Projekt Beckergrube:
"Lübeck geht los" am 10. Mai 2020
Obere Beckergrube und Breite Straße werden ein Jahr für den Durchgangsverkehr gesperrt
Weniger Verkehr und mehr Aufenthaltsqualität von der Breiten Straße bis zur oberen Beckergrube – unter dem Motto „Lübeck geht los“ startet das Verkehrsprojekt mit einem kleinen Eröffnungsfest am 10. Mai 2020. Der Zeitplan ist sehr ambitioniert, aber der neu gewonnene Raum soll den gesamten Sommer lang genutzt werden.
Die Planung für die verkehrliche Neuordnung ist abgeschlossen. Die vorbereitenden erforderlichen Straßenbaumaßnahmen können beginnen. Die Stadt erarbeitet zudem mit Hochdruck ein begleitendes freiraumplanerisches Konzept. Für die Umsetzung der Ideen von Anwohnern und Gewerbetreibenden sollen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden.
„Mit dem Verkehrsprojekt setzen wir das erste große Pilotprojekt des Rahmenplan Innenstadt um. Viele Lübeckerinnen und Lübecker haben sich in die Planung eingebracht. Nur sechs Monate nach Beschlussfassung durch die Bürgerschaft startet damit das erste Projekt zur Verkehrswende in Lübeck. Lübeck geht los!“ führt Bürgermeister Jan Lindenau aus und appelliert: „Lassen Sie uns gemeinsam Erfahrungen sammeln, wie die Aufenthaltsqualität in der Altstadt erhöht werden kann und ob eine andere Verkehrslenkung positive oder negative Effekte auslöst. Lübeck bleibt auch weiterhin für alle erreichbar, egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Bus oder dem Auto. Das Unesco-Welterbe hat es verdient von Menschen bewundert und von weniger Durchgangsverkehr beeinträchtigt zu werden.“
Warum ein Verkehrsprojekt? Ziel ist es, die Aufenthalts- und Lebensqualität in der Lübecker Altstadt zu erhöhen. Dazu sollen die Nutzungsmöglichkeiten deutlich verbessert werden. Das ist das Ergebnis des einjährigen Planungs- und Beteiligungsprozesses zum Rahmenplan Innenstadt mit Mobilitätskonzept. Der öffentliche Raum auf der Altstadtinsel erhält ein größeres Gewicht. Die Umsetzbarkeit dieser Neuordnung soll an einem konkreten Beispiel geprüft werden: Die obere Beckergrube und die Breite Straße werden ab Mai 2020 etwa ein Jahr lang für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die Fahrbahn wird verengt, der ÖPNV wird gestärkt, indem die Haltestellen barrierefrei ausgestaltet werden. Damit wird Platz geschaffen, der genutzt werden soll!
Gleichzeitig dient der Versuch dazu, Informationen zum Verkehrsaufkommen und zum Verkehrsfluss zu erhalten, die Grundlage für eine begleitende Evaluierung bilden. Damit bietet das Projekt die Chance, zu prüfen, welche Maßnahmen geeignet sind, den Verkehr in der Altstadt zu lenken und den Durchgangsverkehr zu unterbinden. Dies ist im Rahmen der Verkehrswende und insbesondere im Hinblick auf die Aufstellung des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) ab Sommer 2020 erforderlich.
„Wir haben uns für die Entwicklung unserer Stadt eine ganze Menge vorgenommen. Wir erstellen zukunftsorientierte Konzepte und Pläne. Mit Lübeck über:Morgen gehen wir in den Dialog und beteiligen die Bürger:innen an dieser Entwicklung. Das Projekt Beckergrube dient nun dazu, gezielt baulich-gestalterische und technische Maßnahmen umzusetzen, sie auszuprobieren und zu testen. Die Erkenntnisse, die wir dabei gewinnen, werden uns helfen und in weitere zukunftsweisende Projekte einfließen“, so Bausenatorin Joanna Hagen.
Die Rückeroberung des öffentlichen Raums
Weniger Verkehr heißt mehr Raum für die Menschen. Das eröffnet Chancen nicht nur für die Anlieger. Den gewonnenen öffentlichen Raum sollen alle Lübecker:innen und Besucher:innen der Stadt nutzen. Gemeinsam mit den Anrainern und tatkräftigen Mitstreitern werden unterschiedliche Modelle erprobt, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Verschiedene Aktionen sollen zeigen, wie man von dem neuen Raum profitieren kann. Einige der ansässigen Gastronomen planen bereits kräftig mit. Es gibt außerdem Initiativen, die mehr Grün auf die Altstadtinsel bringen und Urban Gardening etablieren möchten. Neue konsumfreie Sitzgelegenheiten sorgen für Entschleunigung und mehr Lebensqualität. Weitere Ideen dazu sind eine Leseinsel, eine Tanzfläche, Floh- und Antikmärkte sowie eine Outdoorbühne für das Theater.
Alle Ideen werden bei der Stadt gebündelt und geprüft. Dafür wurden extra eine Projekt- und eine Arbeitsgruppe etabliert. Für die Gestaltung und Bespielung des provisorischen Umbaus wird ein freiraumplanerisches Konzept entwickelt, um verschiedene Nutzungen ausprobieren zu können. So wird offensichtlich, was in diesem Straßenraum möglich ist. Die Maßnahmen können aber natürlich nachgesteuert werden. So kann für die spätere Umsetzung ausprobiert werden, was tatsächlich funktioniert. Die neuen Räume sollen für Fußgänger:innen belebt und bespielt werden, damit der Mehrwert erlebbar wird. Die Fußgänger:innen können den Raum positiv besetzen. Hier wird auch das Bürgerengagement herausgefordert.
Details zur verkehrlichen Neuordnung
Die obere Beckergrube zwischen Fünfhausen / Kupferschmiedestraße bis zur Breiten Straße und die Breite Straße bis zum Koberg werden verkehrsrechtlich in einen „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“ mit reduzierter Geschwindigkeit (20 km/h) geändert. Die Fahrt durch die Versuchsstrecke ist lediglich den Bussen, Taxen, Mietwagen, Lieferverkehr, Radverkehr bzw. E-Kfz und -Scootern sowie Schwerbehinderten und Bewohnern mit Parkausweis erlaubt. 19 Kurzzeitparkplätze werden zunächst aufgegeben.
Auf diese Regelung wird bereits vor der Burgtorbrücke hingewiesen, so dass nicht Durchfahrtsberechtigte schon über die Fährstraße abfahren können. Ansonsten kann um den Koberg fahrend die Altstadt wieder über die Burgtorbrücke verlassen werden. Die Zufahrtsberechtigten in der Fischer- und Engelsgrube werden bis auf die engen Abschnitte vor der Einmündung in die Breite Straße für den Zweirichtungsverkehr freigegeben, so dass in Richtung Untertrave gefahren werden darf. Wie bisher kann in die Breite Straße rechts abgebogen werden. Die Fußgängersignalanlagen werden für den Versuch abgeschaltet. Der Kfz-Verkehr, der aus der Königstraße kommt, darf am Koberg nur noch geradeaus Richtung Burgtor fahren.
Vorbereitende Baumaßnahmen:
Ab Mitte März wird es erst einmal für fünf bis sechs Wochen etwas „ungemütlich“. Für die provisorische Neuordnung der Verkehrsflächen sind bauliche Maßnahmen erforderlich. Alle Verkehrsteilnehmer bekommen eine deutlich erkennbare Flächenzuordnung. Der neu gewonnene Raum soll für die Fußgänger erlebbar gemacht werden. Vor dem Theater wird eine breitere Vorfläche entstehen, die zum Verweilen einladen soll. Dafür werden die heute nicht barrierefreien Haltestellen des Stadtverkehrs nach Westen verlegt. Die vorhandene Busbucht auf der Südseite wird verfüllt und umgenutzt. Es werden Seitenstreifen für Mehrfachnutzungen, z.B. Parken für Gehbehinderte, mobile Radständer, Taxenstand, Liefern im Zeitfenster und Sondernutzungen hergestellt. In den Seitenstreifen wird das Liefern wie in den angrenzenden Fußgängerzonen zeitlich begrenzt.
Für die Anwohner und Gewerbetreibenden fand am Montag, 9. März 2020, um 18.30 Uhr eine Informationsveranstaltung im Theater-Restaurant Dülfer in der Beckergrube 16 statt, um den Dialog aufzunehmen und die Planung im Austausch zu konkretisieren.
Ideen zur Nutzung der neu gewonnenen Flächen können gern per E-Mail an beckergrube@luebeck.de gesendet werden. Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!
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