Grabungen: Ritterhöfe aus 13. Jahrhundert im St. Annen-Kloster

Veröffentlicht am 20.02.2001

Grabungen: Ritterhöfe aus 13. Jahrhundert im St. Annen-Kloster

Grabungen: Ritterhöfe aus 13. Jahrhundert im St. Annen-Kloster

010146L 2001-02-20

Im Rahmen der Bauarbeiten für den von der Possehl-Stiftung ermöglichten Erweiterungsbau des Museums für Kunst und Kulturgeschichte (St. Annen-Museum) laufen seit März 1999 archäologische Untersuchungen im Kirchenschiff des ehemaligen St. Annen-Klosters. Es geht unter anderem darum, einen archäologischen Nachweis für die seit dem 14. Jahrhundert historisch belegten Ritterhöfe zu erbringen.

Bislang konnten mittelalterliche Besiedlungsspuren nur sporadisch nachgewiesen werden, da durch die bis zu drei Meter tief eingebrachten über 130 Bestattungen des 17. bis 19. Jahrhunderts Besiedlungsreste aus dem Mittelalter gestört und vernichtet wurden. Erst im letzten Grabungsabschnitt, im Chor der ehemaligen Klosterkirche, wurden seit November vergangenen Jahres zunächst durch Bohrungen, dann durch gezielte Ausgrabungen ein Holzschacht angeschnitten und freigelegt, der in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datieren ist. Denkbar sei, so die Archäologen, daß der Holzschacht als sehr tief gelegener Keller (mit integriertem “Toilettenhäuschen” oder als außergewöhnlich großer Kloakenschacht) genutzt wurde. Die Fülle der Holzfunde über der Sohle des Holzbaus lassen bislang beide Nutzungsmöglichkeiten zu.

Das reichhaltige zutage geförderte Fundmaterial aus dem Schacht mit wertvollem Tongeschirr, hölzernen Daubenschalen und Nahrungsmittelresten offenbart einen gehobenen Lebensstandard der dort damals ansässigen Bewohner. Die Archäologen gehen daher davon aus, daß neben der Keramik ebenso die Dendro-Proben (Dendrochronologie [griech.], Altersbestimmung archäologischer Funde auf Grund der Jahresringe von zugehörigen Holzfunden) aus der Holzkonstruktion des Schachtes die Existenz der Ritterhöfe in diesem Areal der Stadt bereits im frühen 13. Jahrhundert belegen. +++