Die Ausstellung läuft in beiden Häusern bis zum 25. August 2019.
Woher stammen die Exponate in unseren Museen? Wie kamen sie in die Sammlung? Mit diesen Fragen nach der Herkunft beschäftigt sich die Provenienzforschung. Ein großes Forschungsfeld ist dabei der Zeitraum 1933 bis 1945, da während der Zeit des NS-Regimes unzählige Kulturgüter beispielsweise durch Beschlagnahme oder Zwangsverkauf entwendet wurden. Um dieses Unrecht aufzuarbeiten, verpflichteten sich insgesamt 44 Staaten, darunter auch Deutschland, durch die 1998 verabschiedete „Washingtoner Erklärung“, NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut ausfindig zu machen und „faire und gerechte Lösungen“ zur Rückgabe dieser Kulturgüter zu finden.
Im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojektes, gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, wurden auch die Sammlungen der Lübecker Museen untersucht. Alle Ankäufe, Schenkungen, Überweisungen und Tausche zwischen 1933 und 1945 wurden überprüft, um die Herkunft der Objekte zu ermitteln.
„Die Information über die Herkunft eines Werkes zählt inzwischen zu den grundlegenden Hinweisen in unserer Sammlungspräsentation. Wenn die Angabe dann aber lautet‚ 1942 im Kunsthandel erworben‘ wirft das Fragen nach der Rechtmäßigkeit des Erwerbs auf, die bislang unbeantwortet bleiben mussten. Der Klärung im Rahmen der Provenienzforschung nun schrittweise näher zu kommen, ist ein wichtiger Teil der Forschungsarbeit zur eigenen Sammlung,“ erklärt Dr. Alexander Bastek, Leiter des Museum Behnhaus Drägerhaus
Die Kabinettausstellung an zwei Standorten, im Museum Behnhaus Drägerhaus und im St. AnnenMuseum, präsentiert die bisherigen Forschungsergebnisse und zeigt, was die Provenienzforschung in ihrer bisweilen detektivischen Arbeitsweise leistet.
„Provenienzforschung ist ein Thema, das die Museumswelt noch lange beschäftigen wird“, sagt Steffi Grapenthin, Provenienzforscherin in den Lübecker Museen.
Von Gotthardt Kuehls „Braudiele“ über Silberlöffel und Tabaksteller bis hin zu Glasfragmenten reichte die rege Ankaufs- und Sammelpolitik des damaligen Museumsdirektors Hans Schröder. Er leitete die Museen für Kunst und Kulturgeschichte von 1933 bis 1946 und kaufte im gesamten Deutschen Reich bis nach Wien für die Lübecker Museen ein. Nach der für die Lübecker Museen verheerenden Palmarum-Nacht im März 1942 erhielt er eine hohe Entschädigungssumme, mit der er in den besetzten Niederlanden und in Belgien zum Ausgleich der Verluste niederländische Gemälde und Möbel einkaufte. Die Suche nach unrechtmäßig erworbenen Objekten aus seiner Amtszeit und deren Erforschung bietet auch interessante Einblicke in die Lübecker Sammlungs- und Museumsgeschichte der NS-Zeit.
„Museen sind öffentliche Institutionen; so halte ich es für grundlegend, schwierige Sachverhalte aufzuklären und offen damit umzugehen“, betont Dr. Dagmar Täube, Leiterin des St. Annen-Museums.
Die Ausstellung ist hausübergreifend im Museum Behnhaus Drägerhaus und im St. Annen-Museum zu sehen. Auch in den Dauerausstellungen der beiden Häuser befinden sich Objekte, die im Rahmen des Projekts untersucht wurden. Sie sind mit zusätzlichen Objektschildern gekennzeichnet, die Aufschluss über die Herkunft und den Erwerb geben. +++