermöglichen. Seitens der Berufsschulen bestehen teils jahrzehntelange Kooperationen mit berufsbildenden Trägern in verschiedenen Projekten wie z.B. Produktionsschule, die eine sinnvolle Verzahnung mit der Schulsozialarbeit ermöglichen.
Modifiziert werden sollten die Zeiträume für die Finanzierungszusagen an die freien Träger. Bislang ist wegen der Bindung an die jährlich zugewiesenen Landesmittel nur eine jährliche Bewilligung möglich, die aufgrund des Fachkräftemangels eine personell kontinuierliche Schulsozialarbeit an den Berufsschulen erschwert. Zu erreichen wäre dies über eine finanzielle Absicherung durch kommunale Mittel und Finanzierungszeiträume von 3 Jahren.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt der Bereich Schule und Sport keine Veränderung der jetzigen Konzeption von Schulsozialarbeit durch die Hansestadt Lübeck, aber die Verlängerung der Finanzierungszusagen über 3 Jahre.
7. Ausbaubedarf bei der Koordinierung Schulsozialarbeit
Ein Ausbaubedarf zeigt sich auch auf der Koordinierungsebene, die aktuell durch 2 Sozialpädagog*innen mit 1,5 Stellen besetzt ist.
Im Jahre 2012 zählten 19 Schulsozialarbeiter*innen auf 15,5 Personalstellen Schulsozialarbeit, die Kooperative Erziehungshilfe mit 4 Mitarbeiter*innen auf 3,5 Stellen und die Projektorganisation im Umfang von ca. 1 Mio. Euro sowie die Organisation von Ganztag an Schule zu den Koordinierungstätigkeiten.
Neben der Ausweitung von Schulsozialarbeit und Ganztag an Schule sind neu hinzu gekommene Tätigkeitsfelder die Koordination für die Themen Bildungsmonitoring, Bildungsportal, Inklusion, Übergang Schule-Beruf mit der Schneiderei BALI/JAW und dem Aufbau der Jugendberufsagentur, Bildungskoordination Neuzugewanderte und KultKit, ein Kulturaustausch mit Dänemark zu den Aufgaben der Abteilungsleitung.
Die Führungsspanne erweiterte sich durch den Ausbau der Abteilung auf aktuell 41 Mitarbeiter*innen. Kritisch beleuchtet wurde der Aufgabenumfang und –zuwachs auch in der Organisationsanalyse des Bereichs Schule und Sport durch „Nordlicht Management Consultings“. In der zusammenfassenden Bilanz der Organisationsberatung wird als Maßnahme „Die Schaffung von zwei VZÄ für die Sachgebietsleitung“ empfohlen[8].
In Kiel bestehen 4 Koordinierungsstellen mit sozialräumlicher Aufteilung für den Bereich Schulsozialarbeit bei einer Schülerzahl von 23.846 versus 2 Koordinierungsstellen in Lübeck bei einer Schülerzahl von 20.620[9]. In Kiel ist zudem der Bereich Bildungsmanagement als eigene Stabsstelle organisiert. In Flensburg sind 1,5 Stellen für die Koordination vorhanden.
Empfohlen wird daher die Ausweitung der Koordination Schulsozialarbeit um 2 Stellen, die in den bestehenden vier Regionalteams mit je einer halben Stelle eingesetzt werden. Zu den Aufgaben sollten die fachliche Beratung, die Organisation von Fortbildungsveranstaltungen, die Durchführung der Konferenzen Schulsozialarbeit und der Regionalteambesprechungen gehören.
8. Planung des Stellenausbaus
Die Eingruppierung der Schulsozialarbeiter*innen erfolgt ab 2020 in TvÖD-SuE, EG S12. Gemäß den Personalkostendurchschnittswerten für 2020 sind für eine Stelle Mittel in Höhe von 71.305,- Euro jährlich einzuplanen. Für das Jahr 2020 wird von einer Stellenbesetzung zum Schuljahr 2020/21 ausgegangen.
Zu berücksichtigen ist, dass in den Jahren 2019 und 2020 jeweils eine Stelle durch Eintritt in den Ruhestand wiederzubesetzen ist.
Aufgrund des Fachkräftemangels werden 3 Ausbaustufen empfohlen:
1. Ausbau an Gemeinschaftsschulen und Förderzentren im Umfang von 2,3 Personalstellen und Ausbau der Koordination im Umfang von 1 Personalstelle
2. Ausbau Gymnasien im Umfang von 0,5 Personalstellen und Koordination im Umfang von 1 Personalstelle und anteilig Grundschulen im Umfang von 1 Personalstelle
3. Ausbau der restlichen Grundschulen im Umfang von 2,7 Personalstellen
Jahr | Zusätzliche Stellen | Stellen | Zusätzliche Personalmittel |
2020 | 3,3 | GemS, FÖZ, Koordination | 98.044,38 € |
2021 | 3 | Gymnasium, Koordination, Grundschulen | 213.915,00 € |
2022 | 2,7 | Grundschulen | 192.523,50 € |
Zunächst sollen vorrangig Aufstockungsmöglichkeiten innerhalb des Teams Schulsozialarbeit geprüft werden.
Leitend bei der Stellenbesetzung sind ein ausgewogener Genderanteil und eine hohe Vielfalt an Sprachkenntnissen bzw. Migrationshintergründen in der Schulsozialarbeit.
Beim Stellenbesetzungsverfahren sollten Bewerberprofile und Erfahrungen bezüglich der Altersgruppe sowie die räumlichen Gegebenheiten der Schulstandorte zur Einrichtung von Büros für die vertrauliche Durchführung von Beratungsgesprächen Berücksichtigung finden.
Im Einzelfall sollte daher eine Stellenbesetzung in Abweichung der obigen Vorgehensweise möglich sein.
9. Zusammenfassung
Zusammenfassend werden folgende Empfehlungen zum Ausbau der Schulsozialarbeit gegeben:
1. Ausbau der Schulsozialarbeit vor Ort von 2020 bis 2022
zunächst an Gemeinschaftsschulen und Förderzentren, dann an Gymnasium und Grundschulen im Umfang von insgesamt 7 Stellen
2. Ausbau der Koordination Schulsozialarbeit in 2020 und 2021 um je 1 Stelle
3. Beibehaltung des Projektmitteletats für freie Träger an allgemein bildenden Schulen und Förderzentren in Höhe von 170.000 Euro jährlich
4. Beibehaltung des Projektmitteletats für freie Träger an berufsbildenden Schulen in Höhe von 250.000 Euro jährlich mit Verlängerung der Vertragslaufzeit auf 3 Jahre zur Fachkräftesicherung
Anlagen
- Anlage 1: Konzept Schulsozialarbeit an Lübecker Schulen
- Anlage 2: Übersicht Schulsozialarbeit
- Anlage 3: Sozialgewichtung Schulsozialarbeit
- Anlage 4: Stellenverteilung Schulsozialarbeit