Ausgrabungen in der Nähe des Burgwalls Alt-Lübeck legen 900 Jahre alten Brunnen frei
Lübecks Archäologen haben bei Arbeiten an der Bahntrasse Lübeck – Travemünde einen bedeutenden Fund gemacht: Es handelt sich um einen Brunnen aus Eichenspaltbohlen, der aufgrund der bisherigen Funde in das 11.-12. Jahrhundert datiert werden kann.
Er passt damit in die letzte slawische Siedlungsphase von Alt Lübeck, in jene Zeit, in welcher der Ringwall als Residenz des in den Chroniken als König bezeichneten Heinrich diente. Die Untersuchungen werden parallel zum Bahngleis in den kommenden Wochen fortgesetzt, um die Spuren eines der bedeutendsten Bodendenkmäler Schleswig-Holsteins vor der Zerstörung zu sichern.
Wo Schwartau und Trave sich treffen, wenige Kilometer vor den Toren Lübecks, liegt jener über 900 Jahre alte slawische Burgwall, der einst Stammessitz der Obodriten war. Auf diesem historisch bedeutenden Boden, am Ringwall Alt Lübeck, führt die Bahnlinie Lübeck – Travemünde unmittelbar vorbei. Diese wird um einen weiteren Gleisstrang erweitert. Hierdurch kommt es zu Bodeneingriffen in das Siedlungsgebiet des alten Königssitzes. Um die Spuren der Vergangenheit zu sichern, führt der Bereich Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck seit Mai 2008 eine durch die Deutsche Bahn finanzierte Grabungskampagne in dem gefährdeten Bereich durch.
Zahlreiche Siedlungsniederschläge, wie Streuschichten und Faschinenreste spiegeln den stetigen Kampf der Bewohner gegen das steigende Wasser der Trave und Schwartau im 11. - 12. Jahrhundert wider und belegen, wie durch den Anstieg des Ostseemeeresspiegels, die Siedlungsfläche Alt Lübecks zunehmend kleiner wurde.
Der Brunnen liegt über 200 m vom Burgwall entfernt und belegt eine größere Ausdehnung der Siedlungstätigkeit als bisher angenommen wurde. Zudem ist er in einer bei den Slawen bisher unbekannt Brunnenbautechnik errichtet worden. Die Funde von Eisenschlacken und Ofenresten belegen die Anwesenheit eines Schmiedes in der Nähe und so könnte es sich um den Brunnen eines Schmiedes gehandelt haben. Dies könnte auch die Lage am Rande der Siedlung erklären. Denn die brandgefährlichen Schmieden wurden nicht gern in der Nähe von hölzernen Häuser gesehen.
Der jetzt entdeckte Fund ist ein kleines Fenster in die Vergangenheit. Die Untersuchungen werden in den kommenden Wochen fortgesetzt. +++