Auszug - Mündlicher Zwischenbericht zur Umsetzung der Handlungsempfehlungen aus dem Psychiatriebericht (Herr Dr. Hamschmidt)   

8. Sitzung des Ausschusses für Soziales in der Wahlperiode 2018/2023
TOP: Ö 6.2
Gremium: Ausschuss für Soziales Beschlussart: (offen)
Datum: Di, 07.05.2019 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 16:03 - 17:45 Anlass: Sitzung
Raum: Großer Sitzungssaal (Haus Trave 7.OG)
Ort: Verwaltungszentrum Mühlentor
 
Wortprotokoll
Abstimmungsergebnis

Herr Dr. Hamschmidt nimmt Bezug auf seine Ausführungen in der Ausschusssitzung am 06.03.2018, TOP 6.1, und teilt zu den dort vorgestellten Handlungsempfehlungen im Einzelnen folgenden Sachstand mit:

 

1. Hohe Priorität (Umsetzung der Forderung wird als sehr wichtig und dringend an die Politik kommuniziert).

a) 20 Plätze für eine adäquate nachstationäre Versorgung für Patienten mit langfristigem Unterbringungsbeschluss (geschlossene Pflegeplätze)

Das Gesundheitsamt befindet sich diesbezüglich in Verhandlungen, es ist davon auszugehen, dass diese etwa zum Jahresende erfolgreich umgesetzt werden können.

 


b) 5 Plätze in einer Jugendhilfe-Intensiv-Einrichtung

und
c) Therapeutische Wohneinrichtung(en) für Jugendliche und junge Erwachsene mit schweren psychischen Erkrankungen, die in den Regeleinrichtungen der Jugendhilfe nicht adäquat versorgt werden (können)

Der Bereich Familienhilfen/Jugendamt berichtet dazu folgendes:
Seit unserer letzten Stellungnahme betr. Handlungsempfehlungen hat sich Folgendes ergeben:

Junge Menschen mit psychischen Auffälligkeiten stehen  seit langem  im Blickpunkt der Jugendhilfe in Lübeck, da eine angemessene Versorgung für diese Zielgruppe oft eine besondere Herausforderung darstellt.

Da die Schaffung bzw. Erweiterung oder Anpassung von Einrichtungen einen längeren Zeitraum auch unter sorgfältiger Betrachtung der  Jugendhilfeplanung erfordert, hat der Bereich Familienhilfen sich in einem ersten Schritt mit dem Kooperationsprojekt Grenzgänger auf den Weg gemacht.

Im Rahmen der Förderung „Grenzgänger“ durch das  Sozialministerium Schleswig- Holstein besteht seit Oktober 2017 ein gemeinsames Projekt des Bereichs Familienhilfen/ Jugendamt und der Vorwerker Diakonie als Träger der Inobhutnahme und der Vorwerker  Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Jugendpsychiatrie (KJPP).

Zielgruppe sind pädagogisch und psychisch auffällige junge Menschen, in der Fachdiskussion als Grenzgänger bezeichnet, die mit herkömmlichen Jugendhilfeangeboten nur schwer oder zeitweise gar nicht erreichbar sind. Diese jungen Menschen bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit, um im Spannungsfeld der Inobhutnahme, der Vermittlung in geeignete (Jugend-)Hilfeeinrichtungen und der oft notwendigen psychiatrischen Abklärungen angemessene Begleitung zu erfahren.

Die Kooperation beinhaltet im Einzelnen:

  • Verbindliche Kooperationsabsprachen zwischen den Akteuren und Sicherstellung eines angemessenen Informationsflusses unter Wahrung des Datenschutzes, die sowohl bei regelhaften Fallverläufen als  auch im Krisenfall ein effektives Miteinander der Helfersysteme ermöglichen
  • Angebot der telefonischen Kurzberatung von Jugendhilfeträgern durch die KJPP bei akuten psychischen Krisen von jungen Menschen in Einrichtungen
  • Einsatz einer Fachkraft bei der Vorwerker Diakonie zur Fallkoordination und –begleitung für „Grenzgänger“
  • Etablierung eines regelmäßigen Austausches zwischen den Beteiligten auch zu fallübergreifenden Kooperationsthemen und Fragestellungen im Kontext psychisch auffälliger junger Menschen

Die übrigen Träger von stationären Jugendhilfeangeboten in Lübeck wurden durch Vorstellung des Projektes in der Unter AG der AG 78, Fachgespräch Hilfen zur Erziehung, sowie durch Teilnahme an einem von der Projektleitung veranstalteten Fachtag im November 2018 angesprochen und eingeladen, in eine Ausweitung der Kooperation einbezogen zu werden.

Der Bereich steht daher  im regelmäßigen Austausch mit der KJPP.

Mit Blick auf „psychisch belastete Kinder/Jugendliche bzw. Familien“ sind Desweiteren folgende Maßnahmen zu erwähnen:

-          Eine weitere Gruppe für Kinder psychisch belasteter Eltern beim Träger „Die Brücke“

-          Leistungserbringung im Rahmen der SPFH mit besonderem Profil für die Bedarfe psychisch kranker Eltern ebenfalls durch „Die Brücke“.

 

d) Umsetzung der avisierten Minimalausstattung von Suchtberatungsstellen mit 
2 Vollzeitstellen
Ist durch die zwei Streetworkerstellen umgesetzt


e) Schaffung von Wohneinrichtungen/-Möglichkeiten für ältere Abhängige von illegalen Drogen inklusive Pflege (bei Bedarf)
Es wurde dazu ein Konzept von der AWO erstellt, wir gehen davon aus, dass diesbezüglich in Kürze ein Antrag gestellt werden wird.


f) Fortsetzung des Projektes „komm mit“ (Sprach- und KulturmittlerInnen-Pool) über den 31.07.2018 hinaus
Das Projekt wird erfolgreich weitergeführt.


 

g) Gesicherte, leicht zugängliche und unbürokratische Übernahme der Kosten für DolmetscherInnen in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung geflüchteter Kinder- und Jugendlicher

Die Übernahme der Dolmetscherkosten gestaltet sich sehr schwierig, auch die Diskussion auf Landesebene ist schwierig, hierzu sollten seitens der Politik Unterstützung erfolgen.

 

h) Schaffung von preis- und lebenswertem Wohnraum
Dieses wird im Fachbereich 5 bearbeitet.


i) Notaufnahmeeinrichtung mit 5 Plätzen für obdachlose schwer psychisch erkrankte Menschen (Systemsprenger/Systemprüfer)

Ist in der Diskussion


j) Erhöhung der Platzzahlen in der voll-, teilstationären und ambulanten Versorgung der Eingliederungshilfe

Bezüglich Autismus-Spektrumstörungen finden Verhandlungen statt, es ist davon auszugehen, dass diese in Bälde erfolgreich beschlossen werden können.

Bezüglich der sonstigen Anforderungen an Platzzahlen müssen noch die Auswirkungen des Bundesteilhabegesetzes einfließen, um genauere Aussagen treffen zu können.

 

k) Interkulturelle Orientierung und Öffnung der Träger in der voll-, teilstationären und ambulanten Versorgung, um Menschen mit Migrationshintergrund adäquat versorgen zu können.

Bei schwerer psychisch belastetem Klientel gestaltet sich dieses schwierig, insbesondere bei Klienten, die nicht Deutsch sprechen können. Diesbezüglich sollte sich die Politik bei den zuständigen Trägern dafür einsetzen, dass diese Klienten aufgenommen werden.
 

2. Nachgeordnete Priorität (Umsetzung der Forderung wird als wichtig an die Politik kommuniziert).

a) Einrichtung einer Fachstelle für Glücksspiel und Medien
Das Land hat sich diesbezüglich noch nicht bewegt, die Einführung einer Fachstelle für Glücksspiel und Medien in Lübeck wird wohl nur gelingen, wenn sich die Politik hierfür auf Landesebene einsetzt.


b) Zulange Wartezeiten auf Termine bei den niedergelassenen PsychiaterInnen und PsychotherapeutInnen
Dieses ist ein Bundesproblem, ist aber auf Bundesebene erkannt worden, es ist zu hoffen, dass die Wartezeiten sich verkürzen werden. Trotzdem ist es wichtig, dass die Politik dauerhaft in ihren Gremien auf das Problem hinweist.

 

3. Sonstiges:

a) Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund unabhängig vom Aufenthaltsstatus mit der Doppeldiagnose psychische Erkrankung/Trauma und Sucht.
Diese Thematik wird weiter auf Landesebene besprochen.


b) Berufliche Integration

Die Problematik wird in den entsprechenden Kreisen  besprochen, die Auswirkungen des Bundesteilhabegesetzes sind aber weiterhin noch unklar.

 


4. In Bearbeitung:

a) Streetwork für Szenetreffpunkte
Erledigt, die Stellen wurden eingerichtet.
 

b) Präventionsangebot für SchülerInnen und BürgerInnen an den Lebensschwellen (Renteneintrittsalter)
Die Angebote sind jetzt vorhanden.


c) Verzahnung von Eingliederungs- und Jugendhilfe. Vernetzung und gemeinsame Steuerung der Hilfen zwischen Jugendamt, Soziale Sicherung und Sozialpsychiatrischem Dienst.
Ist erledigt

 

Anschließend beantwortet Herr Dr. Hamschmidt Fragen von Frau Büche und Herrn Hönel (Zugang zu den niedergelassenen PsychiaterInnen und PsychotherapeutInnen, o.a. Ausführungen des Bereiches Familienhilfen/Jugendamt), Herr Voht (Anmerkung zum Thema Glücksspiel), Frau Wolter (interkulturelle Öffnung der Träger) und Herrn Dr. Grohmann (Zwangseinweisung mit Zwangsmaßnahmen z.B. Zwangsfixierung).


Der Ausschuss nimmt den mündlichen Bericht zur Kenntnis.