Mit einem der größten Bauvorhaben der Nachkriegszeit ist begonnen worden: Mit dem Ausbau des Kreuzungsbereiches Schwartauer Allee/Karlstraße/Bei der Lohmühle starten die Arbeiten für die Nordtangente. Damit wird ein Projekt realisiert, für das die ersten Pläne bereits vor fast 100 Jahren, konkret im Juni 1906, vorgelegt worden waren, sagte Bausenator Dr. Volker Zahn bei einer Pressekonferenz am Montag, 2. November.
Das Planfeststellungsverfahren stehe kurz vor dem Abschluß und damit die Trassenführung dieser Entlastungsstraße im wesentlichen fest. Die vierspurige Straße verläuft von der Schwartauer Allee über Karl- und Einsiedelstraße, die neue Trave-brücke, Neue Hafenstraße bis zur Straße Sandberg. Auch die Frage der neu zu errichtenden Flußquerung ist geklärt.
Es werde eine Klappbrücke mit einer Klappe errichtet, die eine Durchfahrtsbreite von rund 37 Metern habe. Das bedeute, Konstinkai und Krupp-Fördertechnik könnten ungehindert angefahren werden. Für Binnenschiffe müsse die Brücke, die eine lichte Höhe von rund 6 Meter habe, nicht hochgeklappt werden. Das sei voraussichtlich nur rund dreimal pro Jahr nötig. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 145 Millionen Mark. Größter Einzelposten ist dabei die Brücke. Abstriche gegenüber früheren Planungen seien bei der Brückenbreite und -höhe gemacht worden.
Die Nordtangente wird in mehreren Schritten realisiert. Auch der nun begonnene erste Bauabschnitt wird in Einzelbereiche unterteilt, an denen unter fließendem Verkehr gleichzeitig gebaut wird. Das heißt, bis Ende 2000 sollen die Schwartauer Allee bis zum Warendorpplatz vierspurig weitergeführt und in der Karlstraße die beiden Fahrspuren auf 4,50 Meter je Richtung verbreitert werden. Zusätzliche Abbiegespuren vor der Kreuzung bekommen Bei der Lohmühle und Karlstraße. Darüber hinaus sind beidseitig getrennte Geh- und Radwege entlang dieser Straßen sowie an der Schwartauer Allee vorgesehen. Außerdem sollen neue Parkbuchten entstehen und Bäume gepflanzt werden.
Parallel zum Straßenbau verlegen die Versorgungsträger (Stadtwerke, Telekom, Entsorgungsbetriebe) neue Leitungen. Durch die Bündelung dieser Maßnahmen reduzieren sich Kosten und Bauzeit. Die Straßenbaukosten für den ersten Bauabschnitt betragen rund acht Millionen Mark. Davon werden 85 Prozent vom Land gefördert.
Zahn bezeichnete den 2. November als "historischen Tag". Es gebe nun kein Zurück mehr, die Nordtangente werde gebaut und der Wirtschaftsverkehr, insbesondere zum Vorwerker Hafen, erhalte eine leistungsfähige Anbindung. Sobald die Nordtangente fertig sei, trage sie erheblich zur Verkehrsberuhigung in St. Lorenz Nord bei. Derzeit quält sich der Verkehr noch durch die Friedenstraße.
Parallel zum ersten Bauabschnitt sollen die Ausschreibungen und die Auftragsvergaben für den zweiten erfolgen. Mit diesem soll in der zweiten Jahreshälfte 2000 begonnen werden. Auch das Datum der Fertigstellung nannte Zahn schon auf den Tag genau: "Am 13. März 2003, auf jeden Fall aber vor dem 10. April 2003, denn dann endet meine Amtszeit". Dies war zwar nicht ganz ernst gemeint, doch etwa zu diesem Zeitpunkt soll das Projekt verwirklicht sein. +++