Vorlage - VO/2018/06751  

Betreff: Erweiterung von Schulsozialarbeit an Grundschulen
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Kathrin WeiherBezüglich:
VO/2016/03360
Federführend:4.401 - Schule und Sport Bearbeiter/-in: Maas, Nicole
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Jugendhilfeausschuss zur Kenntnisnahme
21.02.2019 
5. Sitzung des Jugendhilfeausschusses (als gemeinsame Sitzung mit dem Schul- und Sportausschuss) zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Schul- und Sportausschuss zur Kenntnisnahme
21.02.2019 
5. Sitzung des Schul- und Sportausschusses (als gemeinsame Sitzung mit dem Jugendhilfeausschuss) zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
26.02.2019 
11. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnisnahme
28.02.2019 
6. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Nov2018 Konzept Schulsozialarbeit
Sozialgewichtung Konzept Schulsozialarbeit.xlsx

Beschlussvorschlag

Bericht zur Erweiterung von Schulsozialarbeit an Lübecker Grundschulen durch Umwidmung von Projektmitteln

 


Begründung

  1. Bedarfsanalyse

 

Die Lübecker Schulsozialarbeit wurde 2012 von 4 auf 17 Stellen erfolgreich ausgebaut als Sozialraumkonzept mit Standorten an 11 Gemeinschaftsschulen und 7 Gymnasien. Die Grundschulen wurden erst im Schuljahr 2016/17 mit 8 Vollzeitstellen bzw. 13 Schulsozialarbeiter/innen an 14 Standorten durch Umwidmung von Projektmitteln beteiligt.

An 14 Schulstandorten ist jedoch bis heute kein/e Schulsozialarbeiter/ihn präsent, Schulsozialarbeit besteht hier lediglich über temporäre Projekte freier Träger sowie als Krisenintervention in Einzelfällen über die Kooperative Erziehungshilfe.

 

Der Vergleich von Schulstandorten mit und ohne Schulsozialarbeit vor Ort zeigt deutlich die Notwendigkeit eines weiteren Ausbaus von Schulsozialarbeit. Die bereits versorgten Grundschulen zeigen eine höhere Wirksamkeit, da neben Sozialkompetenztrainings auch sozialpädagogische Einzelberatung mit Schüler/innen, Eltern und Lehrkräften stattfinden kann und verlässliche Ansprechpartner für Schüler/innen, Eltern und Lehrkräfte zur Verfügung stehen.

Regelmäßig wird die Koordination Schulsozialarbeit von Schulamt, Schulleitungen und Lehrkräften bezüglich eines weiteren Ausbaus angefragt.

 

Im Schuljahr 2018/2019 werden 7.154 Schüler/innen an Lübecker Grundschulen beschult, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 6.810 Schüler/innen im Jahr 2014/15[1]. Die Geschlechtsverteilung ist nahezu paritätisch. 24 reine Grundschulen mit 27 Standorten werden ergänzt durch 11 Grund- und Gemeinschaftsschulen. An allen Grundschulen gibt es verlässliche Betreuungsangebote, im Schuljahr 2018/19 nehmen 4.047 Kinder an der Schulkindbetreuung teil. Der Anteil ausländischer Schüler/innen an Grundschulen liegt bei ca. 11,3% im Jahr 2018/19 im Vergleich zu 6% im Jahr 2014/15. 194 Grundschüler/innen besuchen den Unterricht „Deutsch als Zweitsprache“.

 

Themen wie Inklusion, Flüchtlingszuwanderung, kulturelle Vielfalt, Absentismus und steigende emotional-soziale Auffälligkeiten von Schüler/innen erfordern einen höheren Fokus auf Erziehungsaspekte und eine zusätzliche sozialpädagogische Kompetenz an Schule.

Bei Flüchtlingskindern kann eine intensive Begleitung in Schule und Familie notwendig sein durch fehlende Kenntnisse der Sprache, des deutschen Bildungssystems sowie traumatisierende Erfahrungen.

Die Erfahrungen der Kooperativen Einzelfallhilfe haben zudem gezeigt, dass Grundlagen für Absentismus häufig in der Grundschulzeit gebildet werden und frühzeitige Interventionen erfolgversprechend sind.

Durch Schulsozialarbeit vor Ort ist es möglich, Kontakte zur Familie frühzeitig aufzubauen und Schule als positiven Ort für Schüler/innen und Eltern zu gestalten.

 

 

  1. Ziele und Aufgaben von Schulsozialarbeit an Grundschulen

 

Schulsozialarbeit an Grundschulen richtet sich an alle Schüler/innen der Klassen 1-4, an deren Eltern, Erziehungsberechtigte und Lehrkräfte.

Schulsozialarbeit fördert Schüler/innen in ihren persönlichen und sozialen Kompetenzen sowie in ihrer Lern- und Leistungskompetenz mit dem Ziel, eine Schulkultur zu gestalten, die die Potenzialentfaltung von Schüler/innen durch Wertschätzung und gemeinsames Lernen ermöglicht und Bildungsbenachteiligung verhindert.

 

Der Schwerpunkt der Schulsozialarbeit an Grundschulen liegt in der sozialpädagogischen Gruppenarbeit, insbesondere in der Durchführung von Sozialkompetenztrainings und in der Einzelberatung von Schüler/innen, Eltern und Lehrkräften. Der Fokus an Grundschulen liegt vorrangig auf präventiven Angeboten zur Stärkung der personalen und sozialen Kompetenz der Schüler/innen. Weiterhin gehört zu den Aufgaben die Vernetzung im Sozialraum mit Angeboten für Schüler/innen und Eltern.

In Kooperationsvereinbarungen werden mit den Schulleitungen und dem erweiterten Schulleitungsteam die Aufgaben der Schulsozialarbeit im Rahmen der Konzeption Lübecker Schulsozialarbeit (s. Anlage Konzept) abgestimmt.

 

Im Rahmen der Ausweitung von Schulsozialarbeit in Grundschulen erhält die Kooperative Erziehungshilfe stärker als bislang den Charakter einer Fachstelle für schulische Erziehungshilfe. Das Team von Sonder- und Sozialpädagog/innen wird eingeschaltet bei massiven Schulschwierigkeiten mit der Möglichkeit sonderpädagogischer Diagnostik bei deutlich vermutetem Förderbedarf in der emotional-sozialen Entwicklung.

 

  1. Personal- und Finanzausstattung Schulsozialarbeit

 

Die Finanzierung der Schulsozialarbeit in Lübeck erfolgt größtenteils aus Landesmitteln Schulsozialarbeit, die über das Finanzausgleichsgesetz (FAG) des Landes Schleswig-Holstein, §28 zur Verfügung gestellt werden. 2018 betrug der Anteil für Lübeck 1.881.079,00 Euro. Der Zuwendungsbescheid des Bildungsministeriums enthielt erstmalig den Hinweis auf die Vorrangigkeit der Mittelverwendung für Personalkosten.

 

In Lübeck beruht Schulsozialarbeit auf 3 Säulen: Schulsozialarbeit im Sozialraum, Projektangebote freier Träger und Kooperative Erziehungshilfe. Die Mittel für die 2,5 neuen Stellen Schulsozialarbeit an Grundschulen stehen durch Umwidmung eines Teils der Landesmittel Schulsozialarbeit an allgemein bildenden Schulen zur Verfügung. Durch die Umwandlung bisheriger Projektmittel Schulsozialarbeit in Personalmittel erfolgt die Schaffung der neuen Stellen für Schulsozialarbeit an Grundschulen für die Hansestadt Lübeck haushaltsneutral.

 

Lübeck beschäftigt in der Schulsozialarbeit vor Ort an Schulen auf 25 Vollzeitstellen 32 Mitarbeiter/innen. Im Vergleich der kreisfreien Städte Kiel, Neumünster und Flensburg liegt Lübeck in der Schülerrelation je Schulsozialarbeit an letzter Stelle. Der Vergleich Schulsozialarbeiter/in zu Schüler/in beträgt in Lübeck 1:787, während in Kiel mit 1:620 eine deutlich intensivere Begleitung von Schüler/innen erreicht wird, die von Flensburg und Neumünster noch übertroffen wird. In Kiel stehen zudem 1 Mio. Euro Projektmittel Schulsozialarbeit zur Verfügung. Ermöglicht wird dies durch einen wesentlich höheren kommunalen Anteil bei Finanzierung der Schulsozialarbeit.

Lübeck müsste zusätzlich ca. 7 weitere Vollzeitstellen einrichten, um den Kieler Schlüssel zu erreichen. Der Ausbaubedarf zeigt sich auch auf der Koordinierungsebene, in Kiel bestehen 4 Koordinierungsstellen mit sozialräumlicher Aufteilung für den Bereich Schulsozialarbeit bei einer Schülerzahl von 23.846 an allgemein bildenden Schulen im Jahr 2017 versus 2 Koordinierungsstellen in Lübeck mit der zusätzlichen Aufgabe Bildungsmanagement bei einer Schülerzahl von 20.620[2]. In Kiel ist der Bereich Bildungsmanagement als Stabsstelle organisiert.

 

Die Eingruppierung der Schulsozialarbeiter/innen erfolgt in TvÖD, EG S11b. Gemäß aktueller Personalkostendurchschnittswerte sind für 2,5 Stellen ca. 167.000 Euro jährlich einzuplanen. Ausgehend von einer Stellenbesetzung zum Beginn des Schulhalbjahres 2018/19 sind für die Monate September bis Dezember 2019 Personalkosten in Höhe von ca. 55.667 Euro erforderlich. Diese werden durch anteilige Umwidmung der Projektmittel zur Verfügung gestellt. Für die antragsgebundene Projektförderung ergänzender Schulsozialarbeit von freien Trägern verbleiben zweckgebundene Mittel von dann noch jährlich 318.000 Euro ab 2020.

Ziel bei der Stellenbesetzung ist ein ausgewogener Genderanteil und eine hohe Vielfalt an Sprachkenntnissen bzw. Migrationshintergründen in der Schulsozialarbeit.

 

Durch die Einrichtung der geplanten 2,5 Stellen an Grundschulen wird Lübeck mit insgesamt 27,5 Vollzeitstellen Schulsozialarbeit vor Ort für 55 Schulen bei 19.675 Schüler/innen eine Verbesserung der Schülerrelation auf 1:715 erreichen, im landesweiten Vergleich der kreisfreien Städte aber weiterhin das Schlusslicht bilden.


Übersicht Stellenverteilung Schulsozialarbeit mit Stand November 2018:

 

Sozialraum

Stellen

Büro- und Präsenzstandorte

Schulen mit Präsenzzeiten

Schulen ohne Präsenzzeiten

Innenstadt

3

GemS Emanuel Geibel,

Marien-Schule (GS) - Doppelnutzung

Oberschule zum Dom, Johanneum (Gymn)

Ernestinenschule, Katharineum (Gymn)

Berend-Schröder-Schule (FöZ)

Dom-Schule (GS)

 

St. Jürgen

3,5

GGemS St. Jürgen (2x)

Thomas-Mann-Schule (Gymn),

Kahlhorst-Schule (GS)

Paul-Klee-Schule (GS)

Schule Grönauer Baum (GS)

Kaland-Schule (GS)

Moisling

1,75

GGemS Heinrich-Mann

Mühlenweg-Schule (GS)

Astrid-Lindgren-Schule (FöZ)

Schule Niendorf (GS)

 

Buntekuh

2,25

GGemS Baltic,

Schule Koggenweg (GS)

 

Schule Schönböcken (GS)

Schule Groß Steinrade (GS)

GS-Teil Baltic

St. Lorenz Süd

1,5

GemS Holstentor,

Luther-Schule (GS)

Bugenhagen-Schule (GS)

 

St. Lorenz Nord A

1,75

GGemS Tremser Teich,

Schule Falkenfeld (GS) - Doppelnutzung

Paul-Gerhardt-Schule (GS)

Schule Wilhelmshöhe (FöZ)

St. Lorenz Nord B

3,25

GGemS Julius Leber (2x),

Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium

GGemS Gotthard-Kühl (2x)

 

Pestalozzi-Schule (GS)

St. Gertrud A

1,5

GemS Geschwister Prenski,

Schule Lauerholz (GS)

Schule am Stadtpark (GS)

 

St. Gertrud B

2,5

GGemS Albert Schweitzer,

GGemS Schule an der Wakenitz

Schule Eichholz (GS)

Schule Marli (GS)

 

GS-Teil Schule an der Wakenitz, GS-Teil Albert-Schweitzer-Schule, Maria-Montessori-Schule (FöZ)

Schlutup

1

GGemS Willy Brandt

 

 

Kücknitz, Travemünde

3

GGemS Trave, Trave-Gymnasium,

Schule Roter Hahn,

GGemS Schule am Meer,

Stadtschule Travemünde

 

Schule Utkiek (GS)

Schule Rangenberg (GS)

Matthias-Leithoff-Schule (FöZ)

Lübeck gesamt

25

29 Kernstandorte Schulsozialarbeit

11 Präsenzstandorte Schulsozialarbeit

14 Standorte ohne Schulsozialarbeit

 

GemS = Gemeinschaftsschule, GS = Grundschule, Gymn = Gymnasium, FöZ = Förderzentrum, 2x = 2 Schulstandorte


 

4. Stellenverteilung

 

Die neu eingerichteten 2,5 Vollzeitstellen sollen mit 5 Teilzeitstellen á 19,5 Wochenstunden besetzt werden.

Für die 5 neuen Schulsozialarbeiter/innen werden an 5 Kernstandorten Büros eingerichtet. Als Kernstandorte werden die bislang unversorgten Schulstandorte mit der höchsten Schülerzahl gewählt, unter Berücksichtigung der räumlichen Kapazitäten zur Einrichtung von Büros.

Zur Versorgung der 8 kleineren Schulstandorte werden feste Präsenzzeiten in Abstimmung mit den Schulleitungen eingerichtet. An diesen Standorten muss die Möglichkeit zur verbindlichen Nutzung von Räumen für die vertrauliche Durchführung von Beratungsgesprächen gegeben sein.

 

Die Stellenanteile je Grundschule werden anhand von Schülerzahlen und DaZ-Zahlen (Deutsch als Zweitsprache) sowie mittels Sozialdatengewichtung (Bildungsfondsanteile der jeweiligen Schulstandorte) ermittelt (s. Anlage Sozialdatengewichtung).

 

 

Planung zur Verteilung der 2,5 neuen Stellen an bislang unversorgten Schulstandorten:

 

 

Schulen mit Büro Schulsozialarbeit als Kernstandort

Schulen mit Präsenzzeiten

geplante Stellen

Sozialraum

Kaland-Schule

Schule Grönauer Baum

0,5

St. Jürgen

GS-Teil Baltic

Schule Schönböcken,

Schule Groß Steinrade

0,5

Buntekuh

Pestalozzi-Schule

Schule Wilhelmshöhe

0,5

St. Lorenz-Nord

GS-Teil Schule an der Wakenitz

GS-Teil Albert-Schweitzer, Maria-Montessori-Schule

0,5

St. Gertrud-B

Schule Rangenberg

 

Schule Utkiek

Matthias-Leithoff-Schule

0,5

Kücknitz/Travemünde

 

 


[1] Quelle für alle Daten, soweit nicht anders gekennzeichnet, ist der Bildungsbericht: Schulstatistik der allgemein bildenden Schulen der Hansestadt Lübeck Schuljahr 2018/19 des Bereiches Schule und Sport von November 2018.

[2] Quelle Schülerzahlen Kiel und Lübeck: Statistikamt Nord,  Statistischer Bericht B I 1 - j 17 SH


Anlagen

 

1. Konzept Schulsozialarbeit an Lübecker Schulen

2. Sozialgewichtung Schulsozialarbeit Grundschule

 

Anlagen:  
  Nr. Status Name    
Anlage 3 1 öffentlich Nov2018 Konzept Schulsozialarbeit (125 KB)    
Anlage 2 2 öffentlich Sozialgewichtung Konzept Schulsozialarbeit.xlsx (43 KB)    
Stammbaum:
VO/2015/03235   SPD: Ausbau der Schulsozialarbeit an Grundschulen Haushaltsbegleitbeschluss zur Vorlage VO/2015/03069 ? Top 10.25   Geschäftsstelle der SPD Fraktion   Antrag der SPD-Fraktion
VO/2016/03360   Neustrukturierung von Schulsozialarbeit an Grundschulen   4.401 - Schule und Sport   Bericht öffentlich
VO/2018/06751   Erweiterung von Schulsozialarbeit an Grundschulen   4.401 - Schule und Sport   Bericht öffentlich