Auszug - Anfrage des AM Stefan Höfel (Die Unabhängigen): Kunststoffgranulat in der Wakenitz  

19. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Sicherheit und Ordnung und Polizeibeirat
TOP: Ö 3.3.1
Gremium: Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung Beschlussart: zur Kenntnis genommen / ohne Votum
Datum: Di, 08.06.2021 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 16:07 - 20:12 Anlass: Sitzung
Raum: Große Börse
Ort: Rathaus
VO/2021/10202 Anfrage des AM Stefan Höfel (Die Unabhängigen): Kunststoffgranulat in der Wakenitz
   
 
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsstelle der Fraktion Die Unabhängigen Bearbeiter/-in: Schinzel, Matthias
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

 


Anfrage:

In der Wakenitz, hier Drägerparkseite, befindet sich an diesen beiden Orten (siehe Fotos Drägerpark1 und …2) Kunststoffgranulat, höchstwahrscheinlich vom Sportplatz Falkenwiese, im Wasser (s. Fotos Drägerpark1a, 1b, 2a und 2b).

a) Wird dieses Granulat entfernt?

b) Von wem wird dieses Granulat wann und wie aus der Wakenitz entfernt?

c) Wie wird es entsorgt?

d) Darf ich das Granulat auch selbst entfernen?


Da sich an Ort 2 ein Paar Stockenten mit sieben Küken aufhielten, besteht die Gefahr, dass das Granulat gefressen wird.

Gibt es bereits Erkenntnisse, ob Wasservögel Kunststoffgranulat gefressen haben?

 

Antwort nach der Sitzung:

 

a. Wird dieses Granulat entfernt?

Das Kunststoffgranulat komme mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Sportplatz Falkenwiese. Hier habe es am 15.09.2019 durch einen Starkregen einen Eintrag von Kunststoffgranulat in die Wakenitz gegeben, dies sammele sich je nach Strömungsverhältnisse in den Auskolkungen der Wakenitz. Daraufhin sei eine Abscheideeinrichtung des Sportplatzes nachgerüstet (Leichtstoffabscheider) worden. Eine mechanische Sperre habe bis Juli 2020 an der Einleitstelle gelegen und sei dann entfernt worden, da trotz häufiger Kontrolle keine Verunreinigungen mehr erkennbar gewesen seien. Am 15.03.2021 seien einige Mengen des grünen Granulates am Wakenitzufer auf der Drägerparkseite gesichtet worden. Daraufhin habe eine Kontrolle der Entwässerungsanlage des Sportplatzes stattgefunden, jedoch seien keine Mängel festgestellt worden. Auf der Seite der Falkenwiese sei kein Granulat gefunden worden. Die andere Uferseite habe auf Höhe Krankenhaus Rotes Kreuz zwei Auskolkungen, in welchem sich Granulat ansammelte. Schule und Sport wurde am 07.06.2021 über das Vorhandensein des Granulats informiert. Grundsätzlich strebe Schule und Sport an, kein klassisches Kunststoffgranulat für Sportplätze mehr zu verwenden. So werde für Sportplätze nur Sand anstatt Kunststoff als Füllmaterial verwendet.

 

 

 

b. Von wem wird dieses Granulat wann und wie aus der Wakenitz entfernt?

Schule und Sport sei für die Beseitigung zuständig. Die LPA habe dies in der Vergangenheit zum Teil übernommen. Es werde anlassbezogen entfernt. Die kleinen Mengen werden per Hand mit dem Kescher herausgeholt.

 

c. Wie wird es entsorgt?

Das Material könne im Hausmüll entsorgt werden.

 

d. Darf ich das Granulat auch selbst entfernen?

In den Hauptlaichzeiten von April bis einschließlich Juli sei das selbstständige Entfernen nicht zulässig. In den restlichen Monaten könne das Granulat per Hand mit dem Kescher entfernt werden. Es werde keine Haftung bei Unfällen übernommen.

 

Da sich an Ort 2 ein Paar Stockenten mit sieben Küken aufhielten, besteht die Gefahr dass das Granulat gefressen wird. Gibt es bereits Erkenntnisse, ob Wasservögel Kunststoffgranulat gefressen haben?

Das auf dem Wasser flottierende grünen Kunststoffgranulat könne von den Enten möglicherweise mit ähnlich aussehender natürlicher Nahrung (z.B. Wasserlinsen) verwechselt werden.

Die Aufnahme von kleinen Kieseln / Grit entspreche zudem dem natürlichen Verhalten von Enten, da Magenkiesel ihre Verdauung unterstützen. Kunststoffgranulat könne möglicherweise von den Vögeln mit solchen Kieseln verwechselt werden. Es sei deshalb damit zu rechnen, dass Kunststoffgranulat-Partikel von Enten aufgenommen werden. Bei einer Untersuchung in Kanada wurden Kunststoffpartikel u.a. in den Mägen von 46,1 % der untersuchten Stockenten gefunden (ENGLISH, M.D., et al. Plastic and metal ingestion in three species of coastal waterfowl wintering in Atlantic Canada. Mar. Pollut. Bull. (2015), http://dx.doi.org/10.1016/j.marpolbul.2015.05.063 ).

 

Aussagen zur Frage, inwieweit Enten daran Schaden nehmen, seien nicht bekannt. Es sei aber bekannt, dass sich an Kunststoffpartikeln Schadstoffe (insbesondere PAKs) anlagern. Die Europäische Chemie-Agentur ECHA empfehle der EU, Kunststoff-Granulate als Infill-Material für Kunstrasenplätze zu verbieten. Dabei solle es eine sechsjährige Übergangsfrist geben. Mit der Entscheidung der EU sei frühestens 2021 zu rechnen.