Veröffentlicht am 24.07.2020

Wie geht es eigentlich „unseren“ Jugendlichen in der Corona-Zeit?

Umfrage der Lübecker Jugendzentren – Soziale und familiäre Kontakte wurden vermisst

Wie geht es eigentlich „unseren“ Jugendlichen in der Corona-Zeit? Dies war natürlich auch für die Mitarbeiter:innen der Lübecker Jugendzentren eine wichtige Frage. Mit Unterstützung der Beauftragten für Kinder und Jugendbeteiligung Christiane Möller, entwarfen sie dazu einen kleinen Fragebogen, der nach der Wiedereröffnung der Einrichtungen an die Jugendlichen verteilt wurde.

Ziel der nicht repräsentativen Umfrage war es, die Stimmung der Jugendlichen aufzufangen und ein strukturiertes Gesprächsangebot zu den persönlichen Erfahrungen im Lockdown zu machen. Wichtige Frage war auch, was sich die Jugendlichen nach der Coronazeit von den Jugendzentren und ihren Mitarbeiter:innen wünschen. Insgesamt beteiligten sich 90 Kinder und Jugendlichen aus 11 der 16 Jugendtreffs. Aus einer der Einrichtungen kam die Rückmeldung, dass die Mädchen und Jungen „nicht auch noch bei euch“ über Corona reden wollte. Ein klares Signal für den Wunsch nach Normalität.

In sieben offenen Fragen konnten sich die Jugendlichen dazu äußern, wie sie die Zeit des Lockdowns erlebt haben. Dabei wurde deutlich, dass die Kontaktbeschränkungen und die Aufforderung „Stay home“ sehr unterschiedlich von den Kindern und Jugendlichen und ihren Familien interpretiert wurden. Während ein großer Teil der Jugendlichen darunter litt „nicht raus zu können“, gab es auch einen Teil, der sich darüber freute „mehr draußen zu sein“.

Sehr ambivalent wurde die Schließung der Schulen beurteilt. Zwar gefiel es den meisten Jugendlichen, „dass wir keine bzw. weniger Schule haben“. Bei der Frage danach, was am meisten vermisst wird, folgt allerdings an zweiter Stelle ebenfalls die Schule. Für einige fehlte die Schule als Ort für soziale Kontakte und zum Freund:innen treffen, andere vermissten die Struktur und die Unterstützung beim Lernen. Denn: Eine der größten Belastungen für die Kinder und Jugendlichen waren die Schulaufgaben, die sie zu Hause bewältigen mussten. Hierbei wünschten sie sich mehr Unterstützung.

Der überwiegende Teil fand es positiv, mehr Zeit zu Hause bzw. mit der Familien zu haben. Zeit für Hobbies und zum Ausschlafen waren weitere positive Aspekte, die die Jugendlichen benannten. Einige freuten sich auch über die positiven Auswirkungen des Lockdowns für die Umwelt.

Das Tragen des Mundschutzes wurde vor allem von den Jüngeren als Belastung erlebt. Am meisten vermisst werden die Freund:innen, aber auch Familienmitglieder, die nicht Haushalt leben. Neben Großeltern also auch Geschwister oder Elternteile, von denen sie getrennt leben. Sport, Bewegung und Schwimmen sind die Aktivitäten, die den Jugendlichen am meisten fehlten. 

Die Frage nach Unterstützungsbedarf schien für die meisten schwer zu beantworten zu sein. So gab der größte Teil hierzu keine Antwort. Viele wünschten sich Unterstützung bei den schulischen Anforderungen. Einige wenige formulierten persönliche Probleme, wie Schwierigkeiten bei der Jobsuche und mit dem Jugendamt, bei denen sie sich Hilfe wünschten.

Viele freuen sich, dass die Jugendzentren wieder auf haben. Von den Mitarbeiter:innen wünschen sie sich, dass sie einfach wieder „da sind“ „zum Reden und so“ und  es endlich wieder mehr Angebote in der Freizeit gibt. Darüber hinaus ist es  eine große Erleichterung, dass sie wieder „ihre“ Räume haben, in denen sie sich treffen können.+++