Auszug - Mündlicher Bericht von Vertreter:innen privater Lübecker Theater  

1. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege
TOP: Ö 4.1
Gremium: Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege Beschlussart: (offen)
Datum: Mo, 10.07.2023 Status: öffentlich
Zeit: 16:03 - 17:31 Anlass: Sitzung
Raum: Große Börse
Ort: Rathaus
 
Wortprotokoll

AV Stolzenberg heißt die Vertreter:innen privater Lübecker Theater willkommen und der Ausschuss erteilt Hr. Ulli Haussmann das Rederecht.

 

Hr. Haussmann berichtet im Namen der vier anwesenden, von der Hansestadt Lübeck institutionell geförderten freien Theater (Theater am Tremser Teich, Taschenoper Lübeck, Kolk 17 – Figurentheater, Theater Combinale). Im Hinblick auf die Fördersumme für freie Theater liegt das Land Schleswig-Holstein im Bundesländervergleich im letzten Drittel.

 

Hr. Haussmann erläutert, dass die vier anwesenden Häuser durch die Stadt institutionell mit einem Gesamtfördervolumen von 110.000 Euro gefördert werden. Bei einem erwirtschafteten Gesamtetat von zusammen 1,3 Mio. Euro liegt der Förderanteil also unter 10 %. Dafür bieten die vier Theater jährlich 500 Aufführungen mit 55.000 Zuschauer:innen. Flensburg und Kiel finanzieren jeweils ein einzelnes Theater mit gut 100.000 Euro pro Jahr. 

Während die kommunale Förderung in den vergangenen Jahren kaum bis geringfügig erhöht wurde, wurde die Landesförderung deutlich erhöht. Beispielsweise hat das Theater Combinale 2002 52.000 Euro kommunale Förderung erhalten, im Jahr 2023 55.000 Euro (7 % in 21 Jahren), während sich die Landesförderung im gleichen Zeitraum mehr als vervierfacht hat auf 107.000 Euro.

 

Hr. Haussmann berichtet über aktuelle Herausforderungen und den sich daraus ergebenden Bedarfsetat. Neben den steigenden Kosten durch die Inflation, die Energiekostensteigerung und Lohnangleichungen stellt die Einhaltung der Honoraruntergrenzen in Bezug auf Abendgagen, Probenhonorare, Honorare für Regie und Bühnenbild etc. eine besondere Herausforderung dar. Sie sind angelehnt an NV-Solo Bühne Tarife (für Berufsanfänger:innen) und liegen bis zu 160 % über den zuvor gezahlten Honoraren. Hieraus ergeben sich Mehrkosten von 440.000 Euro. Anstelle des derzeitigen Zuschusses für die genannten Theater i. H. v. 110.000 €, würde dies einen Zuschuss von 550.000 Euro ausmachen.
Darüber hinaus hält Hr. Haussmann Projektmittel für andere freie Gruppen (er verweist auf weitere 20 Theater und Einzelkünstler:innen) für sinnvoll. Anstelle der aktuellen Fördersumme für Projektförderung i. H. v. 61.000 Euro, hält er einen Projektförderetat i. H. v. 200.000 Euro für sinnvoll.

 

Er betont, dass diese Summe von Land und Kommune gemeinsam getragen werden müsste. Das Land ist in den letzten Jahren mit deutlichen Erhöhungen der Fördergelder in Vorleistung gegangen. Diese Steigerungen sind in einem 3-Stufenplan angelegt. Auch ein Signal aus der Kommune ist erforderlich.

 

Hr. Haussmann schlägt für den Haushalt 2024 eine erste Erhöhung der kommunalen Förderung um 140.000 Euro auf 250.000 Euro vor, davon ca. 50.000 Euro für freie Projektmittel.

 

Es sprechen dazu Hr. Dr. Junghans, Hr. Petereit, Hr. Schindler, Hr. Stabe und Fr. Senatorin Frank.

AV Junghans erkundigt sich nach der Kopplung zwischen kommunaler Förderung und Landesförderung und regt Budgetberatungen in den Fachausschüssen an.

AV Petereit macht darauf aufmerksam, dass die Kulturförderung seitens des Kulturausschusses gestärkt werden soll.

Hr. Stabe betont die überregionale Strahlkraft der freien Theater und erkundigt sich nach fehlenden Anpassungsklauseln in den Budgetverträgen.

Fr. Frank erläuterte, dass in der Kulturförderung bisher keine mehrjährigen Budgetverträge mit Anpassungsklauseln angewandt würden. Seitens der Verwaltung würden diese begrüßt, sofern die Bürgerschaft dazu Haushaltsmittel bereitstelle. Zur Landesförderung verweist sie darauf, dass die im FAG vereinbarte überregionale Förderung des Theater Lübeck die tatsächlichen Kostensteigerungen nicht abdeckt. Dazu fänden Gespräche mit dem Ziel statt, die Handlungsspielräume der Hansestadt Lübeck bezogen auf freie Kulturangebote zu vergrößern.